Starkes Schwitzen ohne Anstrengung: Hyperhidrosis behandeln

    Hyperhidrosis:Was hilft gegen starkes Schwitzen?

    von Corinna Klee
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    Sie schwitzen nicht nur im Hochsommer, sondern auch im Winter, im Meeting genauso wie beim Sport: Menschen mit einer Hyperhidrosis. Wie man krankhaftes Schwitzen behandeln kann.

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    Eigentlich ist Schwitzen normal: Es kühlt den Körper und schützt ihn vor Überhitzung. Doch wer an Hyperhidrosis leidet, schwitzt übermäßig viel und ohne äußerliche Einflüsse. Vielen ist der Schweiß in Achseln, an Händen, Füßen, im Gesicht oder am Kopf peinlich und er beeinträchtigt das Alltagsleben. Das fängt schon beim Händeschütteln an.

    Wie Hyperhidrosis diagnostiziert wird

    Viele Betroffene haben einen langen Leidensweg hinter sich und meist schon vieles versucht, bevor sie sich Hilfe holen. Durch eine genaue Befragung ermittelt der Hautarzt, wie stark und an welchen Stellen genau geschwitzt wird.

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    Drei Schweregrade helfen bei der Diagnose. Als Grad eins bezeichne man eine leichte Form des Schwitzens, bei der immer wieder Hände und Füße feucht sind, erklärt Dermatologin Agnes Raimann. Bei Grad zwei bilden die Hände Schweißperlen, die Patienten haben oft große Schweißflecken an der Kleidung. Grad drei sei die schwerste Form. Da tropfe der Schweiß von Händen und Füßen, so die Hautärztin.

    Die Patienten haben teils Schweißflecken, die über 20 Zentimeter groß sind.

    Dr. Agnes Raimann, Dermatologin, Bad Soden am Taunus

    Für die Behandlung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die man ausprobieren kann. Zunächst beginnt man mit einer lokalen, konservativen Therapie mit speziellen Deos und Cremes.

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    Unabhängig davon, welche Körperstellen betroffen sind, unterscheidet man zwischen primärer und sekundärer Hyperhidrosis.

    Bei der primären Hyperhidrosis gibt es keinen erkennbaren Grund für das Schwitzen. Man nimmt an, dass die Schweißdrüsen durch das vegetative Nervensystem übermäßig stark stimuliert werden.

    Bei der sekundären Form ist meist eine Vorerkrankung Ursache für das übermäßige Schwitzen. Das kann beispielsweise ein Diabetes, eine neurologische Erkrankung oder eine Schilddrüsenüberfunktion sein. Auch verschiedene Medikamente, zum Beispiel bestimmte Antidepressiva, könnten eine sekundäre Hyperhidrosis auslösen.

    Wie Deos mit Aluminiumsalzen bei starkem Schwitzen wirken

    Deos mit einem Aluminiumgehalt von mindesten 15 Prozent sind in der Apotheke erhältlich. Die darin enthaltenen Aluminiumsalze verschließen die Schweißdrüsen kurzzeitig und reduzieren das Schwitzen. Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Aluminium-Aufnahme über die Haut sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung unwahrscheinlich. Die Deos können allerdings leichte Nebenwirkungen haben.

    In den ersten Tagen der Anwendung können sie zu Hautreizungen oder zu einem brennenden Gefühl führen.

    Dr. Agnes Raimann, Dermatologin

    Das höre in der Regel nach etwa einer Woche auf, erklärt die Hautärztin.

    Seit Sommer 2022 ist eine rezeptpflichtige Salbe mit dem Wirkstoff Glycopyrronium zugelassen. Es handelt sich hierbei um ein schweißreduzierendes Arzneimittel, das die Übertragung von Nervenimpulsen an die Schweißdrüsen bremsen soll. Es wird speziell bei Hyperhidrosis in den Achseln eingesetzt.

    Daten aus der Zulassungsstudie zeigen, dass sich die Schweißmenge nach vier Wochen bei 58 Prozent der Probanden mindestens um die Hälfte verringert hat. Allerdings gibt es noch keine Evidenz für eine längerfristige Anwendung. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWiG kommt zu dem Schluss: Ein Zusatznutzen gegenüber einer Vergleichstherapie mit Deos und Co. ist aufgrund der Datenlage bislang nicht belegt.

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    Hand- und Fußbad mit Gleichstrom mindert Schweißproduktion

    Bei der sogenannten Leitungswasser-Iontophorese fließt Gleichstrom in einem Wasserbad über Hände und Füße. Man nimmt an, dass der elektrische Strom die Funktion der Schweißdrüsen stört und dadurch ihre Aktivität verringert. Um die Schweißproduktion dauerhaft zu reduzieren, muss die Iontophorese regelmäßig angewendet werden, meist mehrmals pro Woche. Patienten benötigen ein geeignetes medizinisches Gerät zur regelmäßigen Durchführung der Bäder. Nach einer Schulung können sie es selbst zuhause anwenden.

    Behandlung mit Botulinumtoxin blockiert Schweißdrüsen

    Botulinumtoxin kann in die Achseln sowie in Handflächen und Fußsohlen injiziert werden. Hier blockiert es den Botenstoff Acetylcholin, was die Schweißbildung hemmt. Die Therapie ist effektiv, gut verträglich und nebenwirkungsarm. Manchmal kann es nach der Behandlung zu kleineren Blutergüssen oder Schwellungen kommen. Die Wirkung hält zwischen sechs und zwölf Monate an und kann beliebig oft wiederholt werden. Betroffene müssen die Kosten dafür in der Regel selbst tragen.
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    Chirurgische Therapien bei krankhaftem Schwitzen

    Bei Betroffenen mit schwerer Hyperhidrosis, denen lokale Therapien nicht ausreichend helfen, können operative Verfahren zum Einsatz kommen. Eine Möglichkeit ist das Absaugen der Schweißdrüsen mittels Saugkürettage. Eine andere Operation ist die Sympathektomie. Hier werden einzelne Ganglien des sympathischen Nervensystems minimalinvasiv durchtrennt.
    Beide Eingriffe seien dauerhafte Lösungen, erklärt Raimann. Wie bei allen Operationen gebe es Risiken wie Wundinfekte und Narbenbildung. Zudem sei eine weitere unerwünschte Nebenwirkung häufig:

    Gerade bei der Sympathektomie kann es zu einem sogenannten kompensatorischen Schwitzen kommen, dass man dann an anderen Stellen mehr schwitzt.

    Dr. Agnes Raimann, Dermatologin

    Ob eine Operation von den gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungen gezahlt wird, muss vorab individuell mit der Krankenkasse geklärt werden.

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    Quelle: ZDF

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