Mehrere Staaten haben sich am Rande des
G20-Gipfels in Neu Delhi auf ein "historisches" Handelsprojekt mit möglicherweise weitreichenden geopolitischen Auswirkungen geeinigt.
Die
USA, Saudi-Arabien, die
EU, die Vereinigten Arabischen Emirate und Indien unterzeichneten am Samstag ein Abkommen, das eine Verbindung von Daten-, Eisenbahn- und Stromnetzwerken sowie Häfen und Wasserstoff-Pipelines vorsieht - und eine zeitgenössische Gewürzstraße schaffen soll.
Beim G20-Gipfel in Indien diskutieren die ZDF-Korrespondenten Elmar Theveßen, Andreas Kynast, Normen Odenthal und Ulf Röller über neue Machtblöcke und ihre Interessen.06.09.2023 | 29:42 min
Von der Leyen: "Brücke über Kontinente"
US-Präsident
Joe Biden nannte die Pläne bei deren Vorstellung "historisch" und eine "wirklich große Angelegenheit". EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen erklärte, der neue Wirtschaftskorridor, der
Indien, den Nahen Osten und Europa verbinden soll, sei "viel mehr als 'nur' eine Eisenbahn oder ein Kabel". Er sei "eine grüne und digitale Brücke über Kontinente und Zivilisationen".
Eines der darin enthaltenen Projekte betrifft Eisenbahn- und Hafenanlagen im gesamten Nahen Osten - einschließlich der Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Jordanien und Israel. Es würde diese Länder miteinander verbinden und zudem den Handel zwischen Indien und Europa um bis zu 40 Prozent beschleunigen, da Transporte künftig nicht mehr den Suez-Kanal passieren müssten.
Antwort auf Chinas "Neue Seidenstraße"
Das Vorhaben gilt auch als Antwort auf Chinas Initiative für eine "
Neue Seidenstraße". Der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden Details zufolge soll der Wirtschaftskorridor unter anderem eine Infrastruktur entwickeln, welche die Produktion und den Transport von "grünem Wasserstoff" ermöglicht. Zudem würde er die Telekommunikation und den Datentransfer durch ein neues, die Region verbindendes Unterseekabel stärken.
Mit dem Projekt solle das Wachstum in mehreren kritischen Regionen der Welt gefördert werden, sagte Bidens Berater Jake Sullivan. Außerdem werde es die Integration im gesamten Nahen Osten verbessern - involviert seien "einige unwahrscheinliche Partner" in der Region.
Indien solle außerdem auf eine Weise mit Europa verbunden werden, die nicht nur "einen effizienteren Warentransport" ermögliche, sondern auch die Zusammenarbeit in den Bereichen Energie und Digitales stärke. "Wir sind der Meinung, dass das Projekt kühn und transformativ ist", sagte Sullivan. Er gehe davon aus, dass es weltweit Nachahmer finden werde.
Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien angespannt
Dass Israel Teil der Initiative ist, ist interessant. Zuletzt hatte es Berichte über Bewegung bei einer möglichen Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel gegeben. Biden-Berater Jake Sullivan betonte jedoch, dass dies kein Vorläufer für eine Normalisierung der Beziehung der beiden Länder sei. Es sei aber "bezeichnend, dass Israel Teil dieser Vision ist".
Quelle: AFP, dpa