Para-Biathlon-WM: Überragende Walter hat schon neue Ziele

    Interview

    Para-Biathlon-WM:Überragende Walter hat schon neue Ziele

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    Leonie Walter überragte mit zwei Goldmedaillen bei der Para-Biathlon-WM. Im Interview erzählt sie, dass die Medaillenjagd weitergeht und wie wichtig ein Norwegen-Trip war.

    Para-Biathletin Leonie Walter mit Guide Michael Huhn bei der WM in Pokljuka.
    Para-Biathletin Leonie Walter mit Guide Michael Huhn bei der WM in Pokljuka.
    Quelle: Imago

    Am Finaltag der Para-Biathlon-WM im slowenischen Pokljuka reichte es für Leonie Walter "nur" zu Silber hinter ihrer deutschen Teamkollegin Johanna Recktenwald. Dennoch war die 21 Jahre junge Paralympics-Siegerin von 2022 mit zweimal Gold und einmal Silber die überragende Teilnehmerin dieser Titelkämpfe. Damit hat sie in ihrer Karriere bereits vier WM-Titel in der Klasse der Frauen mit Sehbeeinträchtigung auf dem Konto. Und die Titeljagd ist noch nicht vorbei, wie sie im Interview erzählt.
    ZDFheute: Sind Sie mit Ihrer WM-Bilanz von zweimal Gold und einmal Silber gänzlich zufrieden? Oder nerven die beiden Schießfehler heute, die Gold gekostet haben?
    Leonie Walter: Gerade der letzte Fehler nervt mich brutal, ich bin richtig sauer danach, dass ich den so ins Nichts geschossen habe. Eigentlich kenne ich das nicht so von mir, dass da gleich so viele daneben gehen. Einerseits habe ich Gold verloren, aber die Silbermedaille noch ganz knapp gerettet. Ich weiß auf jeden Fall, woran ich arbeiten kann.

    Aber mit zwei Weltmeistertiteln kann man ja nicht unzufrieden nach Hause fahren.

    Leonie Walter, Para-Ski-Sportlerin

    ZDFheute: Werden die Siege jetzt ganz groß gefeiert?
    Walter: Nein, ich glaube wirklich groß gefeiert wird jetzt tatsächlich nicht. Alle sind müde und froh, wenn wir dann angekommen sind. Haben jetzt noch Siegerehrung, gehen zum Essen, packen ein und fahren dann weiter nach Toblach.
    Johanna Recktenwald
    Dass olympische Athleten im Sommer und im Winter starten, ist eine Ausnahme. Im paralympischen Sport gibt es da mehr Beispiele wie Oksana Masters, Leonie Walter und Johanna Recktenwald.01.10.2023 | 5:27 min
    ZDFheute: Sie reisen jetzt direkt zur Para-Langlauf-WM weiter, die sofort im Anschluss ansteht. Wie sind denn Ihre Medaillenziele dort?
    Walter: In Toblach wird es einen Sprint, eine Staffel und einen 20-Kilometer-Wettkampf geben. Die Ziele sind auf jeden Fall hoch gesteckt. Klar, da sind auch andere Konkurrenten dann dabei, die sich nur aufs Langlaufen konzentrieren. Aber über meine Laufleistung hier bei der WM kann ich nicht meckern. Podest ist auf jeden Fall das Ziel. Ein Titel dort wäre natürlich mega.
    ZDFheute: Bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft der Nichtbeeinträchtigten wird es Anfang März in Trondheim erstmals auch jeweils einen Para-Sprint für Männer und Frauen gehen. Wie finden Sie das in Sachen Inklusion?
    Walter: Ich gehe davon aus, dass ich dabei sein werde, wenn nichts Großes passiert. Ich finde es richtig cool, dass wir dort starten können. Von Anfang an bin ich ja auf Wettbewerben von Nichtbeeinträchtigten mitgelaufen. Ich habe Spaß, einfach zu zeigen, was ich trotz Einschränkung auch im Vergleich kann.

    Gerade in einem langlaufbegeisterten Land wie Norwegen finde ich die Bühne für uns richtig gut.

    Leonie Walter, Para-Ski-Sportlerin

    ZDFheute: Sie waren ja auch im Urlaub in Norwegen, ganz ohne Guide.
    Walter: Im Sommer bin ich durch Norwegen gewandert. Von Oppdal nach Trondheim. Ich habe mich hauptsächlich auf GPS-Signale aus dem Handy verlassen und lasse mich dann quasi navigieren. Das ist ähnlich, wie sich ein Bergsteiger im Wald verhalten würde. Ich kann mich natürlich nicht auf irgendwelche Wege verlassen, weil kleine Trampelpfade sehe ich einfach nicht. Und im Notfall konnte ich immer noch zum Beispiel jemanden per Videoanruf kontaktieren und fragen, ob da jetzt zum Beispiel ein Rastplatz ist. Und meine Helfer haben mich dann hingeleitet.

    Johanna Recktenwald
    :Para-Biathletin rast fast blind Hänge hinab

    Die sehbehinderte Johanna Recktenwald und Guide Emily Weiß hoffen bei der Para-Biathlon-WM auf Medaillen. Welche Rolle Vertrauen und Bewunderung zwischen ihnen spielen.
    von Lars Becker
    Johanna Recktenwald (l.) und Emily Weiß
    ZDFheute: Das ist total mutig, weil sie so eine große Sehbeeinträchtigung haben. Hat Ihnen das in Sachen Selbstvertrauen auch viel gebracht?
    Walter: Auf jeden Fall, weil so weiß ich auch, ich komme überall allein zurecht und brauche da keine Angst zu haben, wenn ich irgendwas suche. Und ich bin auch nicht immer auf jemanden angewiesen. Das ist einfach für mich auch eine coole Erfahrung, weil ich so einfach meinen Tagesablauf planen konnte, wie ich will.
    Das Interview führte Lars Becker.

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    Quelle: Reuters

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