Fünf Jahre Corona: Was Kliniken aus der Pandemie mitnehmen
Fünf Jahre Corona-Pandemie:Was haben die Kliniken gelernt?
von Petra Otto
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Corona war auch für die Kliniken ein unbekanntes Wesen. Wer dort arbeitete, musste improvisieren, schnell entscheiden, umdenken. Und davon profitieren viele bis heute.
Das Robert-Bosch Krankenhaus in Stuttgart hat ein eigenes Lungenzentrum und behandelte besonders viele Coronainfizierte. Durch die Erfahrungen in der Pandemie wäre das Krankenhaus heute auf ähnliche Lagen besser vorbereitet.14.03.2025 | 1:59 min
Auf der Intensivstation des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK) sitzt jeder Handgriff, als vor einigen Wochen die Grippewelle anrollt.
Das sind Abläufe, die sich über die letzten Jahre gut eingeschliffen haben.
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Sebastian Allgäuer, Leiter der Intensivmedizin
Das Wechseln der Schutzkleidung, das Verhalten im Isolierzimmer, alles geht schneller, reibungsloser. Ein Ansturm von infektiösen Schwerkranken bringt hier niemanden mehr aus der Fassung.
Großbritannien hatte in Rekordzeit den Impfstoff Astra Zeneca entwickelt und in Massenimpfzentren verabreicht. Zuvor hatte es europaweit Zweifel an dem Impfstoff gegeben.10.03.2025 | 2:10 min
Arbeiten an der Belastungsgrenze
Corona war schlimm, weil im Vergleich zur Grippe die Menschen sehr schwer erkrankten, sich der Gesundheitszustand aus dem Nichts verschlechterte und die Patienten im Schnitt doppelt so lange auf der Station lagen.
Während der Pandemie gab es Wochen, da starb mehr als die Hälfte der invasiv beatmeten Patientinnen und Patienten. Und Pflegekräfte hielten ihnen die Hand, weil Angehörige nicht kommen durften. Manche haben nach der Pandemie gekündigt, viele aber gingen gestärkt aus der Krise.
In der Notaufnahme mussten sie umbauen, ad hoc aus einer Station zwei machen: eine für isolierpflichtige Covid-Patienten und die andere für Menschen, die mit nicht ansteckenden Notfällen kamen. Draußen bildeten sich Schlangen, die Kranken mussten warten.
Vor fünf Jahren brach Corona aus und eroberte die Welt. Für die Arbeitswelt war das eine gigantische Herausforderung, eine Bilanz von Dominik Müller-Russel.15.03.2025 | 1:32 min
Der logistische Aufwand war herausfordernd.
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Markus Günther, Notfallmediziner am RBK
Erkenntnisse aus Corona-Zeit fließen in Neubau-Pläne
Und er war lehrreich, dieser Aufwand. Denn all diese Erkenntnisse fließen jetzt mit ein in die Pläne des Neubaus. Da wird es einen Extrazugang geben, um Patientenströme zu trennen und einen abgegrenzten Isolierbereich mit Schleusen an jedem Zimmer. Außerdem reichlich Beatmungsmöglichkeiten.
Das hätten wir so nicht gemacht, wenn wir kein Corona gehabt hätten.
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Kai Ladstätter, zuständig für Immobilien der Klinik
Hier in Stuttgart hatten sie immer genug Kapazitäten für Corona-Kranke. Aber es gab auch Kliniken, vor allem in Ostdeutschland, die dem Ansturm nicht gewachsen waren. Mit Hilfe der Bundeswehr wurden dann Infizierte verlegt nach dem sogenannten Kleeblattsystem, das Deutschland in fünf Kleeblätter einteilt. Das Konzept wurde im September 2020 entwickelt, um Überlastungen der Intensivstationen zu vermeiden. Auch das gewissermaßen eine Errungenschaft der Pandemie.
Im Krisenfall ist die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen nicht klar geregelt.13.03.2025 | 2:37 min
Fachkräfte in Corona-Pandemie abgezogen
Doch überall mussten während der Pandemie Fachkräfte von anderen Stationen abgezogen und Betten auf den Normalstationen geschlossen werden. In Stuttgart und anderswo sagten sie alle nicht notwendigen Operationen ab. "Im Fall einer Tumorerkrankung kann das aber bedeuten, wenn Sie nicht zeitnah einen anderen Termin bekommen, dass Sie dann eine erhöhte Sterblichkeit haben."
Ich glaube, da haben wir schon eine Triage durchgeführt, die im Nachhinein in der Form nicht nötig war.
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Mark Dominik Alscher, Geschäftsführer im Robert-Bosch-Krankenhaus
Doch alle hatten die Bilder von Bergamo im Kopf - und hielten Intensivbetten vor für den Fall eines Massenansturms.
John Ziebuhr forscht seit Jahrzehnten an Coronaviren. Der Virologe war einer der Namensgeber von SARS-CoV-2. Wie er nach fünf Jahren auf den Beginn der Pandemie blickt.
von Thomas Bleich
mit Video
Erkenntnisse aus der Corona-Krise nutzen
Alscher lobt die reaktionsfreudigen und unbürokratischen Ministerien zu Pandemiezeiten, ließ in Null-Komma-Nichts ein riesiges Impfzentrum in der Klinik errichten und eine Schnellteststation für die Mitarbeitenden. Doch das Spontane, Unbürokratische sei schnell wieder verloren gegangen. "Wir hatten eigentlich vor, genügend Schutzmaterialien einzulagern, doch das funktioniert nicht gut. Unsere Lieferketten sind nach wie vor anfällig."
Christian Karagiannidis von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin DIVI stößt ins selbe Horn.
Ein Zurückholen der Medikamentenproduktion und auch der Schutzkleidung nach Europa, auch wenn es teuer wird, ist zur Vorbereitung auf kommende Gesundheitskrisen essentiell.
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Christian Karagiannidis von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin DIVI
So gibt es also noch viel zu tun, auch wenn sich bereits einiges getan hat. Das Klinikpersonal ist sicher gelassener und besser vorbereitet, wenn wieder ein unbekanntes Virus kommen sollte.
Petra Otto ist Korrespondentin im ZDF-Landesstudio Baden-Württemberg.
Fünf Jahre nach dem Ausbruch von Corona in Deutschland haben viele Menschen noch „Puls“, wenn sie an die Zeit zurückdenken, viele beschäftigt die Folgen der Pandemie bis heute.12.03.2025 | 43:39 min
Fünf Jahre nach der bisher verheerendsten Pandemie des 21. Jahrhunderts geht ein ZDF-Themenschwerpunkt der Frage nach, was aus der Corona-Pandemie für Lehren gezogen wurden und werden. In der Zeit vom 8. bis zum 21. März 2025 beschäftigen sich sowohl aktuelle Magazinsendungen als auch Doku-Formate mit dem Thema.
Wir bündeln alle Inhalte auf unserer Themenseite zum Coronavirus.
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