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"Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sehe ich hier in einer besonderen Verantwortung"

Fernsehrat Burkhard Jung über die Nachhaltigkeitsstrategie beim ZDF

Der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und Fernsehrat Burkhard Jung sieht die "Nachhaltigkeitsstrategie des ZDF vorbildlich eingebettet in die Unternehmensstrategie." Jung, der den Deutschen Städtetag im Fernsehrat vertritt, sagte, als Chef einer großen Verwaltung wisse er, dass die strategischen Ziele in der Unternehmenskultur gelebt werden müssen.

Porträt ZDF-Fernsehratsmitglied Burkhard Jung (Oberbürgermeister von Leipzig)
Fernsehratsmitglied Burkhard Jung
Quelle: Stadt Leipzig

#Fernsehrat: Das ZDF berichtet seit 2010 über sein Nachhaltigkeitsengagement und legt nun seine aktuelle Entsprechenserklärung zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) vor. Wie bewerten Sie das Engagement des ZDF und wo sehen Sie dabei die Herausforderungen und Chancen für das ZDF als öffentlich-rechtliches Unternehmen?

Burkhard Jung: Die Bedeutung des Engagements für mehr Nachhaltigkeit und allem voran für Klimaneutralität kann gar nicht unterschätzt werden. Es ist eine Menschheitsaufgabe, die richtigen Antworten auf den Klimawandel zu finden und sie konsequent zu verfolgen. Als Oberbürgermeister einer dynamischen Stadt mit einer vielfältigen Bevölkerung kann ich noch ergänzen, dass das in einer Art und Weise geschehen muss, die die Menschen mitnimmt und die dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dient. Zu diesen großen Herausforderungen braucht es Austausch, und wir müssen sie sozialverträglich angehen.

Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sehe ich hier in einer besonderen Verantwortung. Er stellt einerseits Informationen bereit und schafft einen Raum der Verständigung. Andererseits ist er Vorbild, wie man den Wandel selbst schafft und dabei die Menschen zusammenbringt: Nutzerinnen und Nutzer wollen ihren Teil der Aufgabe leisten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – aktuelle und zukünftige – suchen eine sinnstiftende Tätigkeit. Auch das Handeln der Partnerinnen und Partner in der Branche wird beeinflusst, etwa bei Produktionen.

Das ZDF wird diesem hohen Anspruch mit der Entsprechenserklärung zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex, der dem kommenden Plenum des Fernsehrats vorgelegt wird, gerecht. Sie berichtet transparent über das Nachhaltigkeitsmanagement in seiner gesamten Breite. Diese Berichterstattung ist für das ZDF freiwillig, aber sie ist durchaus angemessen.

#Fernsehrat: Das ZDF folgt der Definition von Nachhaltigkeit im Sinne der Corporate Social Responsibility, also dem Dreiklang aus Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Wie gut wird das ZDF diesem Anspruch, der sich in den 20 Kriterien des DNK-Standards spiegelt, gerecht? Sind diese Aspekte ausreichend in die Strategieziele des Unternehmens integriert?

Jung: Nachhaltigkeit muss für das ZDF eine notwendige Bedingung der Unternehmensstrategie in allen Bereichen sein. Sie spielt in den sechs Handlungsfeldern des Strategieprozesses "Ein ZDF für alle" eine wichtige Rolle: die Akzeptanz in der Gesellschaft zu stärken, sich klar im Wettbewerb zu positionieren, eine zukunftsweisende Distributionsstrategie zu erarbeiten, Partnerschaften zu stärken, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und das ZDF als modernes Medienunternehmen zu führen. Nachhaltigkeit ist etwa ein wichtiger Faktor bei der Glaubwürdigkeit gegenüber den Nutzerinnen und Nutzern oder der Attraktivität als Arbeitgeber; redaktionell ist beispielsweise der Klimawandel und bei der Produktion die Schonung von Ressourcen zu berücksichtigen. Insofern ist die Nachhaltigkeitsstrategie des ZDF vorbildlich eingebettet in die Unternehmensstrategie.

Als Chef einer großen Verwaltung weiß ich, dass die strategischen Ziele in der Unternehmenskultur gelebt werden müssen. Sonst isst die Kultur die Strategie zum Frühstück, wie es Peter Drucker ausdrückte.

Dass auch das offensichtlich im ZDF gut gelingt, kann man der Berichterstattung entlang der 20 DNK-Kriterien entnehmen. Hier dokumentiert der Sender transparent, wie er sich in allen Nachhaltigkeitskategorien kontinuierlich verbessert und weiter verbessern will.

#Fernsehrat: Das ZDF setzt bei Eigen- und Auftragsproduktionen hohe ökologische Standards an und engagiert sich im branchenweiten Arbeitskreis "Green Shooting". Mehrkosten für eine ressourcenschonende und klimafreundliche Herstellung der Inhalte werden von der KEF in der kommenden Beitragsperiode nicht anerkannt. Kann das ZDF seinen Zielen weiterhin gerecht werden?

Jung: Das ZDF ist Gründungsmitglied des "Arbeitskreises Green Shooting", einer bundesweiten Initiative zur umwelt- und ressourcenschonenden Film- und Fernsehproduktion. Ich finde es wichtig, dass das ZDF bei diesem Transformationsprozess eine führende Rolle spielt. Er bedeutet nicht nur technische, sondern auch künstlerische Veränderungen. Die neuen Standards werden die gesamte Branche prägen.

Das ZDF produziert mittlerweile mehr als die Hälfte seiner fiktionalen Auftragsproduktionen nach einem Maßnahmenkatalog. Das ist ein wichtiges Zwischenziel, das letztes Jahr erreicht werden konnte. Alle künftigen Eigen- wie Auftragsproduktionen orientieren sich weiter an den branchenweiten ökologischen Standards für klimaschonende Produktionen. Die angesprochene Entscheidung der Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten wird aber nicht ohne Folgen bleiben. Ohne die Anerkennung der angemeldeten Mehraufwendungen für "grüne Produktionen" wird es schwieriger, möglichst schnell hohe Ansprüche zu erfüllen. Trotzdem sollen "grüne Produktionen" nach den aktuellen Planungen ausgeweitet werden. Sie sind auch Voraussetzung für verschiedene Förderungen. Ich bin mir sicher, dass sie mittel- bis langfristig in der gesamten Branche zum Standard werden.

#Fernsehrat: Lineares Fernsehen ist im Gegensatz zum Streaming energiesparender. Dennoch bewirbt das ZDF seine Mediathek und animiert Menschen zum Streaming. Wie ist dieser Konflikt aufzulösen?

Jung: Das ist in der Tat ein gewisser Widerspruch. Für das Streaming muss für jede Nutzerin und für jeden Nutzer ein eigenes Signal verschickt werden, während beim klassischen Rundfunk alle über das gleiche Signal bedient werden können. Das verbraucht in den Rechenzentren ein Vielfaches der Energie.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird seinem Auftrag aber nur dann erfüllen können, wenn er seine Angebote an sich ändernde Nutzungsgewohnheiten anpasst. Unsere Gesellschaft braucht diese Angebote des Qualitätsjournalismus dringend zur Information und Verständigung. Bei weitem nicht nur die Jüngeren schätzen die Vorteile des Streamings! Also muss das ZDF mit der Zeit gehen und diesen Verbreitungsweg bestmöglich nutzen. Es ist deswegen richtig, dass die Erarbeitung zukunftsweisender Distributionswege ein wichtiger Aspekt des Strategieprozesses "Ein ZDF für alle" ist.

Zeitgleich ist es richtig, dass der Sender im Rahmen des Projekts "ZDFmediathek 2025" darüber aufklären will, wie energieeffizient die verschiedenen Nutzungsoptionen sind und welche Möglichkeiten des umweltfreundlichen Streamings es gibt. Das ist nämlich auch die gute Nachricht: Die Nutzerin und der Nutzer können die Umweltfreundlichkeit des Streamings selbst beeinflussen, etwa mit der Wahl eines energieeffizienten Endgerätes oder einem Vertrag für nachhaltigen Ökostrom. Ich bin sehr gespannt auf die neue Einstellungsoption in der ZDFmediathek mit allen Stromspareinstellungen auf einen Blick!

Zur Person: Burkhard Jung, Jahrgang 1958, ist Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Vizepräsident des Deutschen Städtetages und Präsident des Europäischen Städtenetzwerks Eurocities.
Seit Juli 2024 ist er Mitglied im Fernsehrat als Vertreter des Deutschen Städtetages und Mitglied im Ausschuss für Strategie und Koordinierung.

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