DFB-Frauen: Pia-Sophie Wolter kämpft um ihren Platz im Kader
DFB-Frauen wollen EM-Ticket:Wolter: Verteidigerin auf der Überholspur
von Frank Hellmann, Frankfurt
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Pia-Sophie Wolter hat sich einen Platz im Kader der deutschen Frauen-Nationalmannschaft erkämpft. Bei ihren Einsätzen für die DFB-Frauen fiebert auch Vater und Ex-Profi Thomas mit.
Gut gelaunt im DFB-Tross: Pia-Sophie Wolter (rechts).
Quelle: Imago
Da sage noch einer, dass der teure Campus des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht als wertvolle Begegnungsstätte tauge. Weil der Rasen von Platz eins gerade geschont werden muss, kommen sich dieser Tage auf den anderen Rasenflächen gerade die Frauen-Nationalmannschaft und die U16-Junioren ganz nahe.
DFB-Frauen wollen EM-Ticket
Am Mittwoch bestritten die Jungs auf Platz vier unter Anleitung von Hospitant Shkodran Mustafi gerade ihr Abschlussspiel, während gegenüber Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch das Aufwärmen der Frauen auf Platz drei lieber schweigend verfolgte. Als sich später die Wege auf der Terrasse kreuzten, verlangten viele der Talente nach einem Selfie mit Alexandra Popp oder Lena Oberdorf.
Im dritten Qualifikationsspiel zur Frauen-EM 2025 trifft das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch im Ostseestadion auf Polen.
Die DFB-Frauen haben in der EM-Qualifikation im Doppelpack gegen Polen die nächsten Tage einen wichtigen Auftrag: Hrubesch möchte mit zwei Siegen so früh wie möglich das Ticket für die Endrunde 2025 in der Schweiz lösen. Für die Partie in Rostock (Freitag, 20:30 Uhr, live im ZDF) sind bereits 18.300 Tickets abgesetzt, vier Tage später steigt das Rückspiel in Gdynia (Dienstag, 18 Uhr) an der Ostseeküste.
Pia-Sophie Wolter: Vom Handball zur Fußballnationalspielerin
Zum DFB-Kader zählt mit Pia-Sophie Wolter ein echtes Nordlicht. Die Tochter des ehemaligen Werder-Spielers Thomas Wolter war allerdings in jungen Jahren gar nicht allein auf Fußball gepolt. Sie hörte mit Handball erst auf, als sich bei Werder Bremen bereits als Jugendliche die Option eröffnete, in der 2. Bundesliga zu spielen.
Milan-Legende Marco van Basten (l.) und Thomas Wolter, Vater von Nationalspielerin Pia-Sophie Wolter, im Werder-Dress im Europapokal 1989.
Quelle: Imago
Bis heute telefonieren Vater und Tochter fast täglich miteinander. Er war 14 Jahre Profi, 15 Jahre Nachwuchstrainer, danach Sportlicher Leiter im Werder-Nachwuchsleistungszentrum - und trotzdem betont die 26-Jährige: "Er hat sich bewusst nicht eingemischt, sondern mich meinen Weg gehen lassen."
Zumal Pia-Sophie Wolter als Rechtsverteidigerin bei Eintracht Frankfurt jene Position spielt, auf der Thomas Wolter einst bei Werder zu den Besten der Bundesliga zählte. Im Dezember 1992 bestritt er in Porto Alegre gegen Brasilien (1:3) sein einziges Länderspiel.
Viel Lob von Sportdirektorin Nia Künzer
Seine Tochter debütierte im Dezember 2020 in einem EM-Qualifikationsspiel in Dublin gegen Irland (3:1) für die DFB-Auswahl. Danach dauerte es dreieinhalb Jahre, bis sie kürzlich gegen Island (3:1) in Aachen noch kurz vor Schluss aufs Feld kam.
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"Sie hat konstant gute Leistungen in der vergangenen Saison gezeigt und ist in Frankfurt zur Führungsspielerin geworden", sagt Sportdirektorin Nia Künzer. "Dazu ist sie ein toller Typ. Ihre Persönlichkeit, ihr Charakter und ihre Ausstrahlung sind ein Mehrwert für die Mannschaft."
Giulia Gwinn ist auf ihrer Position gesetzt, kann aber nach zwei überstandenen Kreuzbandrissen auch mal eine Pause gebrauchen. Weitere Länderspielminuten nimmt Pia-Sophie Wolter gerne, die direkt nach ihrem DFB-Comeback im April von ihrem Vater angerufen wurde: "Er meinte, dass er mit 60 Minuten Einsatzzeit bei seinem einzigen Länderspiel für das DFB-Team immer noch deutlich vor mir liegt."
Glück in Frankfurt gefunden
Auch er hat mitbekommen, dass sich seine Tochter bei Eintracht Frankfurt deutlicher wohler fühlt als beim VfL Wolfsburg. Dort litt sie zunächst unter der Konkurrenzsituation, verlor dann nach einem Kreuzbandriss im Herbst 2021 den Anschluss.
Der Wechsel war im vergangenen Jahr das Beste, was ihr passieren konnte. Inzwischen hat sie bei der Eintracht einen bis 2027 gültigen Vertrag unterschrieben.
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Aus Wolfsburger Zeiten ist sie mit Nationalspielerin Sara Doorsoun noch gut befreundet: Beide werden demnächst wieder gemeinsam in den Urlaub fahren. Danach stehen bald die Olympischen Spiele an, wo Deutschland in den Gruppenspielen auf Australien, die USA und Sambia trifft.
"Dort dabei zu sein", sagt Wolter, "wäre natürlich etwas Besonderes. Ich bin aber auch realistisch genug, um zu wissen, dass die Chance für mich bei einem Kader von nur 18 Spielerinnen nicht ganz so groß ist." Also gilt es, jede Minute in der Gegenwart zu genießen. Auch im Training auf dem Campus.