FBB-Frauen: Unter schwierigen Umständen 

    In Nations-League gegen Island:DFB-Frauen: Unter schwierigen Umständen 

    von Frank Hellmann
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    Die deutschen Fußballerinnen sehnen beim Nations-League-Heimspiel gegen Island vor guter Kulisse den Befreiungsschlag herbei. Doch auf dem DFB-Team lastet enormer Ballast.

    Eines kann Klara Bühl immerhin versichern: Das von ihr mit so viel Liebe zum Detail gehäkelte Maskottchen "Waru" ist nicht den australischen Krokodilen zum Fraß vorgeworfen worden. Die Stürmerin des FC Bayern hatte es nach dem WM-Desaster erst bei sich zuhause gehabt, nun ist der flauschige Glücksbringer auch beim zweiten Nations-League-Spiel gegen Island in Bochum (Dienstag 18.15 Uhr/live ZDF) dabei.
    Damit vor erwarteten 15.000 Fans im Ruhrstadion gelingt, was Bühl so herbeisehnt: "Wir wollen angreifen und es zu einem richtig geilen Heimspiel machen. Die Fans mitnehmen mit einem guten Spiel, mit Leidenschaft und Emotionen." 

    Merle Frohms wünscht sich eine Entscheidung

    Dummerweise genügte nur ein einziger Auftritt in diesem ernüchternden Länderspieljahr einem solchen Anspruch: der letztlich trügerische Kantersieg gegen Marokko (6:0) zum Auftakt der WM. Davor und danach lief kaum etwas zusammen. Die Verunsicherung reicht inzwischen von ganz hinten bis nach ganz vorne.
    Wenn selbst Torhüterin Merle Frohms patzt und Torjägerin Alexandra Popp nicht mehr trifft wie beim Nations-League-Auftakt gegen Dänemark (0:2), herrscht Alarmstufe Rot.

    Wir haben Vertrauen in die Verantwortlichen, schnellstmöglich eine zufriedenstellende Lösung für alle zu finden.

    Merle Frohms

    Um sich die Chancen auf die Olympia-Qualifikation zu erhalten, muss jetzt ein Sieg gegen den zum Auftakt gegen Wales siegreichen Gegner Island her. Doch die ungeklärte Situation um die erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg belastet alle: den Verband, die Spielerinnen, das Team hinter dem Team.
    DFB-Präsident Bernd Neuendorf will den Schwebezustand offenbar bis zu den nächsten Pflichtspielen gegen Wales in Sinsheim (27. Oktober) und danach auf Island (31. Oktober) aufgelöst haben. "Die Situation lässt uns nicht unberührt, wir machen uns intern auch Gedanken", gab Frohms zu und schob vielsagend hinterher: "Wir haben Vertrauen in die Verantwortlichen, schnellstmöglich eine zufriedenstellende Lösung für alle zu finden." 
    Alexandra Popp im Zweikampf mit Simone Boye
    Niederlage statt Neustart: Die deutschen Fußballerinnen bleiben auch zum Start in die Nations League deutlich hinter den Erwartungen zurück und verlieren mit 0:2 in Dänemark.22.09.2023 | 6:19 min

    Möglich, dass Alexandra Popp bald aufhört

    Klar ist, dass Co-Trainerin Britta Carlson dauerhaft nicht in die erste Reihe rücken will. Und womöglich braucht es auch eine neue Kapitänin: Wegen der vielen technischen Probleme in den digitalen Pressekonferenzen ging eine zunächst nicht übermittelte Passage von Alexandra Popp ein bisschen unter: dass die Kapitänin nach der WM "nicht nur eine Minute" darüber nachgedacht hat, ihre DFB-Karriere zu beenden.
    Nach den September-Länderspielen will die 32-Jährige ihre eigene Situation neu bewerten. Sinken die Chancen auf eine Olympia-Teilnahme rapide, könnte es gut sein, dass die 132-fache Nationalspielerin einen Schlussstrich zieht. Ohne Deutschlands Fußballerin des Jahres stände endgültig die große Zäsur an.
    Carlson hat noch keine Aufbruchstimmung vermittelt. Im Gegenteil: Die 45-Jährige war selbst erschrocken, dass "immer noch das Sicherheitsdenken" so dominant ist. Die Verantwortung wird mit dem Ball weitergereicht, Quer- und Rückpässe sind vorherrschend. Selbstbewusstsein und Selbstverständnis von der EM in England haben sich komplett aufgelöst.

    Klara Bühl: "Ball als Mannschaft nach vorne treiben"

    Bühl hat allerdings eine Idee, wie der Turnaround gelingen könnte: "Wir müssen den Ball als Mannschaft nach vorne treiben. Wir brauchen viele Spielerinnen um und in der Box, um Torgefahr auszustrahlen. Außerdem müssen wir die Kontersituationen mit der letzten Zielstrebigkeit durchspielen." Aber stimmt die Gesamtkomposition?  
    Insbesondere die bereits bei der WM kaum berücksichtigte Fraktion von Eintracht Frankfurt soll weiterhin arg gefrustet sein. In Viborg erhielt Außenstürmerin Nicole Anyomi die überfällige Einsatzchance, blieb aber nach einer schwachen ersten Halbzeit sofort wieder in der Kabine, während Jule Brand in Australien nach wirren Vorstellungen stets weiterspielen durfte.
    Für Verteidigerin Sophia Kleinherne gibt es trotz der Abwehrschwächen keine Verwendung, Offensivallrounderin Laura Freigang wird wohl nur noch als Kabinen-DJ eingeladen. Es stimmt im Großen wie im Kleinen nicht bei einem Nationalteam, das aber (noch) die Gunst des Publikums spürt - und "Waru" weiter bei sich hat. Ob's hilft?

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