Nordische WM: Sieg für Inklusion und historische Premiere
Nordische Ski-WM mit Para-Sport:Sieg für Inklusion und historische Premiere
von Lars Becker
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Die Para-Skilangläufer küren heute und Mittwoch erstmals bei der Nordischen Ski-WM ihre Sprint-Champions. Ein Sieg für die Inklusion - aber nur eine einmalige Aktion?
Anja Wicker startet bei der Nordischen-Ski-WM in Trondheim im Para-Langlauf.
Quelle: IMAGO
Die Aufregung ist groß bei den deutschen Para-Skilangläufern. Sie sind schon seit ein paar Tagen in Norwegen und haben am Wochenende gerade ihr Weltcup-Finale in Steinkjer absolviert.
Im heimischen Fernsehsender NRK gibt es kein wichtigeres Thema als die Nordische Ski-WM in Trondheim und die riesige Begeisterung von Zehntausenden Fans.
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Am heutigen Dienstag und am Mittwoch werden die Para-Skilangläufer auf dieser großen Bühne ihre Sprint-Champions ermitteln - ein gewaltiger Sieg für die Inklusion und eine historische Premiere im Skisport.
Das wird ein unglaubliches Highlight mit Gänsehaut-Atmosphäre. Es wird Zeit, dass wir so gepusht werden.
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Anja Wicker
Das deutsche Para-Aufgebot für die WM in Trondheim:
Johanna Recktenwald (23 / St. Wendel / Biathlon-Team Saarland, Guide: Michael Huhn / 36 / SV Kirchzarten, ersatzweise für die studienbedingt verhinderte Emily Weiß, eigentlich Bundesnachwuchstrainer),
Leonie Walter (21 / Freiburg / SC St. Peter, Guide: Christian Krasman / 23 / Stühlingen / Ski-Club Schönwald)
Kathrin Marchand (34 / Köln / SV Kirchzarten)
Merle Menje (20 / Mainz / StTV Singen)
Anja Wicker (33 / Stuttgart / MTV Stuttgart)
Theo Bold (18 / Velbert / WSV Isny, Guide: Jakob Bold / 20 / Essen / WSV Isny),
Nico Messinger (30 / Freiburg / Ring der Körperbehinderten Freiburg, Guide: Robin Wunderle / 26 / Freiburg / SC Todtnau),
Lennart Volkert (21 / Berlin / PSV München, Guide: Nils Kolb / 22 / Freiburg / SV Kirchzarten)
Marco Maier (25 / Oberstdorf / SV Kirchzarten),
Sebastian Marburger (27 / Frankenberg (Eder) / SK Wunderthausen)
Anja Wicker, die querschnittsgelähmt ist, hat bei ihrem Paralympics-Sieg 2014 in Sotschi schon einmal einen Wettkampf vor ein paar Tausend Zuschauern bestritten. Für Marco Maier, genau wie Wicker einer der deutschen Medaillenkandidaten für Trondheim, ist das Neuland:
Es wird das erste Mal sein mit so vielen Zuschauern an der Strecke und einem ganz großen Stadion. Es wird ganz anders sein, als wir es sonst gewohnt sind.
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Marco Maier
Der Impuls für dieses spektakuläre Inklusions-Projekt kam von WM-Gastgeber Trondheim. In Norwegen wird die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung genau wie die der Geschlechter groß geschrieben.
Werbetrommel für Para-Sprints
Für die Premiere der Sportler mit Handicap im Rahmen der Titelkämpfe der Nichtbehinderten wird große Werbung gemacht, die nationale Hoffnungsträgerin Vilde Nilsen spielt in den PR-Filmen von Trondheim eine Hauptrolle. Insgesamt sechs Goldmedaillen werden in den Para-Sprints vergeben - je drei pro Geschlecht in den Kategorien sitzend, stehend und sehbeeinträchtigt.
Es gibt sogar ein Preisgeld von einer Million norwegischer Kronen insgesamt für die Para-Wettbewerbe. Das sind umgerechnet rund 85.500 Euro, zu je 50 Prozent finanziert vom lokalen Ausrichter und dem Internationalen Skiverband FIS.
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Geld sorgt für Aufregung
"Das ist das erste Mal, dass es auch um Geld bei uns geht. Das sorgt für noch ein bisschen mehr Aufregung - ist aber auch ein Zeichen der Wertschätzung, dass unsere Leistungen genauso viel wert wie die der Nichtbehinderten sind", findet Maier. Ganz reibungsfrei ist die Zusammenarbeit mit den großen Stars aus dem olympischen Skilanglauf dennoch nicht.
Es gibt da schon eine gewisse Skepsis. Und wir wurden gebrieft, dass wir uns benehmen sollen.
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Bundestrainer Ralf Rombach
Es geht dabei vor allem um die wegen der vielen Starter streng reglementierten Trainingszeiten auf den WM-Strecken. Die deutschen Para-Sportler werden auch vom Wachsteam der deutschen Skilangläufer Tipps für die richtige Präparierung der Bretter und Schlitten bekommen.
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"Inklusion ist kein Feigenblatt"
Die Bemühungen der FIS für den Para-Skilanglauf sieht Rombach generell als sehr positiv an: "Die FIS ist zwar ein Supertanker, dessen Manövrierfähigkeit sich in Grenzen hält. Aber alle bemühen sich, obwohl wir in Sachen Werbepartner und mediale Präsenz bisher eher für wenig Rückflüsse sorgen. Die Inklusion ist jedenfalls kein Feigenblatt, was sie sich umgebunden haben."
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Dennoch könnte die spektakuläre Premiere der Para-Sportler während der Nordischen Ski-WM in Trondheim eine einmalige Aktion bleiben. Der nächste WM-Ausrichter Falun sieht sich für 2027 bislang nicht in der Lage, in Schweden etwas Ähnliches wie jetzt gerade in Norwegen auf die Beine zu stellen.
Para-Sport hofft auf Zukunft
"Wir sind aber dazu im Dialog mit den künftigen WM-Ausrichtern", sagt Sandra Spitz, Sport- und Eventdirektorin der FIS. Rombach hofft auf eine magische Premiere in Trondheim als zusätzliches Argument: "Vielleicht geraten sie unter Zugzwang. Einmal und nie wieder - das darf nicht sein."
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