Wer ist Georgiens neuer Präsident Micheil Kawelaschwili?

    Micheil Kawelaschwili:Vom Mittelstürmer zum Präsidenten Georgiens

    ZDF-Korrespondent Felix Klauser
    von Felix Klauser, Tiflis
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    Die Opposition erkennt seine Wahl nicht an, die Regierungspartei spricht von einem außergewöhnlichen Präsidenten für Georgien und "die Welt". Wofür steht Micheil Kawelaschwili?

    Michail Kawelaschwili
    Micheil Kawelaschwili wurde zum neuen Präsidenten von Georgien gewählt.
    Quelle: dpa

    Nicht-Fußballer müssen jetzt stark sein, aber bei diesem Präsidenten drängt sich der Vergleich geradezu auf: Vom Mittelstürmer, der einst in Europa kickte, ist Micheil Kawelaschwili zum georgischen Präsidenten aufgestiegen, zu einem - pardon - Rechtsaußen, der von Europa und der EU nur noch wenig wissen will.
    Jahrelang spielte er in europäischen Fußball-Ligen, stand mal für Manchester City auf dem Platz. Besondere Sympathien in Richtung Europa hat all das aber offenbar nicht geweckt. Kawelaschwili fällt in Georgien als Hardliner auf, seit seine sportliche Karriere zur politischen wurde.
    Eine Anhängerin der georgischen Opposition hält eine Karikatur von Micheil Kawelaschwili während eines Protests nach der Wahl von Micheil Kawelaschwili zum neuen georgischen Präsidenten nach der Abstimmung im Parlamentsgebäude während der Präsidentschaftswahlen in Tiflis
    In Georgien hat die Wahlversammlung den Kandidaten der Regierungspartei, den ultrarechten Micheil Kawelaschwili, zum neuen Präsidenten gewählt. Die Proteste in Tiflis halten an.14.12.2024 | 2:44 min

    Kawelaschwili gründete die antiwestliche Partei "Volksmacht"

    Diese politische Karriere begann 2016, als der heute 53-Jährige erstmals für die Regierungspartei "Georgischer Traum" ins Parlament einzog. Deren Vorsitzender, Bidsina Iwanischwili, ist reichster Georgier und zieht die politischen Fäden im Land. Wenig überraschend, dass Regierungsgegner den neuen Präsidenten für eine Marionette Iwanischwilis halten.
    Da stört es auch nicht, dass Kawelaschwili 2022 eine eigene Partei gründete, die "Volksmacht". Die fiel zwar nicht durch Oppositionsarbeit auf, dafür aber durch antiwestliche Rhetorik. Und mit einem besonderen Gesetzentwurf.
    Felix Klauser in Tiflis zu den Protesten in Georgien.
    Die georgische Regierung hat die EU-Beitrittsverhandlungen auf Eis gelegt. Ob die pro-europäische Opposition sich noch durchsetzen kann, berichtete ZDF-Reporter Felix Klauser.05.12.2024 | 1:08 min
    Im Frühjahr 2023 legte die "Volksmacht" erstmals das Gesetz über "ausländische Einflussnahme" vor, das viele in Georgien an das russische Agentengesetz erinnert. Zwar wurde das Vorhaben nach Protesten vorläufig nicht weiter verfolgt, jedoch im Mai 2024 von der Regierungspartei "Georgischer Traum" erneut präsentiert. Und trotz heftiger Proteste beschlossen.

    Seit Wochen Massenproteste in Georgien

    All das war der Beginn der Entfremdung zwischen Georgiens Regierung und der EU. Es folgten ein Anti-LGBTQ-Gesetz, das ebenfalls an das russische Pendant erinnert, und schließlich legte die Europäische Union den Beitrittsprozess mit Georgien im Juni auf Eis.
    Seit Premierminister Irakli Kobachidse verkündete, die Gespräche mit der EU erst 2028 wieder aufnehmen zu wollen, gehen in Georgien täglich Menschen auf die Straße.
    Proteste in Georgien
    In Georgien hat die konservative Regierungspartei die Verhandlungen zum EU-Beitritt bis 2028 ausgesetzt. Tausende Georgier versammeln sich in Tiflis und protestieren. 29.11.2024 | 2:33 min

    Keine Gegenstimme bei der Wahl

    Seit Wochen fordern die Demonstrierenden Neuwahlen, beklagen, dass die Parlamentswahl im Oktober manipuliert wurde. Die Opposition boykottiert den Parlamentsbetrieb - und nun auch die Präsidentschaftswahl. Sie wirft der Regierungspartei "Georgischer Traum" eine Annäherung an Russland vor.
    Doch auch das Abstimmungsergebnis vom Samstag dürfte manch einen eher an einen autoritär regierten Staat erinnern: 224 Stimmen erhielt Micheil Kawelaschwili - von 225. Gegenkandidaten gab es keine.

    Amtierende Präsidentin will Amtssitz nicht räumen

    Gegen diese Wahlinszenierung und den Gewählten protestierten am Samstag erneut Tausende vor dem Parlament in Tiflis. Sie betrachten die noch amtierende, pro-europäische Präsidentin Salome Surabischwili weiterhin als ihre legitime Präsidentin. Surabischwili hat bereits angekündigt, ihr Amt nicht aufzugeben und ihren Amtssitz nicht zu verlassen, wenn Micheil Kawelaschwili am 29. Dezember als neuer Präsident vereidigt wird.
    14.12.2024, Georgien, Tiflis: Demonstranten versammeln sich vor dem Parlamentsgebäude zu einer Anti-Regierungs-Kundgebung.
    In Georgien haben erneut Tausende gegen den russlandfreundlichen Kurs der Regierungspartei protestiert. Zuvor war der ultrarechte Kawelaschwili als Präsident bestimmt worden. 15.12.2024 | 0:27 min
    Spätestens dann dürfte sich die Frage stellen, wie die georgischen Sicherheitsbehörden darauf reagieren werden.

    "Historischer Tag" für Georgien?

    Ungeachtet dessen feierten die Regierungspartei und ihre Sympathisanten am Samstag die Wahl. Der Wahlleiter sprach von einem "außergewöhnlich denkwürdigen Präsidenten" Es sei ein "historischer Tag" für Georgien.
    Das dürften auch die Demonstranten vor dem Parlament so sehen - wenn auch mit einem bitteren Beigeschmack. Vor genau einem Jahr, am 14. Dezember 2023, wurde Georgien offiziell zum EU-Beitrittskandidaten ernannt. Ein Jahr später ist ihr Traum von Europa in weite Ferne gerückt.
    Felix Klauser berichtet als Korrespondent über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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