Mehrwegpflicht in der Gastro: Mehrwegboxen bleiben Ausnahme

    Mehrweg in der Gastronomie:Mehrwegverpackungen bleiben die Ausnahme

    von Karen Grass
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    Seit letztem Jahr müssen Gastronomiebetriebe Drinks und Speisen to go in Mehrwegverpackungen anbieten. Doch die Umsetzung hapert. So können Sie trotzdem nachhaltig Essen mitnehmen.

    Mehrwegpflicht in der Gastronomie
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    Essen zum Mitnehmen bestellen und Müll vermeiden? Wer sich das vornimmt, hat im Restaurant vielleicht schon mal nach einer Mehrwegbox gefragt. Die meisten Betriebe müssten da weiterhelfen können, schließlich gilt in der Gastro seit Anfang 2023 eine "Mehrwegangebotspflicht". Doch mit der ist es teils nicht weit her.

    • Seit Januar 2023 müssen Betriebe, die Lebensmittel in Einwegkunststoffverpackungen oder Einwegtrinkbecher abfüllen und verkaufen, auch eine Mehrwegalternative anbieten.
    • Auf diese Mehrwegalternative müssen Gastronomiebetriebe ihre Kundinnen und Kunden durch gut sichtbare Informationstafeln im Verkaufsraum aufmerksam machen.
    • Die Betriebe sind in der Regel zur Rücknahme der entleerten Mehrwegverpackungen verpflichtet, die sie ausgegeben haben.
    • Kleine Betriebe mit bis zu 80 Quadratmetern Verkaufsfläche und maximal fünf Beschäftigten können die Mehrwegpflicht auch erfüllen, indem sie mitgebrachte Gefäße der Kundinnen und Kunden befüllen.
    • Abweichungen gelten außerdem für Betriebe, die Papp- oder Aluminiumverpackungen anbieten - diese sind nicht von der Mehrwegangebotspflicht erfasst.

    Stichprobe: Mehrweg in nur 15 Prozent der Gastrobetriebe

    Die Verbraucherzentrale (VZ) Berlin hat bei einem Marktcheck 60 Gastrobetriebe besucht. Das Ergebnis: Nur 15 Prozent boten Mehrweg an. "Davon waren wir negativ beeindruckt, so schlimm hatten wir es nicht erwartet", sagt Britta Schautz von der VZ Berlin. "Einige Betriebe kannten nicht einmal den Unterschied zwischen Einweg und Mehrweg", erzählt Britta Schautz. "Manche boten uns sogar an, wir könnten eine Einwegverpackung wiederbringen, sie würden diese dann wiederbefüllen." Gastronomieverbände wie Dehoga müssten ihre Mitglieder besser informieren - und diese wiederum ihre Beschäftigten schulen, so Schautz.

    • Untersucht wurden 60 Gastrobetriebe in Berlin zwischen Januar und Februar 2024.
    • Wie viele davon von der Regelung für kleine Betriebe Gebrauch machen durften, konnte die VZ dabei nicht final verifizieren.
    • Nur neun der 60 Betriebe boten überhaupt eine Mehrweglösung an.
    • Die Hinweispflicht auf die Mehrwegalternative war laut VZ nur in vier Betrieben zufriedenstellend umgesetzt.
    • In 38 Betrieben waren die Beschäftigten nicht umfassend über die Regelung im Bilde und mussten teils erst intern nachfragen, bevor sie Auskunft geben konnten.

    Verschiedene Mehrweg ToGo-Boxen.
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    Tipp 1: Mehrwegverpackungen häufig benutzen und zurückbringen

    Einige der besuchten Betriebe mit Mehrweg setzten nicht auf Behälter aus dem Pool eines größeren Mehrweganbieters wie Vytal oder Recup, sondern hatten eigene Systeme. Der Nachteil: Diese Behälter können nicht so flexibel an diversen Stellen zurückgegeben werden. Kommen sie aber nicht zur Wiederbenutzung zurück in Umlauf, sei das ein Problem, so Benedikt Kauertz vom Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu).

    Denn ökologisch wirklich interessant wird so ein Mehrwegbehälter gegenüber Einwegverpackungen im Foodbereich eigentlich erst ab 15 Umläufen.

    Benedikt Kauertz, Institut für Energie- und Umweltforschung

    Nur so kann der Energie- und Materialaufwand zur Herstellung der Gefäße überkompensiert werden. Um die Umwelt zu schonen, sollten Sie Mehrwegboxen also in jedem Fall zurückbringen.
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    Tipp 2: Nach Mehrwegboxen fragen

    Zur Wahrheit gehöre aber laut Benedikt Kauertz auch: Abgesehen von ambitionierten Heavy Usern fragten Kundinnen und Kunden oft noch nicht von selbst nach Mehrwegboxen. Das Problem: Viele Gastronomen wiederum scheuten allzu aktive Hinweise auf Mehrweg. "Aus Sorge, das könne wie Bevormundung der Kunden wirken", so Kauertz.
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    Tipp 3: Mehrwegverpackungen selbst mitbringen

    Eine Option, die umweltbewusste Personen fast immer ziehen können: Selbst mitgebrachte Verpackungen. In der VZ-Stichprobe ermöglichten es 83 Prozent der Betriebe, Speisen und Getränke darin abzufüllen. "Wenn ich mir regelmäßig einen Kaffee auf dem Arbeitsweg hole, ist der eigene Becher die ökologischste Lösung", sagt Benedikt Kauertz vom ifeu. "Da habe ich die Anzahl der Wiederbenutzungen selbst in der Hand und bin schnell bei 100 oder mehr, das ist ideal." Für die Hygiene des Bechers sollte man dann allerdings auch selbst Sorge tragen - damit der Kaffee to go auch ein Genuss bleibt.

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    Forderung nach Kontrollen und Bußgeldern

    "Die Politik muss da dringend nochmal ran", sagt Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin. Helfen könnten etwa regelmäßige Kontrollen und ein einheitlicher Bußgeldkatalog bei Verstößen.

    • Positive Anreize: Menschen, die Mehrweg nutzen oder ihre eigenen Behälter mitbringen, könnten beim Kauf durch einen Rabatt für ihr nachhaltiges Verhalten belohnt werden. Allerdings gebe es hier teils Probleme mit Gewöhnungseffekten, so das ifeu.
    • Weniger Umgehungsmöglichkeiten: Würden Aluminium- und Pappverpackungen in die Mehrwegangebotspflicht einbezogen, könnten Gastrobetriebe der Pflicht nicht so leicht ausweichen.
    • Unkomplizierte Rückgabe: Die Rückgabe der Mehrwegbehälter sollte möglichst unkompliziert sein, fordern Fachleute. Dabei könnte ein einheitliches System mit zentralen Rückgabestellen, zum Beispiel in Supermärkten, helfen.
    • Aktive Ansprache: Wenn Gastronomiebetriebe gut sichtbar und aktiv auf die Mehrwegoption hinweisen, wird diese besser genutzt, zeigen erste Beobachtungen in Forschungsvorhaben.
    • Das Prinzip umdrehen: Die VZ Berlin und NGOs wie der BUND schlagen vor, Mehrweg regulär zum Standard zu machen und nur noch auf ausdrücklichen Wunsch Einweg auszugeben.

    Karen Grass ist Redakteurin des ZDF-Magazins WISO.

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