Welt-Biodiversitätsbericht: Hoher Schaden durch Umweltkrisen
Neuer Welt-Biodiversitätsbericht:Billionen-Schaden durch Umweltkrisen
von Elisa Miebach
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70 Lösungen für die globalen Umweltkrisen bewertet der weltweit wichtigste Forschungsrat zum Thema. Und rechnet aus, wie teuer es wird - wenn die Welt weiter abwartet.
Der Welt-Biodiversitätsrat präsentiert 70 Lösungen für Naturschutz und Wirtschaft.
Quelle: picture alliance/WILDLIFE
Bis zu 25 Billionen US-Dollar - so teuer seien die negativen Auswirkungen von fossilen Brennstoffen, extensiver Landwirtschaft und Fischerei auf Biodiversität, Klima, Wasser und Gesundheit, schätzt der neue Bericht des Welt-Biodiversitätsrats. Es ist das weltweit bedeutendste Expertengremium zum Thema, vergleichbar mit dem Weltklimarat IPCC.
Die Wissenschaftler stellten am Dienstag und Mittwoch im namibischen Windhuk zwei neue Berichte zur Biodiversität vor. Zuvor wurden diese von den 147 Mitgliedsstaaten in der elften Sitzung des Rats verabschiedet. Hunderte Experten haben mehr als drei Jahre an den Studien gearbeitet.
Hohe Kosten durch verschleppte Entscheidungen
Die Veröffentlichung fällt in schwierige Zeiten für den globalen Naturschutz. Rund eine Millionen Arten weltweit sind vom Aussterben bedroht. Die vergangene Biodiversitätskonferenz in Kolumbien musste ohne Entscheidung in den wichtigsten Punkten nach einem Verhandlungsmarathon abgebrochen werden. Laut IPBES sind funktionierende Ökosysteme auch die Basis einer funktionierenden Wirtschaft, rund 15 Prozent des weltweiten BIP ist direkt abhängig von der Natur.
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Die derzeitigen Entscheidungsstrukturen würden kurzfristige finanzielle Gewinne in den Vordergrund stellen und es versäumen, die Akteure zur Verantwortung zu ziehen, so Berichtsautorin MacElwee. Das habe hohe langfristige Kosten, die die Allgemeinheit trage.
Untersucht wurde zum einen, wie sich die Krisen von Biodiversität, Klima, Gesundheit sowie Wasser- und Nahrungsknappheit gegenseitig verstärken und wie teuer die Auswirkungen dieser Krisen sind. Zum anderen bewerteten die Forschenden Lösungen, die mehrere Krisen gleichzeitig eindämmen könnten. Der Bericht zum sogenannten transformativen Wandel stellte dann fünf Strategien zur Umsetzung von mehr Naturschutz vor.
Der Biodiversitätsrat IPBES wurde 2012 gegründet. Wie der Weltklimarat IPCC veröffentlicht er große Übersichtsberichte, in denen der aktuelle Stand der Wissenschaft zum Thema erfasst wird. Auch der IPBES ist ein zwischenstaatlicher Rat. Die 147 Mitgliedsländer müssen die Berichte vor ihrer Veröffentlichung offiziell verabschieden. Die IPBES-Berichte sind auch Grundlage für die UN-Biodiversitätskonferenzen, die alle zwei Jahre stattfinden.
Forscher mahnen zu raschen Maßnahmen
Wenn Staaten und Unternehmen Maßnahmen gegen die Krisen verschleppen, werde es in den Jahren danach zudem immer teurer, die Ziele zur Eindämmung noch zu erreichen, so die Berichte. Für die Biodiversitätskrise würden sich die Kosten der Lösungen in zehn Jahren verdoppeln. Es werde etwa schwieriger, aussterbende Arten noch zu retten oder abgewirtschaftete Ökosysteme wiederherzustellen.
Mit Klimaschutzmaßnahmen zu warten, macht diese laut IPBES sogar pro Jahr um 500 Billionen US-Dollar teurer. Zudem mahnen die Forscher, dass ein Wandel dringend notwendig ist, bevor Ökosysteme komplett kollabieren oder durch die Erderwärmung sogenannte Kipppunkte erreicht werden, die den Klimawandel noch viel stärker und unkontrollierbarer beschleunigen.
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70 Lösungsvorschläge
70 Lösungsvorschläge werden danach bewertet, wie sinnvoll sie für die Bekämpfung der Krisen sind. Effektiv gegen mehrere Krisen sei zum Beispiel:
die Speicherung von Kohlenstoff in gesunden Böden
ein integrierter Schutz von Küsten und Meereslandschaften
eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung von lokalen Gemeinden
der Wiederaufbau und Schutz von Mangrovenwäldern
der Erhalt von besonders diversen Ökosystemen
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Initiativen weltweit setzen Lösungen bereits um
Die Autoren des Berichts zum transformativen Wandel analysierten unter anderem Hunderte Fallstudien von Initiativen, die bereits Lösungen umsetzen. Sie empfehlen auf der Basis der weltweiten Forschung fünf Strategien für einen globalen Wandel.
Fokus auf dem Erhalt von Orten mit hoher Biodiversität und gleichzeitig hohem kulturellen Wert
Standards für den Schutz von Biodiversität in besonders naturschädlichen Sektoren, etwa in der intensiven Landwirtschaft
Wandel im Wirtschaftssystem, zum Beispiel der Abbau von umweltschädlichen Subventionen
Eine Umweltpolitik, die alle Akteure mit einbindet und Entscheidungsträger zur Verantwortung zieht
Mehr Bildung zur Biodiversität und Einbeziehung von indigenem Wissen
Sofortiges Handeln könne auch neue Geschäftsfelder durch nachhaltigere Wirtschaftsansätze erschließen, so der Bericht. Bis 2030 könnten so weltweit mehr als zehn Billionen Dollar an Geschäftsmöglichkeiten umgesetzt und 395 Millionen Arbeitsplätze erhalten oder neu geschaffen werden. IPBES beruft sich auf eine Studie des Weltwirtschaftsforums.
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Der Wandel - eine Menschheitsaufgabe
"So komplex und schwierig es auch ist, diese Ursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt zu bekämpfen, so ist es doch möglich", sagt Lucas Garibaldi, Co-Vorsitzender des IPBES-Berichts zu transformativem Wandel. Historisch haben sich Gesellschaften bereits auf massive Art und Weise verändert, wie etwa in der Industrielle Revolution. Diese Ära habe allerdings zu hohen Schäden für Mensch und Natur geführt. Nun sei es Zeit für einen neuen Wandel.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bewertet die Berichte als wichtige Grundlage politischer Entscheidungsfindung. Ein wirklicher transformativer Wandel sei eine Menschheitsaufgabe, sagt Matthias Glaubrecht, Experte für Biodiversität der Tiere an der Universität Hamburg:
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