Klubs haben abgestimmt:Investor-Einstieg bei DFL gescheitert
|
Die DFL-Kubs haben abgestimmt: Der Einstieg eines Investors ist nicht erwünscht. DFL-Chef Watzke glaubt nun, dass die großen Klubs den kleineren die Solidarität entziehen könnten.
Der Milliardendeal ist geplatzt: Der Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist am Widerstand aus den eigenen Reihen gescheitert.
Keine hinreichende Mehrheit bei Abstimmung
Bei der Versammlung der 36 Profivereine in Frankfurt/Main wurde die nötige Zweidrittel-Mehrheit für die Aufnahme von Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern verfehlt, es gab nur 20 Ja-Stimmen. Elf Klubs stimmten dagegen, fünf enthielten sich.
Der Investorendeal steht am Mittwoch bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zur Abstimmung. Das Thema sorgt für reichlich Brisanz quer durch die höchsten drei Spielklassen.
von Frank Hellmann
Die Kritiker, zu denen neben den Klubführungen des 1. FC Köln und des FC St. Pauli auch zahlreiche Fangruppierungen gehören, hatten die mögliche Einflussnahme eines Geldgebers und die weitere Zementierung der sportlichen Kräfteverhältnisse angeprangert - sprich sie befürchteten, Top-Klubs würden mehr profitieren als kleinere Klubs.
Der gescheiterte Plan sah so aus: Ein Investor hätte 12,5 Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert worden wären, über 20 Jahre erwerben sollen.
DFL hoffte auf Plus in Höhe von zwei Milliarden Euro
Durch den Verkauf erhoffte sich die Liga einen Erlös von zwei Milliarden Euro. Das Kapital sollte in erster Linie in die Zentralvermarktung der Medienrechte und den Aufbau einer Streamingplattform gesteckt werden.
Dem deutschen Profi-Fußball könnte eine drastische Veränderung bevorstehen: Die DFL denkt über einen Investoren-Einstieg nach. Manu Thiele analysiert Pro und Contra der Thematik.04.05.2023 | 14:04 min
750 Millionen Euro waren für die Digitalisierung vorgesehen. Sie sollte die Grundlage für eine weltweit erfolgreiche Vermarktung der Liga bieten.
300 Millionen Euro sollten zur freien Verwendung an die Klubs gehen (getreu dem derzeit geltenden Verteilerschlüssel). Der Rest des Geldes wäre zweckgebunden für Investitionen der Klubs in die Infrastruktur gewesen.
Experte Roth: Vorbild England
"Die Triebfeder kommt da hauptsächlich aus Großbritannien", sagt Oliver Roth, Ex-Fußball-Profi und heute Kapitalmarktstratege, dem ZDF:
Den wirtschaftlichen Vorsprung der Wettbewerber wie der Premier League reduzieren, ist das Eine, dass ein Finanzinvestor künftig die Geschicke der Bundesliga mitbestimmen könnte, das Andere.
Oliver Roth meint hierzu emotional: "Ich bin es als Sportfan mittlerweile satt, dass die Vermarktung des Fußballs eine Größenordnung angenommen hat, die den Sport immer mehr in den Hintergrund treten lässt."
Ein Deal mit Risiko
Das Modell war nicht ohne Risiko. Für die zwei Milliarden Euro hätten die Klubs für die Dauer des Vertrags auf 12,5 Prozent ihrer Medienerlöse zugunsten des Kapitalgebers verzichten müssen.
Selbst bei einem moderaten Wachstum der Einnahmen (derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison aus In- und Ausland) wären das über zwei Jahrzehnte gesehen deutlich mehr als drei Milliarden gewesen - also ein Verlustgeschäft.
DFL-Bosse hofften auf Win-Win-Geschäft
Für die DFL-Spitze um die Interimsbosse Axel Hellmann und Oliver Leki, die nach der Abstimmung ihren Rücktritt erklärten, war die Anschubfinanzierung dennoch "alternativlos", um die Wettbewerbsfähigkeit der Liga zu gewährleisten.
Zudem sollte der Umsatz durch die Investitionen im besten Fall so gesteigert werden, dass trotz der Abgaben an den Geldgeber am Ende ein höheres Plus als bisher gestanden hätte. Das Ziel war also ein Win-Win-Geschäft.
Spaltet sich die Bundesliga jetzt ab?
Laut Oliver Roth ist das Thema aber noch nicht ganz vom Tisch: "Die Reise wird dahingehen, dass die Bundesligisten versuchen werden, den Deal durchzuziehen." Mit einem solchen Szenario hatte DFL-Co-Geschäftsführer Leki vor der Abstimmung die kritischen Klubs gewarnt.
Die DFL-Bosse zeigten sich nach der Abstimmung schwer enttäuscht. Aufsichtsrats-Chef Hans-Joachim Watzke übte sich in Galgenhumor: "Wir werden von denen, die nicht zugestimmt haben, in den nächsten Wochen konstruktive Vorschläge erhalten. Davon bin ich sehr, sehr überzeugt."
Watzke droht mit Solidaritätsentzug
Ziemlich unverhohlen stellte Watzke sogar die langjährige Solidargemeinschaft zwischen Topklubs wie dem BVB und dem FC Bayern und den Zweitligisten infrage: "Es sollte in der nächsten Zeit niemand mehr mit Solidaritätsthemen kommen."