Bundestrainer Flick will in den Tests gegen Japan und Frankreich die Kernmannschaft für die EM 2024 aufbauen. Vier Mann sind dabei besonders wichtig. Alle vier spielen im Ausland.
Zwei der vier möglichen Säulen im Team von Bundestrainer Hansi Flick: Ilkay Gündogan und Antonio Rüdiger (rechts).
Quelle: dpa
Natürlich ist gegen solch unangemeldeten Besuch nichts einzuwenden. Am Dienstag sind im Wolfsburger Teamhotel Kontrolleure der Nationalen Anti Doping Agentur kurzfristig eingetroffen, um fast der halben deutschen Fußball-Nationalmannschaft mal wieder Blut- und Urinproben abzunehmen. Spötter würden sagen, dass dieses Ensemble zuletzt nie im Leben leistungsfördernde Mittel genommen haben kann, so blutleer wirkten die letzten Länderspiele.
DFB-Elf gegen Japan und Frankreich
Nun aber versprechen alle artig, in den wichtigen Partien gegen Japan (Samstag 20.45 Uhr/RTL) und Frankreich (Dienstag, 21 Uhr/ARD) wieder an natürliche Grenzen zu gehen.
Bundestrainer Hansi Flick hat dafür die Zeit der Experimente beendet, ab sofort solle sich doch bitte die "Kernmannschaft" einspielen. Endgültig ausgedient hat das Gerüst des FC Bayern als wichtigster Anker. Sieben Münchner Protagonisten bildeten bei der WM in Katar noch das Gerüst - ein instabiles.
Vier Stützen im Visier
Einige sind seitdem im Krankenstand (Manuel Neuer), andere einfach mal nicht berufen worden (Leon Goretzka) oder fehlen vorerst noch angeschlagen (Jamal Musiala).
Das Fußballland ruft nach neuen Säulen. Flick wird sein Team um Stützen gruppieren, die allesamt im Ausland hohe Wertschätzung erhalten: Marc André ter Stegen (31 Jahre) vom FC Barcelona, Antonio Rüdiger (30) von Real Madrid, Deutschlands Fußballer des Jahres Ilkay Gündogan (32) ebenfalls aus Barcelona sowie Kai Havertz (24) vom FC Arsenal.
Ter Stegen bringt sich in Stellung
Als erster Teil dieser neuen Achse ist der als ewiger Kronprinz gebrandmarkte Ter Stegen interessant, der am Mittwoch in der Pressekonferenz sagte: "Ja, ich bin die Nummer eins im Moment. Ich habe lange auf diesen Moment gewartet. Ich werde alles dafür tun, dass ich den Status behalte, dann erübrigen sich weitere Fragen."
Etwa, ob der gebürtige Mönchengladbacher nicht doch weichen muss, wenn Manuel Neuer noch sein Comeback gibt. Der 34 Mal in der DFB-Auswahl eingesetzte Torwart versicherte, dafür "keine Energie zu verschwenden".
Und: Mit ihm hat die Nationalelf 2017 den Confed Cup gewonnen, um danach mit Neuer sowohl bei der WM 2018 als auch 2022 in der Vorrunde auszuscheiden.
Flicks Abwehr-Experimente
Ob der schon 37 Jahre Keeper und Kapitän nach seinem komplizierten Unterschenkelbruch noch mal das alte Niveau erreicht, weiß niemand. Und wer sich erinnert: Bei der WM 2022 war auch Neuer nicht in Top-Form.
In der Abwehr hat Flick seit Amtsantritt 20 (!) verschiedene Varianten ausprobiert. Nun deutet es sich an, dass Rüdiger mit der Chefrolle betraut wird. Und dass ihm der von der zwischenzeitlichen Ausbootung von Flick recht unbeeindruckte Niklas Süle ("Er hat mir seine Beweggründe genannt. Die muss ich akzeptieren") zur Seite gestellt wird.
Abwehrchef Rüdiger
Ein kräftiges Gespann, das seine Funktionsfähigkeit auf Strecke beweisen kann. Dem 60-fache Nationalspieler Rüdiger gehört fraglos wegen seiner Erfahrung die Chefrolle.
Eine solche würde auch Gündogan im Mittelfeld nicht ausschlagen. Seine Auswechslung im WM-Auftaktspiel gegen Japan (1:2) brachte nach 67 Minuten bei einer 1:0-Führung die gesamte Statik zum Einsturz.
Vor dem Champions-League-Finale spricht ManCity-Kapitän Ilkay Gündogan mit Per Mertesacker über Inter Mailand, seine neue Führungsrolle im Team und eine mögliche Trainerkarriere.
Triple-Sieger Gündogan mit hohen Zielen
Dass der ballsichere Stratege eine feste Position für seine Stärken braucht, ist hinlänglich bekannt. Es ehrt den Triple-Sieger von Manchester City, dass er als 67-facher Nationalspieler einen hohen Anspruch formuliert:
Sätze, die auch Havertz aufsagen könnte: Der Offensivallrounder mit der guten Quote im DFB-Dress (37 Länderspiele/13 Tore) ist sowohl unter Joachim Löw als auch unter Flick eigentlich viel zu oft nur von der Bank gekommen.
Allein mit seiner Spielintelligenz und Handlungsschnelligkeit ist ihm ein fester Platz zuzuweisen, zumal in seiner Best-Age-Generation ansonsten weit und breit niemand über solche Anlagen verfügt.
Flexibilität ist seine Stärke: Pascal Groß kann Abwehr und Mittelfeld. Und er ist ein Mann für die Standards. Ein kampfstarker Spieler, der mit dem Ball glänzen kann.