Neue DFB-Direktorin Nia Künzer: Gut vorbereitet

    Neue DFB-Direktorin:Künzer ist auf mehrere Szenarien vorbereitet

    von Frank Hellmann
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    Gleich zu Beginn ihrer neuen Tätigkeit als Sportdirektorin des Frauen-Nationalteams könnte auf Nia Künzer eine knifflige Aufgabe zukommen: die Klärung der Trainerfrage.

    Nia Künzer, Bernd Neuendorf und Andreas Rettig nehmen im DFB-Campus an einer Pressekonferenz teil. (11.01.2024)
    Nia Künzer bei ihrer Vorstellung
    Quelle: dpa

    Das Scheinwerferlicht schien Nia Künzer fürs erste fast wieder ein bisschen ungewohnt. Bei ihrer Vorstellung als neue Sportdirektorin beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) war der Weltmeisterin von 2003 eine gewisse Zurückhaltung durchaus anzumerken. Es hätte nicht zu ihrem Wesen gepasst, wenn die 43-Jährige sich gleich bei der ersten Pressekonferenz auf dem Campus mit großspurigen Ansagen profiliert hätte.

    Künzer will "kritischer Geist" bleiben

    Sie möchte zuerst in Gesprächen zuhören, will in viele Bereiche erst hineinhorchen, bevor sie Urteile fällt. Und kritischer Geist möchte sie natürlich auch bleiben. Aber eines konnte sie bereits selbstbewusst versichern:

    Ich will mich nicht ganz von der Bubble auffressen lassen.

    Nia Künzer

    Eine der bekanntesten Persönlichkeiten aus dem Fußball der Frauen hat sich für den Zeitraum von drei Jahren an den DFB gebunden. Fast beiläufig verriet die studierte Pädagogin, dass sie von ihrem alten Arbeitgeber, dem Regierungspräsidium Gießen, als Dezernatsleiterin für Integration, Sozialbetreuung und Ehrenamt lediglich für diesen Zeitraum beurlaubt worden sei.

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    Nia Künzer komplettiert die sportliche Führung und steht nun auf einer Stufe mit dem für die Männer zuständigen Rudi Völler und dem für den Nachwuchs verantwortlichen Hannes Wolf. Sie ist bereits die 14. ehemalige Nationalspielerin, die nun Auskommen und Aufgabe beim DFB vorfindet. Nia Künzer beschreibt sich selbst als Person, die in ihrem Leben "vier Stränge unter einen Hut" bekommen hat: ihre Rollen als Fußballerin und Fernsehexpertin seien öffentlich ja bekannt, weniger aber ihr beruflicher Werdegang oder ihr familiärer Background.

    Nia Künzer, geboren 1980 in Botswana, stieg mit ihrem Golden Goal im WM-Finale 2003 für Deutschland gegen Schweden (2:1 n.V.) zu einer der bekanntesten deutschen Fußballerinnen auf. Mit dem 1. FFC Frankfurt gewann sie sieben Mal die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal, feierte drei Europapokalsiege. Insgesamt viermal riss sie sich in aktiven Zeiten das Kreuzband, weshalb sie bereits mit 28 ihre Karriere beenden musste.

    Von 2006 bis 2023 arbeitete sie nebenberuflich als Fernsehexpertin für die ARD, im Hauptberuf war sie zuletzt Dezernatsleiterin für Integration, Sozialbetreuung und Integration im Regierungspräsidium Gießen. Nia Künzer lebt mit ihrem Ehemann und beiden Kindern im hessischen Wetzlar.

    Zwei Chancen für die Olympia-Qualifikation

    Gemäß ihrem neuen Jobprofil wird sich ihr Fokus zwangsläufig auf die Frauen-Nationalelf richten, die nach ihrer Ansicht noch immer über einen "hochwertigen Kader" verfüge. Was auch ihr auffiel: "Es fehlt ein bisschen Sicherheit, Vertrauen, Konstanz und Leichtigkeit."
    Mängel, die auch Interimstrainer Horst Hrubesch nicht umfassend vertreiben konnte. Für die DFB-Frauen geht es bald im Rahmen des Final Four der Nations League um die Olympia-Qualifikation.

    Beim Final Four werden zwei Olympia-Tickets vergeben. Sollte Frankreich ins Finale einziehen, sind der Final-Verlierer und auch der Gewinner des Spiels um Platz drei bei Olympia dabei.

    Halbfinale: 23. Februar
    Spanien - Niederlande
    Frankreich - Deutschland

    Spiel um Platz 3 und Finale: 28. Februar

    Spekulationen um Hrubesch-Nachfolge

    Das Halbfinale in Lyon gegen Frankreich (23. Februar) bietet die erste Chance, das Spiel um den dritten Platz gegen die Niederlande und Spanien (28. Februar) bei einer Niederlage die zweite Möglichkeit.
    Platzt jedoch der Paris-Traum, wäre auch die Hrubesch-Mission beendet. Dann bräuchte es schnell einen Nachfolger, weil im April die Qualifikationsspiele zur EM 2025 in der Schweiz starten.

    Scharfe Kritik nach dem WM-Aus

    "Wir müssen in verschiedenen Szenarien denken. Wir sind dran. Ich bin mir bewusst, dass es eine Aufgabe wird, an der ich gemessen werde", sagte Künzer, die Namen wie Colin Bell (Nationaltrainer Südkorea) oder Jill Ellis (ehemalige Weltmeistertrainerin der USA) als Alternative nicht kommentieren wollte.
    Nach dem WM-Desaster unter der ehemaligen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatte sie mit ungewohnt scharfem Zungenschlag angemerkt:

    Viele sprechen davon, dass es keinen Plan B gab. Mir kam es eher so vor, als hätte es keinen Plan A gegeben.

    Nia Künzer

    Viel Lob vom DFB-Präsidenten

    Beim Anforderungsprofil für einen Bundestrainer oder Bundestrainerin gehe es aus ihrer Sicht jetzt um Führungs- und Sozialkompetenz, Kommunikation und eine Spielidee. Am liebsten wäre es auch ihr, würde der 72 Jahre alte Hrubesch noch bis zum Olympischen Fußballturnier bleiben. Dann könnte eine solch weitreichende Entscheidung noch besser vorbereitet werden.
    Die Sportdirektorin beginnt bei ihren Vorgesetzten mit einem Bonus: Präsident Bernd Neuendorf pries eine "empathische Person", die auch mal "querdenken und uns herausfordern darf". Es wäre ja nicht mehr zeitgemäß, "wenn man nur Ja-Sager um sich schart". Ihre Ernennung sei zudem ein wichtiger Baustein für die "Pluralität des DFB".
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