Auwald: Welche Vorteile natürliche Flussufer haben

    Nützlich für Mensch und Natur:Wie Auwälder an Flüssen helfen

    von Torsten Mehltretter
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    Auwälder, also Wälder an Flussufern, helfen gegen den Klimawandel und das Artensterben. Und sie können vor Hochwasser schützen. An Donau und Elbe werden sie jetzt wiederbelebt.

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    Auwälder prägten früher viele Flussufer, doch als der Mensch begann, die Flüsse zu begradigen, um die Uferstreifen für die Landwirtschaft oder den Städtebau zu nutzen, wurden die Wälder abgeholzt oder vom Wasser abgetrennt. In Deutschland ist nur noch etwa ein Prozent der ursprünglichen Auwälder vorhanden.
    Neue Auwälder zu schaffen oder trockengelegte Wälder wieder mit dem Fluss zu verbinden, ist eine Herkulesaufgabe. Viele Besitzer der Uferstreifen weigern sich, auf ihr Land zu verzichten. Wo es dennoch gelingt, entstehen natürliche Schutzzonen im Kampf gegen die Ökokrisen der Erde.

    Kombination aus Wald und Wasser außergewöhnlich wertvoll

    In einem wiederbelebten Nebenarm der Donau bei Neuburg haben Biologen 37 Fischarten identifiziert, mehr als in der Donau selbst. Auch die Pflanzenwelt ist hier vielfältiger als in anderen Wäldern. Sie sind das Spezialgebiet von Ökologin Barbara Stammel von der Katholischen Universität Eichstätt. Die stellvertretende Leiterin des Aueninstituts dokumentiert die Entwicklung an dem Nebenarm seit seiner Wiederanbindung an die Donau im Jahr 2011.

    Mich hat schon erstaunt, wie schnell die Arten, die auf das Wasser angewiesen sind, wieder zurückgekehrt sind.

    Barbara Stammel, Leiterin des Aueninstituts der Katholischen Universität Eichstätt

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    Das Wasser macht den Unterschied zu vielen anderen Wäldern. Mehrmals im Jahr tritt es über die Ufer und setzt die Bäume und Sträucher kurzfristig unter Wasser. Es spült Nährstoffe auf die Waldböden und Pflanzenreste ins Flussbett. Im Wald sorgt das für zusätzliches Wachstum der Bodenpflanzen und im Fluss stoppt der Zersetzungsprozess.
    Ein doppelter Klimaschutzeffekt, der nach einer Berechnung der Uni Hamburg dafür sorgt, dass intakte Auwälder 300 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar speichern. Der deutsche Durchschnittswald kommt lediglich auf 180 Tonnen pro Hektar.

    Auwälder bieten Hochwasserschutz

    Ein zusätzlicher Effekt von Auwäldern ist der Hochwasserschutz. Während Deiche bei den zukünftig immer öfter zu erwartenden Extremniederschlägen regelmäßig an ihre Grenze kommen, hat das Wasser in Auwäldern Platz, um in die Breite zu fließen. Deiche im Hinterland benötigen keine großen Höhen, um das Wasser zu stoppen.
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    EU verlangt Renaturierung von Flussufern

    Die EU hat den Wert der Auwälder erkannt und verlangt von ihren Mitgliedsstaaten die Renaturierung von Flussufern. Das allerdings ist in Städten kaum und auch auf dem Land nur sehr eingeschränkt möglich, wenn zum Beispiel Straßen oder Bahnstrecken an den Flussufern entlang führen.
    Dennoch hat das Bundesamt für Naturschutz bereits 2018 in einer Erhebung über 270.000 Hektar an Flussufern ermittelt, bei denen eine Renaturierung zumindest aufgrund der örtlichen Gegebenheiten möglich wäre, oder an denen noch bestehende, aber trocken gelegte Auwälder durch neue Verbindungen mit dem Fluss wiederbelebt werden könnten. Dazu allerdings müsste der Staat die Grundstücke erwerben.
    An der Elbe bei Lenzen ist das gelungen. Hier hat die Uferrenaturierung zu einer Deichrückverlegung geführt. Auch das bayrische Wasserwirtschaftsamt in Ingolstadt hat damit begonnen, einzelne Uferabschnitte an der Donau zu renaturieren.
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    Auwald kann "von ganz allein zurück an die Flussufer kehren"

    Barbara Stammel hat keinen Zweifel, dass das gelingen wird. "Insbesondere die sogenannten Weichholzauen, die regelmäßig unter Wasser stehen, sind sehr dankbare Projekte, weil zum Beispiel die Weiden eine ganz wunderbare Vermehrungsstrategie haben." Weiden produzierten ganz viele Samen, die der Fluss an die Ufer trage, erklärt Stammel. "Und landen sie an sonnigen Plätzen, dann beginnen sie zu keimen."
    Aufwendige Neuanpflanzungen wären dadurch zumindest in direkter Flussnähe gar nicht nötig. Mit der Zeit würden die wertvollen Auwälder von ganz allein zurück an die Flussufer kehren. Der Mensch müsste die Natur nur endlich wieder machen lassen.

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    Quelle: dpa

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