Was gegen Arthrose hilft: Blutegel und Kohlwickel statt OP
Was gegen Arthrose hilft:Blutegel und Kohlwickel statt OP
von Christina-Maria Pfersdorf
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Arthrose bedeutet - unabhängig vom Alter - Schmerzen in Knie oder Hüfte. Manchmal kann nur noch eine OP helfen. Aber vielfach lindert auch Naturheilkunde die Schmerzen.
Für viele mag es befremdlich sein und vielleicht auch Überwindung kosten: vier bis sechs, etwa zehn Zentimeter lange Blutegel, die sich am Knie festsaugen und nach einer Weile "vollgefressen" wieder abfallen. Im Immanuel-Krankenhaus, einer Berliner Klinik für Naturheilkunde, gehört das zur Standardtherapie bei einer Kniearthrose. Nach einer Behandlung haben viele Patientinnen und Patienten oft wochenlang deutlich weniger Schmerzen im Gelenk.
Speichel der Blutegel mit antientzündlichen Stoffen
"Warum dieser Effekt so lange anhält, wissen wir noch nicht, aber für uns ist die Blutegel-Therapie eine Win-Win-Situation", so Andreas Michalsen, Professor für Naturheilkunde und Chefarzt am Immanuel-Krankenhaus. "Die Egel saugen was raus und geben gleichzeitig was rein, was bei Arthrose hilft."
Was hilft, sind die antientzündlichen Stoffe im Speichel der Blutsauger. Die Blutegeltherapie sei nur eine Möglichkeit der Naturheilkunde, Schmerzen bei der Arthrose zu lindern.
In Deutschland sind etwa fünf Millionen Menschen von Arthrose betroffen. Laut dem Robert-Koch-Institut hat jede zweite Frau und jeder dritte Mann über 65 Jahre Arthrose, aber auch bei jüngeren Menschen nimmt die Häufigkeit zu: 23,2 Prozent der Frauen und 16,6 Prozent der Männer in der Altersgruppe von 45 bis 64 Jahren geben ein Arthroseleiden an. Vor dem 30. Lebensjahr wiederum sind laut den Zahlen der Deutschen Arthrose Hilfe nur 1,6 Prozent der Menschen betroffen.
Senföle in Kohlwickeln wirken schmerzstillend
Michalsen ist auch von der Wirkung von Kohlwickeln begeistert. Denn in Kohlgewächsen, wie zum Beispiel Weißkohl oder Wirsing, sind Senföle enthalten und die wiederum wirken stark schmerzstillend. Auch Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin wie Schröpfen oder Akupunktur können helfen. Andreas Michalsen sieht an seinen Patienten jeden Tag den Erfolg.
Bei Arthrose wird häufig operiert. Die sogenannte Endoprothetik an Knie und Hüfte scheint für viele Betroffene der einzige Ausweg. Auch Michalsen hält künstliche Hüft- oder Kniegelenke für sinnvoll, wenn die Schmerzen zu groß sind und die Arthrose schon so weit fortgeschritten ist, dass andere Methoden nicht mehr helfen.
Wichtig gegen Arthrose: Lebensstil verändern
Den größten Hebel sieht er aber in der Veränderung des Lebensstils, allen voran der Ernährung. Vorbeugend und im Anfangsstadium lasse sich damit viel ausrichten.
Eine entzündungsarme Ernährung ist eine pflanzenbasierte. Sie ist reich an sekundären Pflanzenstoffen und arm an gesättigten Fetten und Säuren. Tierische Produkte dagegen enthalten Arachidonsäure und gesättigte Fette, die in hohen Mengen Entzündungen im Körper fördern können.
Blaubeeren wirken mit ihren Farbstoffen
Es gibt auch Lebensmittel, die gezielt bei Arthrose helfen: Beeren zum Beispiel, allen voran Blaubeeren oder Erdbeeren. Ihre dunklen und kräftigen Farbstoffe sind entzündungshemmend, diese Wirksamkeit konnten auch klinische Studien belegen. Das gleiche gilt für Gewürze wie Kurkuma oder Ingwer.
Eine Gewichtsabnahme wirke sich nicht nur positiv auf die Belastung auf die Gelenke aus, sondern verringere auch Entzündungsprozesse im Körper. Genauso wie das Heilfasten, das Andreas Michalsen nicht nur bei Arthrose empfiehlt. Ein Nahrungsverzicht für mehrere Tage setze die körpereigenen Reparaturmechanismen in Gang.
Auch mangelnde Bewegung begünstigt Arthrose - unabhängig vom Alter
Heute weiß man, dass nicht nur das Alter eine Arthrose begünstigt. Es ist vor allem unser moderner Lebensstil, der sich ungünstig auswirkt, neben Fehlbelastungen und Fehlstellungen auch mangelnde Bewegung.
Daher ist gerade bei Arthrose moderate Bewegung unbedingt empfehlenswert, denn die Knorpelzellen in den Gelenken brauchen die Bewegung, um sich zu erneuern.