Gastronomie: Hohe Kosten - Personalmangel - Umsatzrückgang
Womit das Gastgewerbe kämpft:Gastronomie: Hohe Kosten und Personalmangel
von Mischa Ehrhardt
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Das Gastgewerbe verbucht ganz reale Umsatzeinbußen. Offenbar sparen Menschen auch am Restaurantbesuch. Gegenwind gibt es aber auch durch Personalmangel.
Wenn die Fachkräfte fehlen, muss der Chef auch selbst zapfen, kellnern, kochen. Das bedeutet unter Umständen Abstriche bei der Qualität.
Quelle: dpa
Im Sommer war bei Mario Furlanello zeitweise Land unter. Doch nicht Wasser war sein Problem. Sondern Ebbe bei Fachkräften - in der Küche und im Service.
Mittlerweile hat sich die Personalsituation im Bornheimer Ratskeller in Frankfurt entspannt. Damit das so bleibt, sucht Furlanello weiter nach geeigneten Fachkräften - auch im Ausland. Nur gibt es da eben Grenzen. Doch dazu später.
Der Wegfall der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie hat zu gestiegenen Preisen geführt. Deshalb geht laut einer Umfrage knapp die Hälfte aller Deutschen weniger essen.08.03.2024 | 1:30 min
Preissensibilität von Kunden ist hoch
Die Lage bleibt für die überwiegende Zahl der Gastronomen in Deutschland angespannt - nicht nur wegen dünner Personaldecken. Laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden sind die Umsätze im Gastgewerbe im August real im Vergleich zum Vormonat um 1,3 Prozent gesunken, gegenüber dem Vorjahresmonat liegt der Rückgang sogar bei 2,4 Prozent.
Offenbar gönnen sich weniger Menschen den Ausflug in ein Restaurant. Ablesen lässt sich das ebenfalls an den jüngsten Umsatzdaten. Denn dem realen Umsatzverlust von 2,4 Prozent steht ein leichtes nominales Wachstum von einem Prozent entgegen. Das ist also Preisanstiegen geschuldet, während das Gastgewerbe real weniger umsetzt.
Deutschland sucht Fachkräfte, und viele wären verfügbar. Doch nach einem Jahr sind erst sieben Prozent der Geflüchteten in Arbeit. Wie geht es schneller?26.09.2024 | 29:45 min
Kunden reagieren sensibel
So stellt der Gaststättenverband Dehoga fest, dass die Preissensibilität der Kundinnen und Kunden hoch sei.
Das betont Ingrid Hartges, sie ist die Hauptgeschäftsführerin des Branchenverbandes.
Fachkräftemangel seit Corona-Pandemie
Dabei steigen die Preise weiter. Dienstleistungen und Nahrungsmittel waren nach der neuesten Inflationsschätzung für Oktober die Haupttreiber der Inflation. Beide Kostenblöcke treffen das Gastgewerbe besonders. Die Mehrwertsteuer-Normalisierung seit Beginn des Jahres kam obendrauf.
Seit anderthalb Jahren müssen Restaurants und Cafés auch Mehrwegverpackungen anbieten. Die Bilanz ist jedoch ernüchternd: Die Pflicht wird nicht konsequent umgesetzt und zu wenige Kunden fragen die Mehrwegalternativen nach.28.06.2024 | 2:05 min
Galt bis Ende 2023 in Folge der Pandemie für Gastronomen ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, so liegt er seit Jahresbeginn wieder bei den regulären 19 Prozent. Einer Umfrage des Branchenverbandes zu Folge sahen sich die meisten Unternehmen im Gastgewerbe gezwungen, ihre Preise anzuheben.
Mitarbeiter durch Pandemie dauerhaft verloren
Höhere Ausgaben müssen Hotels und Restaurants auch für ihre Beschäftigten einplanen. Der Ursprung dieses Problems liegt bei Hotels und Gaststätten nicht nur am allgemeinen Fachkräftemangel, sondern in der Corona-Pandemie. In dieser Zeit mussten Restaurants und Hotels zeitweise schließen oder ihre Öffnungszeiten sowie die Anzahl der Gäste begrenzen. Entlassungen und Kurzarbeit schufen Unsicherheit. Fachkräfte wanderten deshalb ab und suchten sich Jobs außerhalb der Gastronomie.
In der Pandemie wurde die Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf sieben Prozent gesenkt. Jetzt liegt sie wieder bei 19 Prozent - eine Gefahr für die Branche.09.01.2024 | 3:32 min
Einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kehrte ein Viertel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2020 dem Gastgewerbe den Rücken - und kam nicht wieder zurück. Auch die Umsätze haben sich seitdem nicht mehr erholt - sie liegen im August real rund 13 Prozent unter dem Niveau von 2019. Immerhin: Seit 2022 steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wieder an und liegt heute auf dem Niveau von 2019, also dem vor der Pandemie.
Schnelle Lösung scheitert an Amt
Mario Furlanello ist bei seiner Suche nach Personal auf zwei interessierte Köche im Ausland gestoßen - einem Marokkaner in Österreich, einem anderen Koch in Indonesien. Doch stößt er bei der Ausländerbehörde in Frankfurt an Grenzen - offenbar herrscht auch dort Personalmangel.
So muss er auf absehbare Zeit die Augen weiter offen halten, um andere Interessenten zu finden.
In Herdorf haben elf Anwohner eine Genossenschaft gegründet, um die über 120 Jahre alte Dorfkneipe zu erhalten. Nach ihren normalen Berufen stellen sie sich abends ehrenamtlich hinter die Theke und die Kneipe läuft gut.31.01.2024 | 1:37 min