Menschen mit Behinderungen: "Respektiert werden wie jeder"
Menschen mit Behinderungen:"Wollen respektiert werden wie jeder andere"
von Christian Hauser
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In Berlin haben 4.000 Menschen an einem Weltgipfel für Menschen mit Behinderungen teilgenommen. Dessen Abschlusserklärung bleibt aber ziemlich unkonkret, sagen Kritiker.
Beim Weltgipfel für Menschen mit Behinderungen treffen sich internationale Organisationen und Politiker.02.04.2025 | 1:57 min
Dennis Mellentin will ernst genommen werden wie jeder andere Mensch auch. Dafür kämpft er. Dafür möchte er ein Zeichen setzen.
Mellentin ist Radsportler und Athletensprecher bei den Special Olympics Deutschland. Am Weltgipfel für Menschen mit Behinderungen in Berlin hat er als Volunteer teilgenommen, als freiwilliger Helfer. Für ihn wichtig: der Austausch mit der Community aus der ganzen Welt. Und er will ein Bewusstsein schaffen:
Ich will zeigen, dass wir zu mehr in der Lage sind, als das, was man immer von Menschen mit Beeinträchtigung denkt.
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Dennis Mellentin, Volunteer beim Gipfel
Eine Beeinträchtigung hat auch Mellentin. Welche das ist, verrät er nicht, denn "es wird nicht über die Behinderung gesprochen, es wird ausschließlich über den Menschen gesprochen", sagt er.
Wir sind alle Menschen und wollen so respektiert werden wie jeder normale Mensch draußen auch.
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Dennis Mellentin, Volunteer beim Gipfel
Der zweitägige "Global Disability Summit", also der Weltgipfel für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen, findet zum dritten Mal statt. Veranstalter sind das Bundesentwicklungsministerium, das Partnerland Jordanien und die Internationale Allianz für Menschen mit Behinderungen.
Gastgeberstadt ist nach London und Oslo nun Berlin. Nach Angaben der Veranstalter soll mit dem Gipfel die weltweite Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen entwicklungspolitisch vorangetrieben werden.
Die Bundesregierung hat für Deutschland eine Reihe von Selbstverpflichtungen unter anderem im Bereich öffentlicher Verkehr und Gesundheitswesen abgegeben. Zum Abschluss des Gipfels haben auch weitere Länder freiwillige Selbstverpflichtungen unterzeichnet.
Erklärung verabschiedet
Für die mehr als 4.000 Teilnehmenden aus rund 100 Ländern ist vor allem eins wichtig. Sich auszutauschen über die Probleme und Lösungen in Bezug auf Inklusion und Barrierefreiheit. Viele erhoffen sich, dass die teilnehmenden Staaten ernst machen und die Situation von Menschen mit Beeinträchtigungen konkret verbessern.
Der Gipfel ist an diesem Donnerstag zu Ende gegangen. Nach Angaben des Entwicklungsministeriums haben mehr als 60 Regierungen die sogenannte Amman-Berlin-Erklärung verabschiedet. In ihr verpflichten sich die Länder, mit 15 Prozent ihrer Entwicklungsprojekte Inklusion zu fördern.
Quelle: dpa
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sieht darin "ein ganz starkes Zeichen". Dabei steht auch Schulze selbst unter Druck. Ob es in Deutschland auch weiterhin ein Entwicklungsministerium geben wird, ist unklar und Gegenstand der aktuellen Koalitionsverhandlungen.
Ich kämpfe natürlich dafür, dass dieses Ministerium erhalten wird, weil wir in Zeiten sind, in denen wir mehr internationale Zusammenarbeit brauchen.
Kritik an der Erklärung des Gipfels kommt von Verena Bentele. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland hält die Beschlüsse für zu wenig ambitioniert.
Zwar habe auch Deutschland eine Selbstverpflichtung über mehr als 30 Maßnahmen zur Stärkung der Inklusion abgegeben. Diese sei aber ebenso wie die Abschlusserklärung nicht verbindlich und wenig konkret, sagt Bentele ZDFheute:
Der große Wurf ist von solchen Selbstverpflichtungen leider nicht zu erwarten.
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Verena Bentele, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland
Hierzulande leben laut Statistischem Bundesamt 7,9 Millionen Menschen mit einer schweren Behinderung. Das bedeutet, dass sie einen Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent aufweisen. Bentele sagt, Deutschland habe Nachholbedarf, etwa in Sachen Barrierefreiheit.
Auch hier läuft längst nicht alles so, wie es sollte.
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Verena Bentele, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland
Einige Inklusionsbetriebe in Karlsruhe stehen vor dem Aus, weil ihnen Fördermittel fehlen, um gestiegene Kosten zu decken. Besonders für Menschen mit Behinderung ist es schwer auf dem Arbeitsmarkt etwas Neues zu finden.27.04.2024 | 3:51 min
Sorge vor Rückschritt bei Inklusion
In der Community wächst die Sorge, dass Inklusion in vielen Ländern an Bedeutung verliert. Nicht zuletzt die Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump sorgen für Unruhe.
"Ich glaube wir bekommen alle mit, dass es Bestrebungen aus anderen Ländern, aus den USA, gibt, zunehmend exklusiv zu agieren", sagt Leopold Rupp, Assistenzarzt an der Charité in Berlin im ZDF. Er - selbst körperlich beeinträchtigt - sehe, dass Unternehmen unter Druck gesetzt werden, ihre Inklusions- und Integrationsprogramme einzustellen.
Kinder müssten früh lernen, dass es "okay ist, behindert zu sein", Inklusion beginne "im Kopf", so Dr. Leopold Rupp, Assistenzarzt in der Charité Berlin.02.04.2025 | 6:08 min
In diesem Zusammenhang warnt Bundesentwicklungsministerin Schulze: "Wir können nicht für das eintreten, was die USA jetzt alles kürzen, nur was weniger wird. Aber wir können Zeichen setzen."
Dennis Mellentin jedenfalls hofft auf mehr als Zeichen. Er hofft auf konkrete Verbesserungen für die rund 1,3 Milliarden Menschen weltweit, die mit einer Beeinträchtigung leben.
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