CL-Finale: Darum kann Inter Mailand gewinnen

    Champions-League-Finale:Warum Inter gegen Man City eine Chance hat

    von Claudio Palmieri
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    Manchester City gegen Inter Mailand: Da kann es nur einen Sieger geben, oder? Falsch! Hier kommen vier Gründe, warum die Überraschung im Champions-League-Finale möglich ist.

    Wenn Inter Mailand am Samstag, 21 Uhr (ZDF live ab 20.25 Uhr / Magazin um 19.20 Uhr) im Atatürk-Stadion zu Istanbul auf Manchester City trifft, ist die Ausgangslage unstrittig: City ist turmhoher Favorit - und Inter der krasse Außenseiter.
    Klar verteilte Rollen sind in einem Champions-League-Finale aber keine Garantie für den Ausgang. Fans des FC Bayern wissen das spätestens seit dem verlorenen "Finale dahoam" gegen Chelsea 2012. Was spricht diesmal für den Underdog? Hier kommen vier Thesen und Aspekte:

    1. Hans-Peter Briegel behält recht

    Zugegeben: Briegel hat nie bei Inter gespielt. Doch der frühere Serie-A-Legionär stellte Mitte Mai im ZDF-Gespräch eine wichtige Beobachtung an. "Im Moment ist Inter die italienische Mannschaft, die am besten in Form ist", sagte Briegel.
    Recht hat er. Sieht man vom - sportlich bedeutungslosen - 1:3 bei Meister Napoli vor drei Wochen ab, ist Inter seit Mitte April ungeschlagen. Die Bilanz aus 13 Pflichtspielen: elf Siege, ein Remis, eine Niederlage.
    Das 3:3 gegen Benfica, mit dem Inter das Halbfinale der Königsklasse erreichte, läutete eine fulminante Siegesserie ein. Das souveräne Weiterkommen gegen Milan (2:0, 1:0) fällt in diese Phase. Dem 2:1-Erfolg im Pokalfinale gegen Florenz ging ein 1:0 im Halbfinalrückspiel gegen Juventus voraus. Zwischendrin besiegten die Nerazzurri Vizemeister Lazio (3:1) und Europa-League-Finalist AS Rom (2:0).

    Wenn sie das Finale erreichen, sind sie der totale Außenseiter, aber in der Rolle fühlen sie sich wohl. Wenn sie ihre Form so halten, können sie auch gegen ManCity gewinnen

    Hans-Peter Briegel

    Inters jüngste Erfolge gegen Atalanta (3:2) und den FC Turin (1:0) untermauern den Formfaktor. Die Euphorie könnte nach den Derbyerfolgen gegen Milan, dem damit verbundenen Finaleinzug und dem Gewinn der Coppa Italia sowieso kaum größer sein.

    2. Inter reist in Bestbesetzung nach Istanbul

    Inter-Trainer Simone Inzaghi stehen alle Mann zur Verfügung. Auch Joaquín Correa wird wohl an Bord sein. Wobei der Argentinier nicht die erste Wahl im Angriff ist: Um den Platz neben Top-Star Lautaro Martinez streiten sich zurzeit der Ex-Wolfsburger Edin Dzeko und ein gewisser Romelu Lukaku.
    Im Zentrum duellieren sich der Ex-Dortmunder Henrikh Mkhitaryan und Marcelo Brozovic um den letzten freien Startelfplatz im flachen 3-5-2. Mit anderen Worten: Auch hier hat Inzaghi die Qual der Wahl.

    3. Pep verzockt sich wieder

    Manchmal liegt die Chance nicht in der eigenen Stärke, sondern in der Schwäche des Gegners. Dass City-Trainer Pep Guardiola in großen Spielen taktisch gerne mal danebengreift, ist seit dem 0:1 gegen Chelsea im Champions-League-Finale 2021 kein Mythos mehr.
    Überhaupt liegt der Druck auf der Weltklasseauswahl aus Manchester, die immer noch auf ihren ersten Henkelpott wartet. Guardiola konnte den begehrten Pokal zuletzt 2011 gewinnen - mit dem FC Barcelona. Man darf gespannt sein, inwiefern der 52-Jährige sein Team auf Inters überfallartiges Umschaltspiel einstellt.
    Federico Dimarco
    Federico Dimarco: Neben vier Toren und zehn Vorlagen in 43 Spielen ist der 25-Jährige jüngst auch wegen seiner Führungsqualitäten zur Gallionsfigur der Mailänder avanciert.
    Quelle: imago

    4. Dimarcos Aufstieg verdient eine Krönung

    Als hätten die Stadtduelle zwischen Inter und AC im Halbfinale nicht schon genug Serie-A-Romantik hervorgerufen, hatten sie noch eine Local-Hero-Story parat. Inter-Eigengewächs Federico Dimarco, der Sohn eines Mailänder Obst- und Gemüsehändlers, spielte ganz groß auf.
    Im Hinspiel bereitete der 25-Jährige den 2:0-Endstand vor. Nach dem Rückspiel griff der Mailänder Jung zum Mikrofon und heizte den eigenen Ultras ein. Für Charaktere wie Dimarco wurde einst der Begriff "Emotional Leader" eingeführt. Der eingefleischte Interista lebt seinen Traum - als Protagonist.
    Zwischen Königsklasse und Serie A kommt der Standardspezialist auf vier Tore und zehn Vorlagen in 43 Spielen. Robin Gosens hat auf dem linken Flügel das Nachsehen gegen ihn. Und auch für Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini ist der offensiv ausgerichtete Dimarco mittlerweile erste Wahl.

    Gegründet: 1908
    Vereinsfarben: schwarz und blau (Nerazzurri)
    Größte Erfolge (national):
    19 x italienischer Meister (zuletzt 2021),
    9 x italienischer Pokalsieger (zuletzt 2023),
    7 x italienischer Supercupsieger (zuletzt 2023)
    Größte Erfolge (international):
    3 x Champions-League-Sieger bzw. Gewinner des Landesmeisterpokals (1965, 1966, 2010),
    3 x UEFA-Cup-Sieger (1991, 1994, 1998),
    2 x Weltpokalsieger (1965, 1966),
    1 x FIFA-Klubweltmeister (2011)

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