Paralympics-Bilanz von Matthias Berg: Es hakt im System
ZDF-Experte Berg zieht Bilanz:Team D bei Paralympics: Es hakt im System
von Susanne Rohlfing
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Team D schafft es bei den Paralympics 2024 wieder nicht in die Top-Ten. Damit wird nach den Spielen von Paris diskutiert, was sich im Sinne des Erfolgs am System ändern müsste.
Die Paralympics in Paris haben ebenso wie Olympia mit beeindruckenden Kulissen und herausragend guter Stimmung begeistert. Für Deutschland zeigt sich eine weitere Parallele: Einzelne Stars und Sportarten konnten sich schillernd in Szene setzen.
Berg: "Philosophiefrage"
Aber insgesamt verfestigte sich der Eindruck, dass der deutsche Spitzensport mühsam um Anschluss an die Weltspitze kämpft. Und so wird auch im paralympischen Sport nun diskutiert, wo es hakt im System.
Matthias Berg, als ehemaliger Para-Leichtathlet und Ski-Alpin-Fahrer mit elf Goldmedaillen bei Paralympischen Spielen dekoriert und ZDF-Paralympics-Experte, spricht von einer "Philosophiefrage". Im deutschen Sport sei die Maxime:
Wir streuen ein bisschen Gießkanne, damit niemand verloren geht und jeder die Chance bekommt, Breiten- oder auch Leistungssport zu machen.
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ZDF-Paralympics-Experte Matthias Berg
Das unterscheide das Land von erfolgreicheren Nationen.
Team D auf Platz elf im Medaillenspiegel
Platz elf im Medaillenspiegel ist für Team D besser als noch zur Halbzeit befürchtet. Rang elf ist auch besser als Platz zwölf in Tokio vor drei Jahren. Aber es ist kein Platz in den Top-Ten, wo Deutschland sich zuletzt in Rio 2016 (Platz 6) und London 2012 (Platz 8) einordnete.
Zehn Gold-, 14 Silber- und 25 Bronzemedaillen wurden in Paris gewonnen, in Tokio lautete die Ausbeute 13/12/18.
Die Paralympics in Paris werden am Abend mit einer Abschlussfeier beendet. Das Sicherheitskonzept ist wie bei Olympia aufgegangen. ZDF-Korrespondent Thomas Walde zieht Bilanz. 08.09.2024 | 1:01 min
In den Top-Ten von Paris haben sich hinter China, das mit weitem Abstand (220 Medaillen) an der Spitze rangiert, auch europäische Nationen wie Großbritannien (Platz zwei/124 Medaillen), die Niederlande (vier/56) und Italien (sechs/71) eingereiht.
Berg erläutert "anderes Grundprinzip"
"Die haben ein anderes Grundprinzip", sagte Berg: "Gefördert werden erstens vor allem paralympische Sportarten und zweitens diejenigen, die schon erfolgreich sind und drittens diejenigen Sportarten, wo es die meisten Medaillen gibt". Das seien im Para-Sport vor allem Schwimmen, Leichtathletik, Radsport und Tischtennis:
Vier von 22 Sportarten erzielen 72 Prozent aller Medaillenergebnisse.
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Matthias Berg
Vor allem die deutschen Schwimmer haben in Paris brilliert. Sie haben allein zehn Medaillen gesammelt. Herausragend waren Elena Semechin, die in Paris unter ihrem Mädchennamen Krawzow antrat, und Taliso Engel mit ihren Siegen und Weltrekorden, genauso wie Josia Topf, der einen kompletten Medaillensatz holte.
Resignieren gibt's nicht: Eine Krankheit hat den Para-Schwimmer Josia Topf aus der Bahn geworfen. Doch bei den Paralympics in Paris ist er am Start.31.01.2024 | 13:49 min
Paralympics: Weltspitze breiter und besser
Die sonst so erfolgsverwöhnten deutschen Leichtathleten mussten in Paris feststellen, dass die Weltspitze noch breiter und besser geworden ist als ohnehin vorausgesagt. Prothesen-Weitspringer Markus Rehm konnte sich noch behaupten und sensationell seinen vierten Paralympics-Sieg in Folge feiern. Gold-Kandidaten wie Johannes Floors, Leon Schäfer oder Felix Streng dagegen mussten anderen den Vortritt aufs oberste Treppchen lassen.
Die Rollstuhlbasketballer feierten ihre Bronze-Medaille dafür wie einen Sieg. Dieser Erfolg war von der jungen Mannschaft mit ihrem neuen Trainer nicht erwartet, aber mit viel Innovation und Engagement hart erarbeitet worden.
Trotz Erfolgen bei den Paralympics äußert Schwimm-Bundestrainerin Schinkitz Kritik. Der Para-Sport werde bei Ausbildung und Bezahlung von Trainern zu wenig gefördert.
Schwimm-Bundestrainerin ärgert sich
Schwimm-Bundestrainerin Ute Schinkitz dagegen ärgerte sich in Paris trotz der Erfolge in ihrer Sportart über die Zustände insgesamt. Es mangele vor allem an gut ausgebildeten Trainern, was an deren schlechter Bezahlung liege.
Karl Quade, der Chef de Mission des deutschen Teams, gab bekannt, dass der Deutsche Behindertensportverband (DBS) wegen der bevorstehenden Kürzung der Bundesmittel für 2025 bereits zehn der 50 von ihm beschäftigten Trainer kündigen musste.
ZDF-Paralympics-Experte Matthias Berg wies darauf hin, dass Australien mit Blick auf die Spiele 2032 in Brisbane seinen Sportetat von diesem auf das nächste Jahr verdoppelt habe. So etwas werde in Deutschland kaum möglich sein, "jedenfalls nicht, wenn wir Olympia nicht bei uns haben". Eine erfolgreiche Olympiabewerbung könnte also helfen. Oder, so resümiert Berg:
Wir müssen an die Grundphilosophie ran, wenn wir die Ergebnisse ändern wollen.
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Matthias Berg
Quelle: Reuters
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