Topspiel Leipzig gegen Leverkusen: Das Comeback des Magiers

140 Tage ist es her, dass Dani Olmo zuletzt in der Startelf von RB Leipzig stand. Beim 3:0 gegen Union Berlin lupfte er den Ball mit dem Außenrist hinter die Abwehr, wo Stürmer Benjamin Sesko zum Endstand einköpfte. Es war einer dieser kunstvollen Geniestreiche, für die der Spanier berühmt ist. Doch leider steht der 25-Jährige ebenso für Verletzungen am Fließband.

Seit der Überbelastung mit Doppelteilnahme an Olympischen Spielen und der Europameisterschaft 2021 kommt der filigrane Ausnahmespieler nicht mehr recht in Tritt und konnte keine Saison mehr durchspielen.

In dieser Bundesliga-Spielzeit verpasste er nach Knieverletzung und Schultereckgelenk-Sprengung nahezu die gesamte Hinrunde. Pünktlich zum Rückrundenauftakt könnte der spanische Dauerpatient nun beim Topspiel gegen Bayer Leverkusen (18.30 Uhr, hier im Bundesliga-Liveticker) in die Startelf zurückkehren.

Bei RB erwarten sie das Comeback des Außergewöhnlichen geradezu sehnsüchtig. RB-Trainer Marco Rose zählte auf:

Mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten könne der Edeltechniker "Spiele bestimmen und allein entscheiden". Dass er zudem noch ein "Top-Charakter" sei, "der richtig Spaß macht", mache den Mehrwert für die Mannschaft noch größer.

Mit Olmo hat RB in der Offensive viel mehr Ruhe am Ball. Er setzt seine Mitspieler klug in Szene, stößt selbst in gefährliche Räume und zieht die Aufmerksamkeit der Defensivspieler auf sich. Davon dürfte vor allem Xavi Simons profitieren, der die Kreativlast in dieser Saison als gerade 20-Jähriger viel zu oft allein tragen musste und durch Olmos Rückkehr wieder mehr Freiheiten bekommt.

Olmo macht mit seiner Anwesenheit auch die Kollegen besser. "Wenn er auf dem Platz steht, gibt es uns immer bisschen was Magisches", schwärmte Nationalspieler David Raum unter der Woche. Nicht umsonst lautet Olmos Spitzname "El Mago", der Magier.

Olmo sei der "Exit" in ausweglosen Situationen, "man kann sich immer etwas von ihm erhoffen".

Bleibt die Frage, wie lange Olmo seine Magie noch in Leipzig versprüht. Vor der Saison galt es als ausgemacht, dass der 32-malige spanische Nationalspieler den Klub im EM-Sommer verlässt. Nach viereinhalb Jahren in Leipzig hatte er vor, sich wie Christopher Nkunku im Vorjahr auf der ganz großen Bühne zu beweisen. Dank einer Ausstiegsklausel in Höhe von etwa 60 Millionen Euro wäre das kein Problem.

Doch dass Olmo wegen seiner Verletzungsanfälligkeit noch immer ein verhinderter Superstar ist und weiter knapp unter dem Radar der Topklubs fliegt, kommt RB zugute. Olmos Vater Miguel, der seinen Sohn Anfang des Jahres persönlich mit dem Auto ins RB-Trainingslager im südspanischen La Manga fuhr, führte dort auch gute Gespräche mit Red-Bull-Boss und RB-Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff. Tenor: Olmo kann sich durchaus vorstellen, noch ein weiteres Jahr in Leipzig zu bleiben, wo er sich in der Stadt, im Team und im Verein sehr wohlfühlt.

RB machte bereits deutlich, dass der Klub zwar auf Transfereinnahmen angewiesen sei, aber nicht zwingend mit den Olmo-Millionen plane. Nicht ausgeschlossen, dass Olmo noch ein weiteres Jahr in Sachsen bleibt - auch, um endlich mal eine Saison unverletzt durchzuspielen und sein Leistungsmaximum zu erreichen. Zunächst aber zählt die Gegenwart: RB braucht für die erneute Champions-League-Qualifikation Punkte gegen Bayer - mit Hoffnungsträger Olmo.