Testspiel in Köln:Belgien zeigt DFB-Elf die Grenzen auf
von Jens Bednarek
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Die deutsche Fußball-Nationalelf hat gegen Belgien eine verdiente 2:3-Niederlage kassiert. Beim Testspiel in Köln wurde dem DFB-Team deutlich aufgezeigt, woran es derzeit hapert.
Die deutsche Nationalmannschaft hat das Testspiel gegen Belgien in Köln mit 2:3 verloren. Die DFB-Elf musste einem frühen 0:2-Rückstand hinterherlaufen - letztlich erfolglos.29.03.2023 | 2:55 min
Herber Dämpfer für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft: Im Testspiel gegen Belgien in Köln setzte es eine verdiente 2:3 (1:2)-Niederlage. Von der zarten Stimmungsaufhellung, die der 2:0-Sieg gegen Peru gebracht hatte, ist ein großer Teil damit schon wieder dahin. Mit der Leistung gegen den westlichen Nachbarn vor allem in der ersten Halbzeit kann Bundestrainer Hansi Flick keinesfalls zufrieden sein, auch wenn sein Team nach frühem 0:2-Rückstand zumindest Moral bewies.
"Wir waren zu verhalten, zu passiv und haben den Gegner nicht unter Druck setzen können", sagte Flick über die schwache Anfangsphase. "Belgien hat es gnadenlos ausgespielt. Aber die Leidenschaft hat uns noch einmal zurück gebracht."
Belgien zielstrebig, DFB-Team indisponiert
Die Belgier, von ihrem neuen Trainer Domenico Tedesco hervorragend eingestellt, begannen zielstrebig und couragiert, mit dieser offensiven Marschroute schien die deutsche Elf nicht gerechnet zu haben. Zwar sorgte Serge Gnabry für einen ersten frühen Abschluss für die Hausherren (5.), doch danach waren lange Zeit nur noch die in Weiß spielenden "Roten Teufel" im Vorwärtsgang.
Mit einem 2:0 gegen Peru ist die DFB-Elf in die Testspielreihe vor der Fußball-EM 2024 gestartet25.03.2023 | 9:21 min
Nach einem Angriff im Höchsttempo vollstreckte Yannick Carrasco auf Vorlage von Kevin De Bruyne zum 1:0 für Belgien (6.). Das DFB-Team hatte den Schock kaum verdaut, da fiel schon der zweite Gegentreffer: De Bruyne setzte Romelu Lukaku in Szene, und der ließ Marc-André ter Stegen im deutschen Kasten keine Chance (9.).
Mit Pausenrückstand gut bedient
Die Belgier waren den Deutschen in dieser Phase in allen Belangen überlegen - technisch sauberer, gedanken- und handlungsschneller, zweikampfstärker. Der DFB-Elf, erneut im 4-2-2-2-System formiert, blieb nur die Rolle des staunenden Zuschauers - so auch in der 19. Minute, als nach einem deutschen Eckball die Gäste das Feld in Windeseile überbrückten. Am Ende seines 70-Meter-Sprints setzte Dodi Lukebakio den Ball nur um Zentimeter am Kasten vorbei. Noch näher dran war Lukaku in der 21. Minute, als er nach einer Ecke per Kopf die Latte traf.
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Schon nach einer guten halben Stunde wechselte Flick doppelt: Emre Can kam für den angeschlagenen Leon Goretzka, Felix Nmecha ersetzte den wirkungslosen Florian Wirtz. Den Deutschen gelang es nun, das Geschehen weiter weg vom Tor zu halten, ohne aber zu echten Chancen zu kommen. Timo Werner und Marius Wolf verfehlten das Tor oder stellten den belgischen Keeper Koen Casteels vor keine Herausforderung.
Erst eine Fehlleistung von Lukaku brachte die DFB-Elf zurück ins Rennen: Einen Kopfball von Niclas Füllkrug blockte der Stürmer von Inter Mailand im eigenen Strafraum mit dem ausgestreckten Arm, den fälligen Strafstoß verwandelte Füllkrug zum 1:2 (44.) – ein schmeichelhafter Pausenstand aus deutscher Sicht.
DFB-Elf steigert sich nach der Pause
In den zweiten Durchgang starteten die Belgier weit weniger schwungvoll und überließen den nun deutlich konzentrierter agierenden Deutschen die Initiative. Gnabry zielte vorbei (53.), Füllkrug köpfte über das Tor (57.), Werner traf aus Abseitsposition (59.). Es war die beste Phase der deutschen Elf.
Zählbares sprang dabei freilich nicht heraus, zumal Belgien nach einer Stunde den Schalter noch einmal umlegen konnte und nicht mehr viel zuließ. Im Gegenteil: Nach einem Konter entschied der überragende - und überragend effiziente - De Bruyne die Partie, als er nach 77 Minuten das 3:1 erzielte.
Viel Arbeit für Flick
Gnabry traf zwar nach feinem Solo den Pfosten (84.) und verkürzte auf schöne Vorarbeit von Kevin Schade noch auf 2:3 (87.), mehr gelang den Deutschen aber nicht. Das Bemühen war ihnen nicht abzusprechen, doch letztlich wog die Bürde des frühen Zwei-Tore-Rückstandes zu schwer. Die DFB-Anhänger unter den 42.910 Zuschauern honorierten immerhin den Versuch, die erste Niederlage gegen Belgien seit September 1954 abzuwenden.
Abgesehen von ordentlichen 20 Minuten nach der Pause und einer druckvollen Schlussphase bot das DFB-Team indes eine mäßige Leistung gegen einen Gegner, der im Gegensatz zu Peru gehobenes Niveau verkörpert. Bis zur Europameisterschaft im eigenen Land wartet noch viel Arbeit auf Flick und seine Mannen - womöglich mehr, als sie selbst bis zuletzt gedacht hatten.