Tim Civeja (Saarbrücken): "Geht um brutal viel Prestige"
Interview
Saarbrücken will nach Berlin:Civeja: "Geht um brutal viel Prestige"
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Ein Spiel unter der Woche, abends unter Flutlicht und am besten noch ein seifiger Rasen: Viel mehr braucht es für den 1. FC Saarbrücken nicht, um Fußballgeschichte zu schreiben.
Tim Civeja beim Überraschungssieg gegen Gladbach.
Quelle: Imago
Die Wahnsinnsreise des Drittligisten im Pokal geht weiter. Nach Siegen über den Karlsruher SC, Rekordpokalsieger Bayern München, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach könnte nun im Halbfinale am Dienstag um 20:45 Uhr (ARD) der 1. FC Kaiserslautern das nächste "Opfer" des Underdogs sein.
Nur noch ein Sieg bis Berlin
Es ist nur noch ein Schritt bis zum Endspiel in Berlin, wo Saarbrückens Mittelfeldspieler Tim Civeja (22) mit seiner Truppe unbedingt hin will.
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ZDFheute: Tim Civeja, hat sich Saarbrücken schon für eine weitere magische Pokalnacht bereitgemacht?
Tim Civeja: Wir fiebern alle diesem Spiel entgegen: Spieler, Trainer- und Betreuerteam, der Verein, die ganze Stadt und die Umgebung. Was wir erreicht haben, ist sensationell - und jetzt soll die Reise noch weitergehen.
ZDFheute: Was ist das Geheimnis dieser Erfolgsgeschichte? In der 3. Liga läuft es ja nicht so besonders.
Civeja: Das kann man schlecht erklären. Es ist nicht so, dass wir uns vor einem Punktspiel weniger vornehmen, auch wenn im Pokal in den Heimspielen sicher eine besondere Atmosphäre herrscht. Nach unserem Sieg gegen Gladbach konnten wir zum Beispiel ein paar Tage später in der Liga in Duisburg nicht annähernd unsere Leistung abrufen. Das ist ärgerlich.
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ZDFheute: Auf das Duell mit den "Roten Teufeln" konntet Ihr Euch nun in Ruhe vorbereiten, das Ligaspiel gegen RW Essen wurde frühzeitig abgesagt, um den Rasen im Ludwigspark zu schonen. Lautern hingegen musste in der zweiten Liga gegen Düsseldorf ran. Ein Vorteil für Saarbrücken?
Civeja: Objektiv schon, denn wir können ausgeruhter ins Spiel gehen und werden topfit sein. Auf der anderen Seite hatten wir unser letztes Spiel am 15. März und so bis zum Pokalmatch gegen Kaiserslautern zweieinhalb Wochen kein Spiel.
ZDFheute: Mehrere Ihrer Mitspieler haben eine Lauterer Vergangenheit. Wie bewerten Sie, als Akteur, der nicht aus der Region kommt, die besondere Brisanz dieses Südwestderbys?
Civeja: Für die Jungs, die hier aufgewachsen sind, geht es um brutal viel Prestige. Gegen Lautern willst du dich da immer besonders beweisen. Für mich persönlich ist es vielleicht ein Vorteil, dass ich in dem Punkt unbelastet reingehen kann und dahingehend keinen Druck verspüre.
Tim Civeja, wurde am 4. Januar 2002 in Dachau geboren. Stationen als Spieler: 2015: TaF Glonntal 2015-2020: FC Augsburg (jeweils Jugend) 2020-2023 FC Augsburg (U23 und erste Mannschaft) 2022-2023 Leihe zum FC Ingolstadt 04 Seit Sommer 2023 1. FC Saarbrücken. Nationalmannschaft: jeweils ein Einsatz für Deutschland U18 und U19, zwei Spiele für Albaniens U21 (Albanien ist das Herkunftsland seiner Eltern)
ZDFheute: Welche Rolle kann der Rasen spielen? Das glitschige Geläuf im Ludwigspark kommt Euch ja entgegen.
Civeja: Gegen Bayern und in der zweiten Halbzeit gegen Gladbach haben wir von dem schwer bespielbaren Rasen profitiert. Dass wir jetzt im Halbfinale stehen, haben wir aber nicht nur den Platzverhältnissen zu verdanken. Wir können auch Fußball spielen (lacht), in der ersten Runde gegen den KSC und gegen Frankfurt haben wir das bewiesen.
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ZDFheute: Kann man nach drei Siegen gegen Bundesligisten überhaupt noch von einer Rolle David gegen Goliath sprechen?
Civeja: Aufgrund der höheren Liga ist Kaiserslautern schon der Favorit, auch wenn wir den Klassenunterschied im Pokal nun schon viermal ausgeschaltet haben. Für uns wird es wieder darauf ankommen, eine optimale Leistung abzurufen, absolut an die Grenzen zu gehen - und dann werden wir sehen, wohin uns das führt.
Für den 1. FC Kaiserslautern geht es im Derby beim 1. FC Saarbrücken nicht nur um den Einzug ins Pokalfinale. Die Partie ist auch richtungsweisend im Abstiegskampf.
von Christoph Ruf
ZDFheute: Nach Berlin?
Civeja: Da wollen wir hin, ganz klar! Das ist doch der Traum für jeden Fußballer. Stell dir vor, Saarbrücken steht im Finale, das hört sich surreal an. So eine Geschichte kann man vielleicht erst nach der Saison richtig realisieren.
ZDFheute: Wird man dann von Ihnen noch mehr auf Social-Media-Kanälen wie Instagram sehen?
Civeja: Ich poste ab und zu etwas, bin dort aber nicht ständig aktiv. Seit meinem Wechsel nach Saarbrücken und vor allem durch die Pokalerfolge habe ich aber deutlich mehr Follower als vorher.
ZDFheute: Sie kommen aus Dachau in Bayern, haben mit 19 für den FC Augsburg in der Bundesliga debütiert, allerdings blieb es bisher bei drei Einsätzen im Oberhaus des deutschen Fußballs. Was sind Ihre Ziele?
Civeja: Ganz klar: Ich möchte noch einmal in der Bundesliga spielen. Das traue ich mir auch zu! Zunächst aber geht es darum, die Erfolgsgeschichte mit dem 1. FCS weiterzuschreiben. Mein Vertrag hier läuft ja auch noch zwei Jahre.
Das Interview führte Heiko Buschmann
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