Reiche Terroristen in Gaza: So kommt die Hamas an Geld

    Zölle, Steuern und Hilfsgelder:Reiche Terroristen: So kommt Hamas an Geld

    Autorenfoto Nils Metzger
    von Nils Metzger
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    Wie kann die Hamas ihre Terror-Aktivitäten, Zehntausende Kämpfer und Raketen finanzieren? Der Gazastreifen eröffnet viele Möglichkeiten - oft zu Lasten der Zivilbevölkerung.

    Die palästinensische Hamas gilt als eine der reichsten Terrororganisationen der Welt. Gleichzeitig lebt ein Großteil der Zivilbevölkerung von Gaza in bitterer Armut - im September 2022 waren 65 Prozent unterhalb der Armutsgrenze. Wie das zusammenpasst? So sehr die israelisch-ägyptische Teilblockade des Gazastreifens ab 2007 wirtschaftliche Entwicklung erschwert, es ist die in Gaza herrschende Hamas, die sich seit Jahren am Elend bereichert und ihr Waffenarsenal auf Kosten der palästinensischen Bevölkerung ausbaut.

    Wie viel Geld hat die Hamas?

    Mindestens 500 Millionen US-Dollar - so wertvoll sollen allein die weltweiten Firmenbeteiligungen der Hamas sein, schätzt das US-Finanzministerium. Die Verbindungen des offiziellen "Hamas Investitionsbüros" würden bis nach Algerien, Saudi-Arabien, Sudan, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate reichen, schreibt die US-Behörde in einer Mittelung über die Sanktionierung von sechs mutmaßlich Hamas-nahen Firmen im Mai 2022.
    Wie viel Geld darüber hinaus in der Kriegskasse ist, darüber gibt es keine genauen Angaben. Matthew Levitt, Experte für Terrorismusbekämpfung der US-Denkfabrik Washington Institute for Near East Policy, schätzt das Jahresbudget der Organisation auf rund 300 Millionen Dollar.
    Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)

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    Welche Einnahmequellen hat die Hamas?

    Das Geld der Hamas stammt aus einer ganzen Reihe von Quellen, die auch nicht einfach abgestellt werden können. Das liegt vor allem daran, dass sie seit 2007 uneingeschränkt über eine Bevölkerung von rund 2,2 Millionen Menschen herrscht. Die bewaffnete Terrorgruppe mit ihren Kassam-Brigaden ist eng verwoben mit den zivilen Verwaltungsstrukturen in Gaza. Und was das Finanzministerium in Gaza einnimmt, kann potenziell auch bei Kämpfern der Hamas landen:
    • Steuern
    • Zölle
    • Finanzhilfen aus Iran
    • Spenden von Einzelunterstützern
    • Internationale Hilfsgelder
    Die genaue Höhe dieser Einzelposten kann nur schwer beziffert werden. Der palästinensische Wirtschaftsjournalist Mohammed Abu Dschajab schätzte etwa die monatlichen Zolleinnahmen am Grenzübergang Rafah 2021 auf 12 bis 15 Millionen Dollar. Was nicht offen über die Grenze kommt, dafür hat die Hamas ihre Tunnel:

    Dieses Tunnelsystem ist geschätzt 400 Kilometer lang. (…) Das besteht auch aus sehr raffinierten Tunneln, wo ganze Autos transportiert werden können, auch Kämpfer, Waffen und Luxusgüter.

    Peter Neumann, Terrorismus-Experte, King’s College London

    Viele Zuwendungen gehen komplett am traditionellen Bankenwesen vorbei und können darum auch nur schwer erfasst oder unterbunden werden. Da ist einerseits das traditionelle Hawala-System zum Geldtransfer und seit einigen Jahren sollen Kryptowährungen eine wachsende Rolle spielen.

    Wie landen EU-Hilfsgelder bei der Hamas?

    Israel kritisiert seit Jahren, dass internationale Hilfsgelder, etwa der Europäischen Union, auch bei Terrorgruppen landen würden. Rund 300 Millionen Euro hat die EU im vergangenen Jahr bereitgestellt, davon gingen 200 Millionen an die Palästinensische Autonomiebehörde (PLO) und etwa 100 Millionen an die UN-Palästina-Hilfswerk UNRWA, die im ganzen Nahen Osten Schulen und Kliniken für palästinensische Flüchtlinge betreiben. Offiziell ist das also kein Geld, das direkt der Hamas zufließt, jedoch gibt es immer wieder Vorwürfe, Gelder und Baumaterialien würden abgezweigt oder schlicht gestohlen.
    Für die UNRWA und ihre Beschäftigten ist der Umgang mit der Terrormiliz, die brutal gegen Kritiker im Gazastreifen vorgeht, sehr heikel. Vergangenen Montag berichtete UNRWA auf ihrem X-Kanal, Personen mit Lkws des Hamas-geführten Gesundheitsministeriums hätten Treibstoff und medizinische Vorräte aus einem UN-Lagerhaus in Gaza gestohlen. Nur um die Posts kurz darauf wieder zu löschen und klarzustellen, es hätten keine Plünderungen stattgefunden. Ob es sich tatsächlich um eine Falschmeldung handelte, oder die Organisation unter Druck gesetzt wurde, ist unklar.

    Screenshots der gelöschten UNRWA-Posts

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    Andere Palästinenser zahlen für Hamas-Gebiete

    Obwohl die Hamas 2007 gewaltsam die alleinige Kontrolle im Gazastreifen übernahm, kommt die Fatah-geführte PLO in Ramallah weiterhin für viele Leistungen auf. In den vergangenen Jahren lieferte Israel 60 Prozent und mehr des Stroms für Gaza. Die Kosten dafür zog Israel direkt den Steuereinnahmen ab, die es im Westjordanland für die Autonomiebehörde eintreibt.
    Ein UN-Bericht vom Mai 2023 schätzt, dass rund 30 Prozent aller Ausgaben der Autonomiebehörde auf den Gazastreifen entfallen, von dort aber nur etwa ein Prozent aller PLO-Steuereinnahmen kämen.
    Auch ihren sonstigen finanziellen Verpflichtungen kommt die Hamas oft nicht aus eigener Kraft nach. Immer wieder, zuletzt im Juli 2023, konnte die Hamas Gehälter für rund 50.000 öffentliche Angestellte erst mit Wochen Verspätung zahlen. Der Grund: Hilfsgelder aus Katar hatten sich verzögert. Die Kataris überwiesen zuletzt 30 Millionen Dollar monatlich für Löhne und Gehälter der Hamas-Administration. Über 40 Prozent der Bevölkerung von Gaza sollen arbeitslos sein.

    Proteste gegen schlechte Wirtschaftslage niedergeschlagen

    Öffentliche Kritik an der offensichtlichen Misswirtschaft der Hamas-Verwaltung war stets gefährlich. Als 2019 Hunderte Menschen im Gazastreifen gegen die hohe Arbeitslosigkeit demonstrierten, stellte die Hamas die Proteste als Inszenierung der Fatah dar - und ging brutal gegen sie vor. Die Wohnungen mehrerer Journalisten und Aktivisten wurden durchsucht, Dutzende inhaftiert.
    Sollte Israel die Hamas tatsächlich vollständig aus Gaza vertreiben können, wäre es für die Finanzen der Organisation ein herber Rückschlag. Ohne Herrschaft über Millionen Menschen könnte sie nicht mehr so leicht Steuern und Hilfsgelder abgreifen. Ihre internationalen Investments und Netzwerke würde sie jedoch behalten. Finanziell ganz am Ende wäre die Hamas auch dann nicht.

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