Gespräche über Waffenruhe:Pistorius: Trump-Putin-Telefonat "Nullnummer"
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Die Vereinbarung von Trump und Putin zur Ukraine bedeute "eigentlich nichts", sagt Bundesverteidigungsminister Pistorius. Sicherheitsexpertin Major spricht von einem Misserfolg.
Wladimir Putin hat den US-Vorschlag einer 30-tägigen allgemeinen Waffenruhe abgelehnt. Bei Angriffen auf die Energie-Infrastruktur aber soll es eine Feuerpause geben. Wie Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius das Telefonat bewertet.19.03.2025 | 6:04 min
Als "Nullnummer" hat Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Vereinbarung von US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin kritisiert, im Ukraine-Krieg die gegenseitigen Angriffe auf Energieanlagen für 30 Tage auszusetzen. Dies bedeute eigentlich gar nichts, weil die Energieinfrastruktur in der Ukraine ohnehin am besten geschützt sei, sagte Pistorius im ZDF-Morgenmagazin.
Sicherheitsexpertin Claudia Major betonte im ZDF, dass das Telefonat "letztlich als Misserfolg" zu werten sei.
Also Putin spielt hier ein Spiel, und ich bin sicher, dass der amerikanische Präsident da nicht lange wird zusehen können.
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Boris Pistorius, Bundesverteidigungsminister
Wer dabei der bessere Spieler sei, werde sich zeigen. Pistorius ist sich "sehr sicher", dass es einen Zeitpunkt geben werde, an dem Trump darauf reagieren werde, auch im Sinne der Stärke und des Ansehens der USA.
Russland soll die Angriffe auf ukrainische Energieanlagen für 30 Tage einstellen. Darauf haben sich US-Präsident Trump und der russische Präsident bei einem Telefonat geeinigt.19.03.2025 | 0:28 min
Putin fordert Stopp von Waffen- und Informationsfluss
Der Kreml hatte nach dem Telefonat der beiden Präsidenten mitgeteilt, Putin habe eine Reihe von Forderungen der russischen Seite benannt. Unabdingbar sei etwa, dass der Westen keine weiteren Waffen und Geheimdienstinformationen mehr an die Ukraine liefere.
Aus Sicht von Pistorius zielen die Bedingungen Putins für eine Waffenruhe vor allem darauf ab, die Ukraine zu schwächen, damit er weiter aufrüsten und weitere Truppenverbände an der Grenze zur Ukraine oder in den besetzen Gebieten zusammenziehen könne.
Wenn es zu einem erneuten Angriff während des Waffenstillstands oder danach komme, solle der Ukraine die Fähigkeit genommen werden, sich wehren zu können, sagte Pistorius.
Von daher ist das sehr durchschaubar.
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Boris Pistorius, Bundesverteidigungsminister
Bei einem Waffenstillstand müssten beide Seiten auch die Möglichkeit haben, sich auf einen Bruch des Waffenstillstands vorbereiten zu können, sagt Pistorius.
Die Folgen der zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin erzielten Vereinbarung im Ukraine-Krieg sind ungewiss. 19.03.2025 | 2:36 min
Trump hatte nach dem Gespräch auf Fox News erklärt, Putin habe nicht den sofortigen Stopp sämtlicher Hilfen für die Ukraine gefordert. Unklar blieb, auf welche Art von Unterstützung er sich bezog - ob es also um militärische, finanzielle oder humanitäre Hilfe ging.
Das russische Militär beschießt weiterhin ukrainische Infrastruktur. Trump hatte diese nach einem Telefonat mit Putin als eingestellt erklärt.19.03.2025 | 1:48 min
Major: Gespräch war "Misserfolg"
Für Sicherheitsexpertin Claudia Major vom German Marshall Fund waren die Gespräche letztlich ein Misserfolg. Trump habe eine 30-tägige Waffenruhe gewollt, Putin habe sich aber nur auf einen "sektoralen" Waffenstillstand eingelassen. Nach der Vereinbarung seien die Angriffe weitergegangen und Russland habe Bedingungen gestellt.
Es gibt offensichtlich kein Bestreben von Russlands Seite, diesen Krieg wirklich zu beenden.
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Claudia Major, Sicherheitsexpertin
Die Ukraine sei offenbar massiv unter Druck gesetzt worden, einem Waffenstillstand zuzustimmen. "Aber Trump war offensichtlich nicht bereit oder nicht in der Lage, Russland so unter Druck zu setzen, dass es dem zustimmt", betonte Major.
Putin habe sich kaum bewegt, sagt Nicole Deitelhoff vom Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung. Die Forderungen Russlands seien für die Ukraine unannehmbar.18.03.2025 | 5:17 min
Sicherheitsexpertin: USA wollen Normalisierung
Aus den offiziellen Berichten zu dem Telefonat sei klar abzulesen:
Die USA wollen eine Normalisierung mit Russland, einen Reset. (…) Das scheint das Ziel zu sein.
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Claudia Major, Sicherheitsexpertin
Die Verbesserungen der Beziehungen seien das oberste Ziel, auch um Russland "aus der Umklammerung mit China" zu lösen. "Das Kriegsende ist nur so ein Nebenziel." Noch arbeite Moskau aber an engen Beziehungen zu Peking, zu Nordkorea und zum Iran. "Also diese Theorie scheint auch nicht zu funktionieren."
Es ist auch der Ansatz einer Großmachtpolitik.
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Claudia Major, Sicherheitsexpertin
In Berlin loben Kanzler Scholz und sein Gast, der französische Präsident, die vorsichtigen Schritte Richtung Waffenruhe. Aber eine große Portion Skepsis gegenüber Russland bleibt.18.03.2025 | 2:29 min
USA als Sicherheitsbedrohung für Europa?
Russland strebe laut Major drei Dinge an:
Die Ukraine zu besiegen und sich einzuverleiben.
In Europa die Spielregeln zu verändern.
International als Großmacht aufzutreten.
Sollte Russland feststellen, dass es mit Kriegen und nuklearem Druck Länder annektieren könne, bestehe die Gefahr, dass es das noch einmal versuche mit Blick auf Westeuropa, sagt Major. Gleichzeitig signalisierten die USA, dass sie weniger Allianzpartner und Schutzmacht für Europa seien wollten, sondern Großmacht. Dahinter stehe letztlich die Frage, "ob die USA nicht eher eine Sicherheitsbedrohung für Europa werden als eine Lebensversicherung, wie sie es bislang waren".
Quelle: dpa
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