Militärexperte Lange: Nicht auf Einsicht Putins hoffen
Interview
Nico Lange zu Ukraine-Krieg:Experte: Nicht auf Einsicht Putins hoffen
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Die Ukraine ist erneut mit einer großen Angriffswelle überzogen worden. Diese Taktik hat Gründe - und auch der Zeitpunkt ist nicht zufällig, wie Militärexperte Nico Lange erklärt.
Bei der Unterstützung der Ukraine fehle dem Westen eine Strategie, sagt Militärexperte Nico Lange. Sehen Sie hier das Gespräch. 02.01.2024 | 25:53 min
Russland hat die Ukraine mit einer neuen Angriffswelle überzogen. In Kiew und anderen Regionen kam es zeitweise zu Stromausfällen, Hunderte Raketen soll die russische Armee abgefeuert haben. Militärexperte Nico Lange spricht bei ZDFheute live darüber, was hinter der neuen russischen Angriffswelle steckt und wie der Westen die Ukraine weiter unterstützen könnte.
Der Militärexperte Nico Lange darüber....
...warum Russland die Ukraine ausgerechnet jetzt auf diese Art angreift:
Das sei keine Überraschung, sagt Nico Lange. Russland versuche, ukrainische Infrastruktur zu zerstören, wie schon im vergangenen Winter - in diesem Jahr allerdings später als im vergangenen. Lange glaubt, dass man so möglichst viel Zerstörung vor den kältesten Tagen im Jahr anrichten wolle. Weil die ukrainische Luftverteidigung in diesem Jahr besser aufgestellt sei, brauche man deshalb auch mehr Geschosse, um "durchzukommen".
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Ziel der Angriffe auf zivile Infrastruktur sei es, die Situation der Menschen in der Ukraine zu verschlechtern und die Unterstützung für die Streitkräfte zum Bröckeln zu bringen. "Die Industrie zu treffen, also die Rüstungsbetriebe, die Munitionsfabriken, vielleicht auch die Instandsetzung für Fahrzeuge und für Militärtechnik", sei ein weiteres Ziel, so Lange. Außerdem wolle Putin durch die Angriffe auch im eigenen Land Stärke demonstrieren.
...wie lange die Russen solche Angriffe noch aufrechterhalten können:
Russland benötigt Bauteile zur Produktion von Marschflugkörpern und anderen Geschossen, die es eigentlich aufgrund der technologischen Sanktionen nicht unbedingt zur Verfügung habe, sagt Lange.
Man könne davon ausgehen, dass Russland im Monat etwa 100 bis 120 Marschflugkörper produzieren könne. Daher dauere es rund einen Monat, um die Raketen für eine solche Angriffswelle zusammenzubekommen. In den vergangenen Monaten haben die Russen Raketen aufgespart, glaubt Lange. Das Material könnte demnach noch für zwei oder drei weitere solcher Angriffe reichen - vermutlich in den kommenden Wochen, wenn es in der Ukraine sehr kalt ist.
Seit Freitag wird die Ukraine von einer neuen tödlichen russischen Angriffswelle überzogen, stundenlanger Luftalarm sorgt für schlaflose Nächte. Alica Jung ist vor Ort in Kiew. 02.01.2024 | 1:02 min
...wie er eine mögliche Lieferung der Marschflugkörper Taurus aus Deutschland einschätzt:
"Wir tun noch nicht alles, was wir tun könnten", sagt Lange. Außerdem verhalte der Westen sich "zu reaktiv": Man warte darauf, dass Putin etwas tue und überlege danach, wie man nun darauf reagiere.
Deutschland müsse gemeinsam mit den europäischen Partnern alles tun, was möglich sei. Gerade im Hinblick auf die Entwicklung in den USA sei das notwendig. Lange geht es dabei um Industriekapazitäten, Munition und Wartung sowie Instandsetzung von gelieferten Panzern. Außerdem müsse man aktiv Überlegungen anstellen und sich nicht immer nur drängen lassen.
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"'Die Ukraine darf nicht verlieren und wir unterstützen, solange es notwendig ist', ist aus meiner Sicht zu wenig, weil dass das Rezept sein könnte für einen sehr langen Krieg", sagt Lange. Die Leidtragenden seien dann die Ukrainer.
Dafür müsse man die Ukraine ausstatten - Langes Meinung nach auch mit Taurus-Marschflugkörpern. Seiner Meinung nach hätte man das bereits vorbereiten sollen. "Ich finde es misslich, dass über so Einzelsysteme immer wieder diskutiert werden muss", sagt Lange.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.