US-Wahl und Europa: Was, wenn Trump gewinnt?

    Analyse

    US-Wahl und Europa:Was, wenn Trump gewinnt?

    Florian Neuhann
    von Florian Neuhann, Brüssel
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    Donald Trump könnte die Wahl in den USA im November gewinnen. Das hätte auch Folgen für Europa. Wie Europa sich auf das Szenario Trump vorbereitet. Oder vorbereiten könnte.

    GlobalPolitiX: Angst vor Trump
    In Europa schrillen die Alarmglocken. Trumps Drohungen, die Nato zu verlassen, sorgen für Unsicherheit im Bündnis. Könnte sich Europa ohne Amerika gegen Russland verteidigen?15.02.2024 | 15:58 min
    Der Angriff kommt aus dem Osten, genauer: aus Russland. Russische Truppen marschieren über die Ostgrenze der Nato. Für die Militärallianz tritt der Bündnisfall ein, der einen Angriff auf ein Land zu einem Angriff auf alle Mitgliedsstaaten erklärt. Die Nato reagiert sofort: US-Kriegsschiffe und Truppen werden nach Europa verlegt, eilen dem angegriffenen Land zu Hilfe.
    Es ist, zum Glück, nur eine Übung, die dieser Tage in Europa läuft: "Steadfast Defender", das größte Nato-Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges - mit 90.000 Soldaten insgesamt, 12.000 davon aus Deutschland. Die meisten aber kommen aus den USA. Zumindest in diesem Übungsmanöver ist die Welt der Nato noch in Ordnung.

    Trumps Äußerungen, Europas Furcht

    Doch seitdem Donald Trump davon sprach, er würde Russland zu einem Angriff auf säumige Nato-Partner "ermutigen", dürfte auch dem letzten in Europa mit Verantwortung klar geworden sein: Sollte Trump in den USA wieder an die Macht kommen, kann sich Europa nicht mehr auf den Schutz durch die USA verlassen. Was dann?
    Election 2024 Trump
    Ex-US-Präsident Trump äußert sich auf einer Wahlkampfveranstaltung zur Nato und droht, beitragssäumigen Nato-Partner militärisch nicht vor Russland zu schützen. 12.02.2024 | 2:00 min

    Trump 2.0 wäre deutlich gefährlicher

    Fakt ist: Trump 2.0 wäre für Europa gefährlicher als in seiner ersten Amtszeit. 2016 kam Donald Trump weitgehend unvorbereitet ins Amt, seine wildesten Pläne wurden von erfahrenen Außenpolitikern gebremst.
    Diesmal, so fürchten sie in Brüssel, gäbe es keine "Adults in the room", keine Erwachsenen mehr am Tisch. Und diesmal hat sich auch das Trump-Umfeld vorbereitet: Pläne für die Stilllegung der Allianz mit Europa existieren bereits, schon wird im Trump-Umfeld über eine zweistufige Mitgliedschaft fabuliert - mit Schutz nur für jene Länder, die nach Ansicht der USA ausreichend zahlen, die wie vereinbart zwei Prozent ihres Haushaltes in die Verteidigung investieren.
    Die NATO
    Donald Trump stellt die Nato infrage - und wirft einen dunklen Schatten auf die künftigen Sicherheitsgarantien zwischen Europa und den USA.11.02.2024 | 2:47 min
    Trump müsste gar nicht aus der Nato austreten, um die Allianz in ihrem Kern zu treffen: der wirksamen Abschreckung von Feinden durch die Allianz.

    Europa hat sich lange auf die USA verlassen

    75 Jahre lang, seit Gründung der Nato, hat sich Europa auf den Schutz des "Großen Bruders" verlassen. Zahlen belegen das eindrucksvoll, erst recht für die Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges: Seit 1990 hat Europa die Zahl seiner Soldaten von 3,4 Millionen auf 1,3 Millionen reduziert. Man dachte - lange zu Recht - die Kriegsgefahr sei vorbei, wollte von der sogenannten "Friedensdividende" profitieren.
    Auf der anderen Seite haben die USA die Zahl ihrer Soldaten in Europa nach Putins Einmarsch in die Ukraine deutlich erhöht: um 20.000 auf nun über 100.000 insgesamt.

    Der Wiederaufbau der europäischen Streitkräfte dauert

    Reaktionsfähige Streitkräfte wieder aufzubauen, das kostet: Zeit, Geld, und politisches Kapital. Mit der Dauer von "mindestens einem Jahrzehnt" rechnet etwa im ZDF-Interview Europas oberster Militär, der österreichische General Robert Brieger.
    Donald Trump
    Als Trump die Präsidentschaftswahl gegen Joe Biden verlor, war die Erleichterung groß. Doch Trump will wieder Präsident werden und seine Chancen stehen gut.28.01.2024 | 3:59 min
    Der Hoffnungsschimmer: Auch Putins Russland, das schätzen Experten, bräuchte nach einem möglichen Sieg über die Ukraine wohl einige Jahre, um sein Militär wieder aufzubauen. Doch sich auf diesen Zeitvorsprung zu verlassen, scheint riskant.

    Eine Atomwaffe für die EU?

    Aufgeschreckt diskutiert Europa also, was es tun könnte. Schon werden eigene Atomwaffen für die EU gefordert - dabei hat dieses Gebilde nicht mal eine eigene Regierung. Wer also würde im Fall der Fälle auf den roten Knopf drücken: Die Kommissionspräsidentin, der Ratspräsident - oder bräuchte es einen Sondergipfel der 27 Staats- und Regierungschefs?
    ZDF-Korrespondent Ulf Röller aus Brüssel bei ZDFheute live
    Die Debatte über eine atomare Aufrüstung in der EU bleibe eine theoretische Debatte, so ZDF-Korrespondent Ulf Röller. 13.02.2024 | 6:32 min
    Auch Fragen der Anschaffung und Logistik sind so kompliziert, dass Militärs nur müde abwinken. Und in der Nato selbst heißt es: Die eigene atomare Abschreckung funktioniere, jede Diskussion über Alternativen schade der Glaubwürdigkeit derselben.

    Zwei Wege für den Umgang mit Trump

    Und so setzt man in Berlin wie in anderen europäischen Hauptstädten auf zweierlei. Zum einen versuchen Spitzen der Bundesregierung schon jetzt, belastbare Kontakte aufzubauen ins Umfeld von Donald Trump, um den möglichen Schaden im Vorfeld zu begrenzen.
    Nato-Länder, die Zwei-Prozent-Ziel erreichen

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    Zum anderen heißt es, führe kein Weg an einer Stärkung der konventionellen Streitkräfte vorbei. In diesem Jahr übertreffen Deutschland und Frankreich nach eigener Planung erstmals seit langem das berühmte Zwei-Prozent-Ziel der Nato. Es ist ein Anfang.
    Florian Neuhann ist Korrespondent im ZDF-Studio Brüssel.

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