Mathe verstehen: Neues Programm soll Schülern helfen

Programm für Schüler und Lehrer:"QuaMath" soll helfen, Mathe zu verstehen

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Die letzten Pisa-Studien attestieren Schülern in Deutschland vor allem stark abnehmende Mathe- und Lesekompetenzen. Können Projekte wie "QuaMath" helfen?

Verzweifelter Schüler sizt vor einer Tafel mit Matheformeln
Viele Schüler scheitern an den Mathe-Basics. Das Programm "QuaMath" soll selbstständiges, aktives Denken und Kreativität fördern. Dafür drücken auch Lehrkräfte wieder die Schulbank. 05.03.2025 | 7:24 min
Ende März beginnen die Erhebungen für die Pisa-Studie 2025. Die Ergebnisse aus 2022 bescheinigten Schülerinnen und Schülern in Deutschland im nationalen, wie internationalen Vergleich historisch schlechte Ergebnisse.
Auch sonst reißen schlechte Nachrichten über das Bildungssystem nicht ab: Massive soziale Ungleichheit, marode Schulen, schleppende Digitalisierung.
Grund genug, neue Wege zu beschreiten, um aus der Bildungsmisere zu gelangen. Ein Ansatz sind neue didaktische Methoden im Mathematikunterricht.
moma duell: Handys an Schulen verbieten?
Sollten Handys an Schulen verboten werden? Darüber diskutieren Armin Schwarz (CDU), Kultusminister in Hessen, und Kai Hanke, Geschäftsführer Deutsches Kinderhilfswerk.28.11.2024 | 12:30 min

"QuaMath": Mathematik in der Tiefe verstehen

Wenn Mathematik im Schulunterricht häufig bedeutet, Formeln auswendig zu lernen und anzuwenden, ist mangelndes mathematisches Verständnis kein überraschendes Ergebnis. Das Projekt "QuaMath" möchte das ändern: Schülerinnen und Schüler sollen Mathematik in der Tiefe verstehen, kreativ werden, Probleme lösen und sich für die Welt der Mathematik begeistern.

Wir müssen weg vom Oberflächenlernen - hin dazu, dass alle Lernenden wirklich aktiv ins Denken kommen.

Susanne Prediger, Professorin für Mathematik-Didaktik an der TU Dortmund 

Harald Lesch hinter mathematischen Formeln
Haben wir uns die Mathematik ausgedacht oder ist sie tief eingeflochten in die Natur? Die einen sagen so, die anderen sagen so. Wie steht es also wirklich um die Mathematik?22.01.2025 | 21:09 min

Umfassende Lehrerfortbildung über Netzwerke

Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Kultusministerkonferenz und alle Länder, außer Thüringen, das auf zehn Jahre angelegte Projekt ins Leben gerufen. Koordiniert und wissenschaftlich begleitet vom IPN Leibniz-Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik und dem Deutschen Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik (DZLM) sollen Lehrkräfte an 10.000 Schulen in Deutschland fortgebildet werden.
Die ersten rund 400 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren werden bereits ausgebildet. Weitere sollen folgen und Schulnetzwerke der Länder erreichen. Aus den Netzwerken bringen die Lehrer "QuaMath" an die einzelnen Schulen. Hier sollen sich die Lehrkräfte mit ihren Kollegen aus dem Netzwerk austauschen, innovative Ideen debattieren, ausprobieren und weiterentwickeln.
Katharina Günther-Wünsch  CDU | Präsidentin Kultusministerkonferenz
"Wir brauchen bessere Strukturen in den Schulen und wir brauchen Entlastung vor Ort", so Katharina Günther-Wünsch (CDU), Bildungssentorin Berlin.30.11.2023 | 4:58 min

Zusammenspiel von Wissenschaft und Praxis

Für "QuaMath" arbeiten Wissenschaft und Praxis eng zusammen, indem Wissenschaftler und Lehrkräfte gemeinsam neue Unterrichtsmaterialien entwickeln.
Projektleiterin Susanne Prediger erklärt: "An QuaMath ist besonders, dass die Wissenschaft tatsächlich auch für die Entwicklungsprozesse Mitverantwortung übernimmt und nicht nur hinterher wieder forscht, was alles falsch war." Früher habe es Projekte gegeben, bei denen Wissenschaftler gesagt hätten, dass es anders gemacht werden soll. "Und dann mussten Schulen alles selber entwickeln."
Jetzt begleiten Fachdidaktiker von zwölf Hochschulen das Projekt und stehen im Austausch mit den Lehrenden. So können Lehrerinnen und Lehrer von den Erfahrungen ihrer Kolleginnen und Kollegen lernen und ihre eigenen Erfahrungen einbringen.
Schultafel mit mathematischen Formeln
Mathematik ist die Wissenschaft der Formeln und Gleichungen und wie sie unsere Welt beschreiben. Obwohl sie Jahrtausende alt ist, bietet die Mathematik immer noch Überraschungen.23.01.2020 | 59:09 min

Zu wenig Wissen über die Schülerschaft

Doch innovative Fachdidaktik allein reicht laut Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung Bildung, noch nicht aus. Er betont vor allem das fehlende Wissen über die Schülerschaft in Deutschland. Mit fortschreitender Digitalisierung könnten die spezifischen Stärken, Schwächen und Lernbiografien der Schülerinnen und Schüler besser erfasst werden.
Der Unterricht und die Investitionen in das Bildungssystem könnten so bedarfsgerechter gestaltet werden. Um das tatsächlich umsetzen zu können, müsste die digitale Infrastruktur der Schulen verbessert werden und digitale, auch KI-basierte, Lernanwendungen entwickelt und in Schulen etabliert werden, so Warnke.
 Refiye Ellek (l.) und Antonia Lilly Schanze (r.) gehen der Frage auf den Grund "Wer wappnet unsere Kinder für die Zukunft?"
Unser Schulsystem braucht dringend eine Verjüngungskur.07.12.2023 | 29:45 min

Schulen in Deutschland ganz unterschiedlich

Forderungen nach stärkerer Zentralisierung des Bildungssystems dagegen hält Warnke für weniger zielführend: "Ich glaube dieser Ruf kommt immer dann auf, wenn wir merken, dass wir in Deutschland nicht so richtig gut sind." Es gebe in Deutschland über 40.000 Schulen. "Die sind alle ganz unterschiedlich. Unterschiedlich groß, unterschiedlich klein, unterschiedliche Schülerschaften."

Und das von Berlin aus zentral steuern zu wollen, halte ich nicht für die beste aller Ideen.

Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung Bildung

"QuaMath" zeigt, dass die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis vielversprechend ist. Es verdeutlicht, dass gezielte Bildungsinvestitionen mit Blick auf das ganzheitliche Bildungssystem und die Weiterentwicklung digitaler Infrastruktur notwendig bleibt.

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Quelle: dpa

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Quelle: ZDF

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