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Interview
Politologe zu Trump-Attacke:Lammert: Gewalt hat Geschichte in den USA
von Katharina Schuster
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Die Attacke auf Trump wird den US-Wahlkampf "massiv verändern", so der Politologe Christian Lammert. Beide Parteien müssten aufpassen, dass sich keine Gewaltspirale entwickele.
Sehen Sie hier das Interview mit Christian Lammert in voller Länge. 15.07.2024 | 4:49 min
Die Faust, das Blut, die Fahne: Bilder sind ein mächtiges politisches Instrument. Die Bilder des blutenden und die Faust reckenden Donald Trump nach dem Anschlag von Butler könnten ihm womöglich sogar zum Wiedereinzug ins Weiße Haus verhelfen - doch das Rennen ist weiter offen.
Führt das versuchte Attentat auf Trump zu mehr Gewalt in den USA? US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas sieht eine verschärfte Bedrohungslage. "Wir befinden uns in einer erhöhten und sehr dynamischen Bedrohungslage", sagte er bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus.
Sein Ministerium, der Secret Service, das FBI und weitere Behörden nähmen dies "sehr ernst" und passten die Sicherheitsmaßnahmen an.
Werden Trump-Anhänger jetzt noch gewalttätiger?
Man dürfe nicht vergessen, "dass es schon viel politische Gewalt" in den USA in den letzten Jahren gegeben habe, sagt Politologe Christian Lammert im Interview mit dem ZDF heute journal update. Darunter der Sturm auf das Kapitol.
Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 den Parlamentssitz in Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl formal zu bestätigen. Trump hatte seine Anhänger zuvor bei einer Rede aufgewiegelt.
Infolge der Krawalle kamen damals fünf Menschen ums Leben.
Quelle: dpa
Infolge der Krawalle kamen damals fünf Menschen ums Leben.
Quelle: dpa
Zwischenzeitlich habe es aber auch weitere Anschlagsversuche gegeben:
- 2022 ein versuchter Anschlag auf Nancy Pelosi (ehemalige demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses)
- 2022 ein versuchter Anschlag auf Brett Kavanaugh (Richter am Supreme Court)
- 2020 ein versuchter Entführungs- und Mordplan gegen Gretchen Whitmer (demokratische Gouverneurin von Michigan)
Die Gewalt habe "schon eine Geschichte in den USA", sagt Lammert. Beide Kampagnen - die Demokraten und die Republikaner - müssten jetzt aufpassen, dass sich keine Eskalationsspirale entwickele, die dann zu regelmäßiger Gewalt in diesem Wahlkampf führen könne.
Trumps Wahl von J.D. Vance als Vizekandidat ordnet ZDF-Korrespondentin Claudia Bates aus Milwaukee ein. Ulf Röller berichtet über die Reaktionen zum US-Wahlkampf aus Brüssel.15.07.2024 | 5:23 min
So verändert das versuchte Attentat den Wahlkampf:
Das versuchte Attentat werde den Wahlkampf "massiv verändern, vor allem für die Demokraten", so Politologe Lammert.
Denn: Joe Biden müsse nun zwei Rollen gleichzeitig einnehmen:
- Als Präsident muss Biden mäßigend kommunizieren.
- Als Wahlkämpfer muss Biden auf Angriff schalten.
Die Republikaner und Trump seien aktuell im Vorteil, stellt Lammert fest. Sie könnten sich jetzt überlegen, "welche Strategie die beste sei, um auch mäßigend zu argumentieren oder weiter zu polarisieren und damit die eigene Anhängerschaft zu mobilisieren".
Nur zwei Tage nach dem Attentat auf Donald Trump werden er und J.D. Vance, der mögliche Vizepräsident, auf dem Parteitag der Republikaner offiziell als Kandidaten nominiert. 15.07.2024 | 3:11 min
So hat sich Trumps Rhetorik verändert:
Die Rhetorik Trumps habe sich im letzten Jahr stark verändert. Sie sei "radikaler" geworden, so Lammert.
In der Gesamtdarstellung wirke es so, als sei Trump wirklich von Gott gesandt. Das seien auch die Bilder, die von dem Attentat transportiert würden.
Trump als Kandidat, der nicht verletzt werde könne, der durch Gott geschützt sei, für die Amerikaner stehe und gegen den inneren Feind kämpfe. "Dieses Narrativ werden wir jetzt noch häufiger im Wahlkampf sehen", so Lammert.
Wird Trump sich mäßigen?
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass Trump sich mäßigt", sagt Lammert. Kurzfristig werde er vermutlich bei seiner Rede auf dem Parteitag der Republikaner gemäßigtere Worte einschlagen, das wird laut dem Politologen aber nicht von Dauer sein.
Das sei die Erwartungshaltung gewesen, die viele auch schon 2016 hatten, dass Trump "irgendwann mal ein normaler Politiker wird".
Wie wird Trump die Tat für sich nutzen?
Trump habe sich 2016 als Außenseiter präsentiert, der gegen das Establishment kämpft, "der den Sumpf austrocknen will". Diese Geschichte habe im Wahlkampf 2024 nicht funktioniert, weil er schon mal Präsident war, so Lammert.
"Aber die Gerichtsverhandlungen und das Attentat kann er wieder so umdeuten als wäre er der Verfolgte, der für die Interessen der einfachen Amerikaner eintritt und ich glaube so wird die Kampagne und auch die Partei dieses Attentat nutzen, um dieses Geschichte weiter zu erzählen."
Das Interview führte ZDF-Moderatorin Laura Barnick.
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