Nach Sieg gegen Island: Das Lachen ist bei DFB-Frauen zurück

    Nach Sieg gegen Island:Das Lachen ist bei DFB-Frauen zurück

    von Frank Hellmann
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    Die deutschen Fußballerinnen haben gegen Island das beste Länderspiel des Jahres geliefert. Nun muss aber vor allem die Trainerpersonalie geklärt werden.

    Nations League A Frauen, Deutschland gegen Island. Deutschlands Spielerinnen feiern den 4:0-Sieg über Island, aufgenommen am 26.09.2023
    Große Erleichterung bei den DFB-Frauen nach ihrem 4:0-Erfolg gegen Island in der Nations League.
    Quelle: Imago

    Die Ansprache von Britta Carlson in der etwas in die Jahre gekommenen Kabine des Ruhrstadions hat am Dienstagabend ein bisschen länger gedauert. Doch der 45-Jährigen war es in Bochum wichtig, sich bei den deutschen Fußballerinen für den stimmungsvollen Befreiungsschlag gegen Island (4:0) nach einem "nicht einfachen Lehrgang" zu bedanken.
    Die Vertreterin der erkrankten Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg berichtete, "dass alle mit einem Lächeln nach Hause gehen". Die Ehrenrunde zu "Sweet-Caroline"-Klängen wirkte wie das Kontrastprogramm zu den Trauermärschen in Australien.

    DFB-Frauen hoffen weiter auf Olympia 2024

    Der beschwingte Vortrag hat grundsätzliche Zweifel nach der desaströsen Darbietung in Dänemark (0:2) vertrieben. Niemand hat also ganz das Fußball-Einmaleins verlernt. Nebenbei lebt die Hoffnung auf die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 2024 weiter, und irgendwie scheint ein Anfang zur Aufarbeitung des WM-Desasters mit dem besten Länderspiel 2023 gemacht.
    Klara Bühl beim Nations League Spiel gegen Island am 26.09.2023.
    Die deutschen Fußballerinnen melden sich in der Nations League mit einem 4:0 gegen Island zurück.26.09.2023 | 6:04 min
    Gut 15.000 Fans feierten die DFB-Frauen mit Ovationen und Gesängen. Die wohlwollende Unterstützung tief im Westen trug ein Gutteil dazu bei, vor allem die Blockade in den Köpfen zu lösen. Die Zuschauer, erzählte die von Glücksgefühlen übermannte Giulia Gwinn im ZDF, hätten immens geholfen:

    Man hat wieder Leben in der Mannschaft gefühlt.

    Nationalspielerin Giulia Gwinn

    Nach ihrem zweiten Kreuzbandriss war die 24-Jährige so selbstbewusst, sich beim Elfmeter einfach den Ball zu schnappen. Und die Verteidigerin vom FC Bayern, bei der WM so schmerzlich vermisst, verwandelte so entschlossen wie ihre Vereinskollegin Klara Bühl zweimal aus dem Hinterhalt traf.

    Sieben Wolfsburgerinnen in der DFB-Startelf

    Lea Schüller rundete die Münchner Machtdemonstration als dritte Torschützin ab, obwohl mal wieder sieben Wolfsburgerinnen in der Startelf standen.
    Doch diesmal hatte Carlson mit Taktik und Personal richtig gelegen. Die gewaltigen Ausschläge bei ihrem Intermezzo in der Chefrolle erinnerten bei den DFB-Frauen an die Diskrepanzen, die zuletzt auch die Männer offenbarten. Doch zwischen deren Pleite gegen Japan (1:4) und dem Prestigeerfolg gegen Frankreich (2:1) lag der Rauswurf des Bundestrainers Hansi Flick. Diesmal nahmen sich die Protagonisten selbst in die Pflicht.

    Lattwein und Popp wünschen sich Klarheit in Trainerfrage

    Die Spielerinnen wünschen sich nun unmissverständlich, dass der DFB bis zu den nächsten Nations-League-Begegnungen gegen Wales (27. Oktober) und auf Island (31. Oktober) den Schwebezustand in der Trainerfrage auflöst. "Es ist jetzt an der Zeit, dass eine Entscheidung getroffen wird", forderte Mittelfeldspielerin Lena Lattwein. "Es ist für uns alle keine schöne Situation, dass man keine Gewissheit hat."
    Auch Kapitänin Alexandra Popp, die vorläufig im Nationaltrikot weiterspielen möchte, verlangte: "Natürlich benötigen wir Klarheit, wie es ganz genau weitergeht. Wir werden in den Austausch mit dem DFB gehen."

    Carlson via Textnachrichten in Kontakt mit Voss-Tecklenburg

    Carlson verriet, dass sie die vertraglich bis 2025 gebundene Chefin mit Textnachrichten über die wichtigsten Neuigkeiten versorge - wie den Rücktritt von Melanie Leupolz aus dem DFB-Team. Telefoniert habe sie mit ihrer langjährigen Vertrauten allerdings nicht mehr.
    Der Verband wartet dem Vernehmen nach händeringend auf Signale der seit Anfang des Monats krankgeschriebenen 55-Jährigen - ihr soll intern eine andere Aufgabe angeboten werden.

    Stefan Kuntz offenbar ein Kandidat für Trainerposten

    Für den Trainerposten kommt nach Berichten der "Bild" nun Stefan Kuntz als Kandidat ins Spiel, der aus seiner erfolgreichen Zeit bei der deutschen U21 verbandsintern hoch im Kurs steht und nach seiner Entlassung in der Türkei sofort verfügbar wäre.
    Auch wenn der 60-Jährige noch nicht im Frauenfußball gearbeitet hat: Andries Jonker als Coach des WM-Viertelfinalisten Niederlande ist das beste Beispiel, dass Quereinsteiger einiges bewirken können, wenn sie fachkundige Unterstützung bekommen.
    Deswegen würde der Plan mit Ralf Kellermann als neuer Direktor Frauenfußball durchaus Sinn machen. Dann müsste der langjährige Trainer und Manager aber beim VfL Wolfsburg aufhören, wo der 55-Jährige die erfolgreichste Frauenfußball-Marke des letzten Jahrzehnts aufgebaut hat. Seine Fachkenntnis würde dem Verband sofort helfen - und ein Gespann mit Kuntz und Kellermann hätte Charme und Charisma.

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