Ein bedeutendes Zukunftsthema hat den Fernsehrat in seiner jüngsten Sitzung zentral beschäftigt: die Reformvorschläge der Rundfunkkommission der Länder zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Vorsitzende Gerda Hasselfeldt stellte die Qualität und Nutzung der öffentlich-rechtlichen Angebote in den Mittelpunkt.
"Eine Einschränkung des Angebots wird dem Anspruch, ein Programm für alle Gesellschaftsgruppen zu bieten, nicht gerecht", erklärte Hasselfeldt. Sie kritisierte insbesondere, dass die Medienpolitik den "Schwarzen Peter" ihrer Sparvorhaben den Sendern zuspielen wolle. Für Entscheidungen müssten hingegen am Ende die Entscheider verantwortlich sein.
Die Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrats, Malu Dreyer, hob vor allem die demokratiepolitische Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hervor, dem gerade in diesen herausfordernden Zeiten der Rücken gestärkt werden müsse. Sie sprach sich für die Beibehaltung der Digitalprogramme ZDFneo und ZDFinfo aus und unterstrich deren hohe Relevanz, gerade auch im linearen Bereich. Als einen weiteren wichtigen Punkt stellte sie die Plattformstrategie des ZDF heraus, nämlich den Aufbau eines für Partnerschaften offenen Streaming-Netzwerks und dessen Weiterentwicklung. Hier habe das ZDF vorbildlich und mit Weitblick gehandelt. Die größte Konkurrenz seien nicht die privaten Anbieter, sondern vielmehr die amerikanischen Plattformen. So seien die Pläne rund um das gemeinsame Streaming-Netzwerk mit der ARD "zukunftsweisend". ZDF-Intendant Norbert Himmler begrüßte die Reformbemühungen der Länder grundsätzlich, zeigte aber ebenfalls wenig Verständnis dafür, vom Publikum nachgefragte gesellschaftlich relevante Kanäle pauschal streichen zu wollen.
Breite Unterstützung für Präsidiumsbeschluss
In der Debatte im Fernsehrat gab es breite Unterstützung für die strategische Transformation des ZDF. Insbesondere fand ein Beschluss des Präsidiums zum Reformvorhaben der Rundfunkkommission der Länder große Zustimmung. Dieser betont die Notwendigkeit, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk beständig weiterzuentwickeln und erkennt die Bemühungen der Länder um eine Reform grundsätzlich an. Die Reform müsse zu mehr Effizienz führen, dürfe aber keinesfalls die Qualität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beeinträchtigen. ZDFneo und ZDFinfo werden in dem Papier als unverzichtbares Bindeglied zwischen Hauptprogramm, ZDFmediathek und sozialen Netzwerken bezeichnet. Eine Streichung bei den Partnerprogrammen ARTE, 3sat, KiKA und dem Ereigniskanal phoenix wäre eine Verschlechterung und liefe dem bestehenden staatsvertraglichen Auftrag zuwider, Rundfunk für die gesamte Bevölkerung zu veranstalten.
In digitalen Angeboten müsse über Nachrichtenereignisse, insbesondere für jüngere Zielgruppen, schnell über Texte informiert werden können, auch wenn noch keine Bewegtbilder vorliegen. Bei den Sportrechten verweist das Papier auf eine bereits jahrelang erprobte Selbstverpflichtung des ZDF, nicht mehr als 10 Prozent des Gesamtetats in Sportrechte zu investieren. Bei der Finanzierung wird auf das bewährte und dem geltenden Recht entsprechende KEF-Verfahren verwiesen, Veränderungen in der Zukunft sollten dann entsprechend später berücksichtigt werden. Die Notwendigkeit eines Medienrates sieht das Präsidium nicht. Dieser führe zu zusätzlichen Kosten und Bürokratieaufbau und bringe keine substanzielle Verbesserung.
Das ZDF und die Gleichberechtigung
Eine rege Diskussion und großes Interesse löste der Bericht der Gleichstellungsbeauftragten aus. Demnach arbeiten im ZDF immer mehr Frauen. 2023 waren von den festangestellten Mitarbeitenden 50,7 Prozent Frauen und 49,3 Prozent Männer. Der Anteil von Frauen in Führungsfunktionen beträgt 43,2 Prozent. Laut Gleichstellungsbeauftragter stagniere hier die Entwicklung. Auch bei den Führungsfunktionen sei Parität das Ziel. Diese erreiche man voraussichtlich erst im Jahr 2030. In der Verwaltungsdirektion und der Chefredaktion hat das ZDF das angestrebte Ziel der Parität bereits erfüllt: 55 Prozent beziehungsweise 51 Prozent der Führungsfunktionen sind dort mit Frauen besetzt. Über dem Senderdurchschnitt liegt auch die Programmdirektion mit 45 Prozent. Weiterhin männlich dominiert sind die technischen Berufe in der Produktionsdirektion.
Die Vorsitzende des Fernsehrates Hasselfeldt bewertete die Präsentation des Berichtes auch als Zeichen dafür, wie engagiert und strukturiert dieses Thema beim ZDF mit Leben gefüllt werde. Man sei hier auf "einem wirklich guten Weg". Mehrere Fernsehräte zeigten sich erfreut über die Entwicklung in der Gleichstellung. Im weiteren Verlauf der Debatte gab es breitgefächerte Nachfragen, die verschiedene Aspekte aufgriffen. Unter anderem wurde im Bericht angesprochene Thema "Frauen in der Menopause" aufgegriffen, das, so die Anregung von Mitgliedern in ein ganzheitlich gedachtes Konzept der betrieblichen Gesundheitsförderung eingefügt werden könne, um alle Geschlechter und Lebensphasen gut zu erfassen und das Thema zu entstigmatisieren.
Jahresabschluss genehmigt
In der Sitzung genehmigte der Fernsehrat außerdem den Jahresabschluss 2023 des ZDF. Des Weiteren wurde der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht nach den Standards des Deutschen Nachhaltigkeitskodex gewürdigt. Zudem beriet der Fernsehrat zu Programmbeschwerden und wählte neue Vertreter des ZDF in die Programmbeiräte von ARTE.