Ex-Außenminister bei "illner":Sigmar Gabriel: "Trump will uns loswerden"
von Torben Schröder
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Europa muss sich schleunigst um seine Verteidigungsfähigkeit kümmern - und darf die Tür zu den USA nicht zuschlagen. Nur: Sieht die Bevölkerung das genauso wie die "illner"-Runde?
Sehen Sie hier die Sendung maybrit illner vom 20. März 2025.20.03.2025 | 65:19 min
John Bolton weiß, wie es ist, mit Donald Trump zu telefonieren. Und, wie der US-Präsident sich verhält, wenn er mit anderen Staatschefs spricht, denn er war als Sicherheitsberater oft genug dicht dran.
"Es ist kein Geheimnis, dass Trump meint, dass er und Putin Freunde seien. Er sieht es so, als ob zwei Freunde sich unterhalten", sagt Bolton in der ZDF-Sendung "maybrit illner".
Ich glaube, Putin sieht Trump eher als einfaches Ziel.
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John Bolton, ehemaliger US-Sicherheitsberater
Der russische Präsident genieße es vermutlich, zu sehen, wie erfolgreich er Trump manipulieren könne. Putin wisse aber auch, dass er sein Blatt nicht überreizen dürfe. Denn das Pendel könne schnell umschlagen.
"Ich glaube nicht, dass Trump wirklich weiß, in welche Richtung er sich dreht", sagt Bolton. Er wolle einfach gute Beziehungen zu Putin oder auch dem chinesischen Staatschef.
Trumps Regierung will den Ukraine-Krieg beenden. Die Pläne sehen eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato nicht vor. Die Europäer im Bündnis sind herausgefordert.12.02.2025 | 2:48 min
Gabriel: Trump will uns loswerden
Das bedeute nicht zwingend, dass die USA sich nun von Europa wegbewegen. Bolton kann sich jedoch vorstellen, dass Trump die USA formal aus der Nato zurückzieht. Durch Äußerungen des wahrscheinlich neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz, Europa müsse sich um mehr Unabhängigkeit von den USA bemühen, werde dies womöglich wahrscheinlicher.
Trump will diesen Ukraine-Krieg beenden, um uns loszuwerden.
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Sigmar Gabriel, ehemaliger Bundesaußenminister
Man dürfe die Trump-Administration nicht unterschätzen: "Es ist nicht so, dass da jemand sitzt, der nur irgendwelchen Unfug betreibt", sagt Ex-Außenminister Sigmar Gabriel (SPD).
Anzunehmen sei, dass Trump bald mit den Versuchen beginne, Europa zu spalten. Und doch bleibe das transatlantische Bündnis in der Konfrontation mit Russland entscheidend, so Gabriel.
Nach dem Telefonat hat Selenskyj erklärt, er sei nicht von Trump zu Zugeständnissen gegenüber Russland gedrängt worden. Es ging unter anderem um das besetzte AKW Saporischschja.20.03.2025 | 0:23 min
Röttgen: Auf Änderungen im transatlantischen Bündnis vorbereiten
Äußerst kritisch sieht Norbert Röttgen (CDU) Trumps Verhandlungsführung. Putin führe weiter Krieg, behalte seine Großmacht-Ambition bei und nehme währenddessen alle Geschenke, die der US-Präsident ihm mache, an.
Es gebe einen entscheidenden Unterschied:
Putin will Krieg. Trump will diesen Krieg beenden.
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Norbert Röttgen, CDU-Außenpolitiker
Man sollte, so Röttgen, die aktuellen Bündnisstrukturen unter Einschluss der USA nicht in Frage stellen, sich aber auf Änderungen vorbereiten.
EU-Verteidigungskommissar Kubilius hat davor gewarnt, Geheimdienst-Warnungen nicht ernst zu nehmen. "Unsere Verantwortung ist es, uns um unsere eigene Verteidigung zu kümmern!" 19.03.2025 | 5:14 min
Politikwissenschaftlerin Major: Bedrohung hat sich intensiviert
Trump sei offenbar nicht gewillt, Druck auf Putin aufzubauen, sagt die Politikwissenschaftlerin Claudia Major: "Das Ziel scheint eine Normalisierung der US-russischen Beziehungen zu sein."
Hinzu komme der Aspekt der Großmachtpolitik. Die Bedrohung durch Russland habe sich intensiviert. "Gleichzeitig wenden sich die USA ab", sagt Major, "das erhöht für uns in Europa die sicherheitspolitischen Risiken enorm". Es brauche keine neue Institution, wohl aber ein neues Führungsinstrument, das man "Koalition der Willigen" nennen könne.
Im europäisch-amerikanischen Verhältnis gilt für die ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf: "Wir müssen die Tür offen halten." Zugleich gelte es, die eigene Verteidigungsfähigkeit herzustellen.
Putin ist ein wirklich guter Stratege. Die Russen gucken sich ganz genau an, was Europa macht. Deutschland ist in Europa das "Power House".
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Katrin Eigendorf, ZDF-Korrespondentin
Das Konstrukt lebe von unserer Kraft und wirtschaftlichen Stärke. "Russland wird zumindest kurzfristig eine Gefahr für den Weltfrieden bleiben", sagt Eigendorf. Deutschland gelange so in eine Schlüsselrolle.
Die Staats- und Regierungschefs haben in Brüssel über die Stärkung der europäischen Verteidigungsfähigkeit beraten. Strittig ist unter anderem die Finanzierung.20.03.2025 | 3:04 min
Stellen die Deutschen selbst die Nato infrage?
Sigmar Gabriel bezweifelt, dass diese Lage der gesamten Bevölkerung klar ist. Das Verständnis, dass es in der Konfrontation mit Putins Russland um die eigene Verteidigung geht, fehle vielfach. Insofern stelle nicht nur Trump, sondern auch Deutschland selbst die Nato infrage.
Friedrich Merz tue gut daran, in Europa eine Führungsrolle übernehmen zu wollen. Das sei bei der vergangenen Regierung zu kurz gekommen. Merkwürdig findet Gabriel das öffentlich diskutierte Szenario, Russland könnte ab 2030 die EU angreifen.
Wäre ich Putin, würde ich 2028 kommen. Wir führen schon manchmal seltsame Debatten.