Argentinien: Proteste überschatten Abstimmung zu Reformpaket

    Senat verabschiedet Gesetz:Argentinien: Proteste überschatten Reformplan

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    Argentiniens Senat hat umstrittene Wirtschaftsreformpläne verabschiedet. Während der Abstimmung kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten.

    Debatte im Kongress in Argentinien - Protest
    In Argentinien hat es Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und der Polizei gegeben. Der Protest richtet sich gegen das Reformpaket von Präsident Milei.13.06.2024 | 0:20 min
    Begleitet von heftigen Protesten auf der Straße hat der Senat in Argentinien ein umstrittenes Reformpaket der ultraliberalen Regierung von Präsident Javier Milei verabschiedet. Das Vorhaben wurde am späten Mittwochabend (Ortszeit) mit knapper Mehrheit von 37 zu 36 Stimmen angenommen. Ausschlaggebend war die Stimme von Vizepräsidentin Victoria Villarruel, die als Vorsitzende des Senats mit Ja votierte und so ein Patt verhinderte, wie örtliche Medien berichteten.
    Nach der stundenlangen Debatte hieß es in einer Mitteilung von Mileis Büro auf der Plattform X:

    Das Präsidialamt feiert die historische Verabschiedung des Gesetzes.

    Mitteilung von Präsident Mileis Büro

    Dies sei "ein Sieg des argentinischen Volkes und der erste Schritt zur Wiederherstellung unserer Größe". Angesichts diverser Änderungen im Gesetzestext geht dieser allerdings nun zurück an die Abgeordnetenkammer. Bis zur Inkraftsetzung könne es daher noch länger dauern, schrieb die Zeitung "La Nación".
    Calm in the first hours of the general strike in Argentina
    Seit Jahrzehnten leidet Argentinien unter einer Wirtschaftskrise. Der neue Präsident Javier Milei stutzt nun die Staatsausgaben. Die Folge: Steigende Armut und tiefe Rezession.11.05.2024 | 2:42 min

    Vermummte werfen Brandsätze auf Polizei

    "Unser Land steht nicht zum Verkauf!", riefen Banker, Lehrer, Lkw-Fahrer und Tausende von Gewerkschaftsmitgliedern, die während der Abstimmung gegen die Reform demonstrierten. Die 54-jährige Lehrerin Miriam Rajovitcher sagte:

    Wenn dieses Gesetz verabschiedet wird, werden wir so viele unserer Arbeits- und Rentenrechte verlieren.

    Miriam Rajovitcher, Lehrerin

    Vermummte schleuderten im Zentrum der Hauptstadt Buenos Aires unterdessen Steine und Brandsätze auf die Beamten. Die Polizisten gingen mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Demonstranten vor. Mehrere Autos gingen in Flammen auf, die Polizei nahm laut einem Bericht des Fernsehsenders TN rund 20 Verdächtige fest.
    Ein Volkswagen-Pkw brennt vor dem Kongress während eines Protests gegen das Reformvorhaben der ultraliberalen Regierung von Präsident Milei, das im Kongress debattiert wird.
    Heftige Krawalle überschatteten die Annahme des Reformpakets in Argentinien.
    Quelle: dpa

    Mileis Gesetzesinitiative sieht unter anderem die Privatisierung mehrerer staatlicher Unternehmen, Steuererleichterungen für Großinvestoren sowie Arbeitsmarkt- und Steuerreformen durch. Die Regierung musste den Maßnahmenkatalog bereits erheblich zusammenkürzen, um eine Mehrheit im Parlament möglich zu machen. Soziale Bewegungen und die linke Opposition verurteilen das Reformpaket als neoliberal und unsozial.
    Menschen die gegen die argentinische Sparpolitik protestieren, im Vordergrund sind verschwommen Polizsten mit Helmen zu sehen
    Bereits im April hatten Hunderttausende in Argentinien gegen die Sparpolitik der Regierung protestiert.24.04.2024 | 0:19 min

    Inflation in Argentinien bei fast 290 Prozent

    Argentinien steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Inflation von fast 290 Prozent ist eine der höchsten der Welt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht.
    Präsident Milei will das einst reiche Land nun mit einem radikalen Sparprogramm wieder auf Kurs bringen. Die Regierung strich Tausende Stellen im öffentlichen Dienst, kürzte Subventionen und wickelte Sozialprogramme ab. Nach Angaben der Katholischen Universität Argentiniens leben knapp 56 Prozent der Menschen in Argentinien unter der Armutsgrenze und rund 18 Prozent in extremer Armut.
    Quelle: dpa, AP

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