Vor brisanter DFL-Entscheidung:Investorendeal spaltet die Profi-Ligen
von Frank Hellmann
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Der Investorendeal steht am Mittwoch bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zur Abstimmung. Das Thema sorgt für reichlich Brisanz quer durch die höchsten drei Spielklassen.
Bayern-Fans zeigen im Spiel gegen Leipzig tausende Schilder mit der Aufschrift "Koan Ausverkauf".
Quelle: dpa
Die Unmutsäußerungen gegen die Deutsche Fußball-Liga (DFL) waren weder zu überhören noch zu überlesen. Die zweite Halbzeit am Sonntag beim Bundesligaspiel zwischen dem FSV Mainz 05 und VfB Stuttgart (1:4) war gerade angepfiffen, da tauchten zahlreiche Transparente auf, die sich gegen den Einstieg von Investoren richteten.
Dazu die Gesänge aus dem Fanblock: "Ihr macht unseren Sport kaputt." Dasselbe Bild hatte sich tags zuvor auch beim FC Bayern gegen RB Leipzig (1:3) gezeigt, wo die Südkurve mit Plakaten überzogen war: "Koan Ausverkauf!" Schon zuvor war es zu Protesten in den Stadien gekommen.
1. FC Köln als scharfer Kritiker
Am Mittwoch soll auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) im Sheraton Frankfurt Airport Hotel von den Vertretern der 36 Profivereine über den Einstieg eines Investors abgestimmt werden. Immer noch scheinen auch vielen Klubvertretern drängende Fragen zu dem Zwei-Milliarden-Euro-Deal nicht ausreichend beantwortet.
Der Vorstand des 1. FC Köln hat sich kurz vor der Abstimmung entschieden gegen den Einstieg einer Beteiligungsgesellschaft positioniert. "Die Weiterentwicklung eines Klubs und deren Finanzierung sind Managementaufgaben jedes einzelnen Klubs, nicht des DFL-Managements", schrieb das Präsidium an seine Mitglieder.
FC-Vize Sauren: Zeitplan "absurd"
Gerade Finanzfachmann und FC-Vizepräsident Eckhard Sauren versteht nicht, warum nicht über alternative Finanzierungsmodelle nachgedacht wird. Bei einem Private-Equity-Investor würden die beiden Bundesligen "einen Teil ihrer Entscheidungsfreiheit verlieren". Eine Maßnahme, "die den deutschen Profifußball in den nächsten 20 Jahren prägen wurde", dürfe keinesfalls so umgesetzt werden.
Der Zeitplan sei "geradezu absurd", weil die beiden Interimsbosse Oliver Leki (SC Freiburg) und Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) bald nicht mehr im Amt seien. Beide hatte mehrere Informationsrunden abgehalten, um einerseits die Inhalte zu erläutern und andererseits die Bedenken zu beseitigen. Sie sind Verfechter des Milliardendeals, um den hinter den Kulissen seit Monaten gerungen wird.
Eine Wette auf steigende Erlöse
Der Kern ist benannt: Ein Investor zahlt der Liga auf einen Schlag zwei Milliarden Euro und erhält dafür 20 Jahre lang 12,5 Prozent der Erlöse aus den TV-Rechten, die künftig in eine eigene Tochtergesellschaft ausgelagert werden. Die Hoffnung: Wenn die Erlöse in den nächsten beiden Jahrzehnten kräftig steigen, hätten beide Seiten etwas davon.
Mit der Finanzentscheidung ist eine Gewissensfrage verbunden: Einnahmen der Zukunft abzutreten, war im Profifußball selten ein Indiz für weitsichtiges Handeln, sondern eher der blanken Not geschuldet. Gerade Bundesliga-Absteiger Hertha BSC ist ein unrühmliches Beispiel, wie frisches Kapital im Nu vernichtet werden kann. Daher ist die Skepsis ein natürlicher Begleiter, wenn Investoren ins Spiel kommen.
FC St. Pauli will nicht zustimmen
"Ich kann die Ur-Ängste der Fans nachvollziehen", sagte Frankfurts Vorstandssprecher Hellmann wiederholt, der gemeinsam mit Rüdiger Fritsch (Darmstadt 98) und Jan-Christian Dreesen (Bayern München) den Masterplan entworfen hat.
Formal reicht zwar eine Zweitdrittelmehrheit bei der Mitgliederversammlung aus, um in endgültige Verhandlungen mit einer der vier Interessenten aus der Private-Equity-Branche zu gehen, aber Leki weiß: "Es wäre wichtig, den Weg mit einer starken Mehrheit und aus Überzeugung anzugehen."
Doch hat der Zweitligist 1. FC St. Pauli einen Antrag angekündigt, die Abstimmung verschieben zu lassen - zu groß ist die Skepsis beim Kiez-Klub. "Ich werde unter den jetzigen Bedingungen nicht zustimmen", sagte Präsident Oke Göttlich. Man dürfe "nichts übers Knie brechen".
Juristische Konsequenzen drohen
Neuerdings droht sogar eine ligaübergreifende Zerreißprobe. Denn auch die Drittligisten zählen zu den Kritikern, weil sie sich übergangen fühlen: In einem Brief an die DFL forderten 15 Vereine eine Beteiligung an den Einnahmen und wollen, dass das frische Kapital "nicht dazu führt, dass eine weitere, sodann massive und aus unserer Sicht schädliche Abgrenzung erreicht wird". Sie stellten gar mögliche juristische Konsequenzen in den Raum.
Der größte Batzen, 45 Prozent, soll für Investitionen in die Infrastruktur der Klubs fließen. Wer allerdings schon ausreichend in Stadien, Nachwuchsleistungszentren oder Geschäftsstelle investiert hat, kann darüber auch frei verfügen. Normalerweise wären 15 Prozent der Summe zur freien Verfügung.
Als erste Maßnahme wird immer die Digitalisierung und Internationalisierung genannt, für die 40 Prozent der Erlöse bei der DFL verbleiben würden. Es geht hier um Investitionen für die Auslandsvermarktung, die zuletzt nur noch 170 Millionen Euro in die Kassen spülte. Es braucht aber mehr als nur eine Streaming-Plattform, um wieder vermehrt Fans im Ausland anzusprechen. Dafür muss sich aber das Bild des deutschen Fußballs international generell bessern – das betrifft die Vereine genauso wie die Nationalmannschaft.
Als erste Maßnahme wird immer die Digitalisierung und Internationalisierung genannt, für die 40 Prozent der Erlöse bei der DFL verbleiben würden. Es geht hier um Investitionen für die Auslandsvermarktung, die zuletzt nur noch 170 Millionen Euro in die Kassen spülte. Es braucht aber mehr als nur eine Streaming-Plattform, um wieder vermehrt Fans im Ausland anzusprechen. Dafür muss sich aber das Bild des deutschen Fußballs international generell bessern – das betrifft die Vereine genauso wie die Nationalmannschaft.
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