Investieren mit ETFs: Das sollte man beachten

Sinkflug des MSCI World:Investieren mit ETFs: Das sollte man beachten

von Mischa Ehrhardt
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ETFs sind beliebt, auch bei unerfahrenen Anlegern: Der MSCI World schien sichere Rendite zu garantieren - nun könnte es anders aussehen. Das sollte man beim Investieren beachten.

Kursentwicklung des ETF MSCI World auf dem Display eines Smartphones
Aus dem Börsenliebling MSCI World ist inzwischen ein Sorgenkind geworden: Grund sind US-Konzerne, die den Index dominieren.
Quelle: imago

Vom Wunderkind zum Sorgenkind. So kann man aktuell die Entwicklung des MSCI World beschreiben. Es ist ein bei Anlegern sehr beliebter ETF. Doch statt wie in den vergangenen Jahren stetig zu steigen, hat der Weltindex zuletzt deutlich Federn lassen müssen. Seit seinem Höchststand im Februar hat er rund 16 Prozent an Wert eingebüßt.

Warum ist der MSCI-World-ETF so beliebt?

Das ist eine ganze Menge angesichts der Tatsache, dass die in ihm enthaltenen Aktien aus vielen Ländern stammen. Genau das macht diesen ETF grundsätzlich so attraktiv: Eine breite Streuung über verschiedene Länder und Regionen verkleinert Risiken.
Wenn beispielsweise die hiesige Autobranche unter die Räder gerät, kann das in den USA, Japan oder Korea ganz anders aussehen. Verluste von Aktien einer Region können sich durch Gewinne anderswo ausgleichen. Soweit die Theorie.

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Was sind aktuell die Probleme?

Die Sache hat nur einen Haken: Ausgewogen sind die Anteile innerhalb dieses ETF mitnichten. So sind zum Beispiel nur Aktien aus Industrieländern enthalten. Länder der südlichen Erdhalbkugel und Schwellenländer fehlen. Doch das ist nicht die einzige Unwucht.
In den vergangenen Jahren spielten diese Ungleichgewichte kaum eine Rolle, im Gegenteil: Den Ton an den Finanzmärkten gaben Börsen in Industrieländern an. Und der Taktgeber im Konzert steigender Aktienmärkte waren die Wall Street und die Technologiebörse Nasdaq in New York. Treiber waren die weltweit erfolgreichen US-Tech-Giganten. Doch das hat sich nun umgekehrt - auch wegen Donald Trump.
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Wie funktionieren ETFs?

Um das zu verstehen, muss man grob die Funktionsweise von ETFs kennen und ein wenig genauer in den MSCI World hineinschauen. ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds. Sie bilden Börsenindizes wie den Dax, den Dow Jones, den S&P 500 oder eben den weltweiten MSCI World ab. Nun sind im MSCI World zwar rund 1.400 Unternehmen aus 23 Industrieländern rund um den Globus gelistet. Allerdings entsprechend ihrem Börsenwert. Das ist die Anzahl der frei handelbaren Aktien multipliziert mit dem Kurswert - die sogenannte Marktkapitalisierung.
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Welche Rolle spielen die Tech-Giganten aus den USA?

Absolute Schwergewichte sind die US-Konzerne Apple, Microsoft und der Chiphersteller Nvidia. Laut den letzten Daten von MSCI Ende Februar hat allein Apple als größtes Unternehmen am Index einen Anteil von 5,1 Prozent gehabt. Damit wiegt Apple im Index etwa eine Million Mal schwerer als das kleinste im MSCI gelistete Unternehmen.

Viele Beobachter warnen davor, nun übereilt zu handeln. Die jüngsten Verluste des MSCI relativieren sich zum einen angesichts der starken Aufwärtsfahrt in den vergangenen Jahren. Zum anderen weisen etwa die Finanzexperten bei Stiftung Warentest darauf hin, dass die US-Tech-Giganten ihre Waren und Dienstleistungen in die ganze Welt verkaufen - sie seien also nur begrenzt vom Heimatmarkt abhängig.

So empfiehlt Stiftung Warentest den MSCI World nach wie vor als Basisanlage für das sogenannte "Pantoffel-Portfolio". Wem schließlich das Klumpenrisiko im MSCI dennoch zu groß ist, für den gibt es alternative ETFs, die versuchen, die Risiken des MSCI World möglichst auszusparen.

Der Rest ist schnell erzählt. Denn in der Liste der größten Unternehmen folgen Amazon, Meta (Facebook), Alphabet (Google), das Halbleiterunternehmen Broadcom und Tesla. Die zehn größten Unternehmen im MSCI bringen ein Gewicht von 24 Prozent des Gesamtindexes auf die Börsenwaage. Und amerikanische Unternehmen machen rund Dreiviertel seines Gewichtes aus.
Bis Mitte Februar hatte das dem MSCI zu neuen Rekorden verholfen. Nach den US-Wahlen erhofften sich Anleger Steuersenkungen und eine florierende US-Wirtschaft durch Donald Trump. Mittlerweile ist Ernüchterung eingekehrt - die Kurse insbesondere der Technologiekonzerne haben stark verloren.
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Was hat es mit der Sorge vor einer "Trumpcession" auf sich?

Grund ist das Hin und Her der Trump'schen Zoll- und Handelspolitik. Jüngste Äußerungen der US-Regierung deuten darauf hin, dass Trump auch eine Rezession in den USA in Kauf nimmt, um seine Ziele zu erreichen. Das Kofferwort "Trumpcession" macht die Runde. Es ist ein Stimmungskiller für jede Party am Aktienmarkt. Und so wandelte sich MSCI als das Wunderkind von Anlegern binnen kürzester Zeit zu einem ihrer Sorgenkinder.
Jedenfalls ist die Dominanz von US-Unternehmen im MSCI World nicht in Stein gemeißelt. Und sie korrigiert sich gerade selbst, weil die fallenden Kurse an den US-Börsen das Gewicht der US-Konzerne verkleinern. Das gab es schon öfter in der Geschichte. So lag der Anteil von japanischen Unternehmen im MSCI Ende der 80er Jahre bei 40 Prozent. Heute haben die japanischen Unternehmen nur noch ein Gewicht von rund fünf Prozent.

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