Die EZB belässt den Leitzins bei 4,5 Prozent. EZB-Chefin Christine Lagarde sagt: Eine Zinssenkung sei verfrüht. Frank Bethmann berichtet. 25.01.2024 | 1:02 min
Die Euro-Währungshüter geben trotz zunehmender Konjunktursorgen Forderungen nach einer Zinssenkung vorerst nicht nach. Der Leitzins, zu dem sich Banken im Euroraum frisches Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) besorgen können, bleibt zunächst bei 4,5 Prozent. Das entschied der EZB-Rat bei seiner ersten Sitzung im neuen Jahr in Frankfurt.
"Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen so lange wie erforderlich auf ein ausreichend restriktives Niveau festgelegt werden", erklärten die Währungshüter. Hinweise darauf, wann mit der ersten Zinssenkung zu rechnen sei, gaben sie in ihrer Mitteilung nicht.
Zum Jahreswechsel bleiben die Preise an der Supermarktkasse hoch. Besonders die Lebensmittelpreise sind von der Inflation betroffen. Tendenziell lässt die Teuerung aber nach.04.01.2024 | 1:35 min
Seit Sommer 2022: Zehnmal in Serie Zinsanhebung
Im Dezember lag die Inflation bei 2,9 Prozent. Das Inflationsziel der EZB rückt damit wieder näher - sie strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Der Beschluss einer erneuten Zinspause dürfte aber auch davon beeinflusst worden sein, dass die Konjunktur im Euroraum derzeit eine Schwächephase durchläuft.
Egal ob Strom, Gas, Benzin, Gemüse, Obst oder Backwaren – statistische Zahlen belegen, dass das Jahr 2023 extrem teuer war. 04.01.2024 | 1:36 min
Beobachter: Inflationsproblem noch nicht gelöst
Marktbeobachter werteten die Zinsentscheidung als erwartbar. "Im Laufe des Jahres werden wir Leitzinssenkungen sehen", erwartet Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Aber die Zinswende werde "später kommen und geringer ausfallen" als gegenwärtig von den Märkten eingeschätzt.
Aus Sicht von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sollte sich die EZB von aggressiven Zinssenkungserwartungen der Finanzmärkte nicht unter Druck setzen lassen. Solange die Löhne so stark stiegen wie zuletzt, sei das Inflationsproblem noch nicht gelöst. "Die 70er Jahre zeigen, wie gefährlich es ist, wenn eine Zentralbank den Sieg über die Inflation zu früh erklärt," merkte er an.
Rund ein Jahrzehnt lang gab es auf der Bank so gut wie keine Zinsen - jetzt liegt der Zinssatz bei vier Prozent und mehr: Sparen könnte sich wieder lohnen.30.10.2023 | 2:37 min
Konjunktur bereitet Sorgen
EZB-Chefin Christine Lagarde hatte jüngst gesagt, die Notenbank befinde sich mittlerweile auf einem guten Weg, die Inflation in der Euro-Zone auf die angesteuerte Zielmarke von 2,0 Prozent zurückzudrängen. Es sei aber noch zu früh, den Sieg zu erklären, erklärte sie mit Blick auf die Konjunkturabhängigkeit der Geldpolitik.
Deutschland, die größte Volkswirtschaft in der Euro-Zone, steckt laut dem Präsidenten des Ifo-Instituts, Clemens Fuest,
in der Rezession fest. Die EZB will aber tunlichst vermeiden, dass die Konjunktur im Euroraum komplett abgewürgt wird. Aufgrund dieser Sorgen wurde zuletzt an den Börsen auf eine rasche Zinssenkung gesetzt. Doch mehrere Währungshüter, darunter auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, hatten sich in Reden, Interviews und Diskussionsrunden gegen die Erwartung schneller Schritte nach unten gewandt.
Zuletzt hieß es Aufatmen - nun ist die Inflation seit langem erstmals wieder gestiegen. Ausnahme oder Trendwende? Das sagen Experten.
Quelle: dpa, Reuters