Darmkrebs-Früherkennung: Wie Stuhltests funktionieren
Früherkennung:Darmkrebs: Wie Stuhltests funktionieren
von Gunnar Fischer
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Moderne Stuhltests haben den früher gängigen Briefchen-Test zur Darmkrebsfrüherkennung abgelöst. Er galt als ungenau und störanfällig. Was hat sich dadurch verbessert?
Neben immunologischen Stuhltests gibt es auch Stuhltests, die Darmkrebs bzw. Vorstufen mit molekularbiologischen Methoden aufspüren sollen.
Quelle: Imago
Jährlich erkranken etwa 60.000 Menschen neu an Darmkrebs, knapp 25.000 sterben daran. Dabei kann Darmkrebs im Gegensatz zu anderen Tumorarten dank Früherkennungsuntersuchungen verhindert oder - früh erkannt - gut geheilt werden. Wird ein Darmpolyp, eine zunächst gutartige Schleimhautwucherung, bei der Darmspiegelung rechtzeitig aufgespürt und abgetragen, kann sich daraus kein bösartiger Tumor entwickeln. Neben der Koloskopie tragen Stuhltests zur Darmkrebsfrüherkennung bei.
Stuhltests sind ein wichtiger Bestandteil der Darmkrebsfrüherkennung. Sehen Sie hier, welche Tests es gibt und was sie leisten.01.03.2023 | 5:37 min
Mit Stuhltests dem Darmkrebs auf der Spur
Ein Stuhltest soll das mit bloßem Auge nicht sichtbare Blut im Stuhl nachweisen. Denn: Darmtumore und Polypen neigen häufig dazu zu bluten. Allerdings können Blutspuren im Stuhl auch andere Ursachen haben, wie Gastroenterologe Prof. Dr. Matthias Ebert von der Universitätsmedizin Mannheim klarstellt: "Es gibt Divertikel oder kleine Geschwüre, die auch bluten können."
Bis 2017 wurde der Hämoccult-Test zum Nachweis von Blut im Stuhl verwendet. Dieser biochemische "Briefchen-Test" galt jedoch als ungenau. Nicht einmal zehn Prozent der Polypen konnten damit erkannt werden. Zudem gab es viele falsch positive Ergebnisse, da er zum Beispiel auch auf bestimmte Nahrungsmittel oder Medikamente reagierte. Heutzutage wird der Nachweis von Blut im Stuhl mit einem immunologischen Stuhltest erbracht.
Die Vorteile vom immunologischen Stuhltest sind, dass er Polypen und Adenom besser nachweisen kann, mit einer höheren Sensitivität, wie wir sagen. Und gleichzeitig ist er nicht so störanfällig wie der alte Stuhltest.
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Prof. Dr. Matthias Ebert, Gastroenterologe von der Universitätsmedizin Mannheim
Immunologische Stuhltests sind Teil der Darmkrebsfrüherkennung und werden von den gesetzlichen Krankenkassen gezahlt. Ab dem 50. Lebensjahr können sie einmal im Jahr, ab dem 55. Lebensjahr alle zwei Jahre in Anspruch genommen werden. Der immunologische Stuhltest soll im Vergleich zum Hämoccult-Test Darmtumore und Polypen zuverlässiger entdecken und zu weniger falsch positiven Testergebnissen führen. Denn diese Tests reagieren nur auf menschliches Hämoglobin, den roten Blutfarbstoff.
Der M2-PK-Stuhltest fahndet nicht nach verstecktem Blut im Stuhl, sondern nach dem Enzym M2-Pyruvatkinase. Es kommt in verschieden Tumorzellen, zum Beispiel in Darmkrebszellen vor. Findet der M2-PK-Stuhltest dieses Enzym im Stuhl, kann das auf Darmkrebs hinweisen. Der M2-PK-Stuhltest kostet etwa 40 Euro und ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse.
Beim Tumor-DNA-Test wird nach Erbgutfragmenten aus den Krebszellen, so genannter Tumor-DNA im Stuhl gesucht. Denn: Entsteht Krebs, gelangt auch Erbmaterial aus Krebszellen in den Stuhl. Der Tumor-DNA-Test wird von gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt. Mit etwa 120 Euro ist das Verfahren vergleichsweise teuer.
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von Gunnar Fischer
Früherkennung mit M2-Pk-Test noch "unklar"
Neben den immunologischen Stuhltests werden Stuhltests angeboten, die Darmkrebs bzw. Vorstufen mit molekularbiologischen Methoden aufspüren sollen. Hierzu gehören der M2-PK-Stuhltest und der Tumor-DNA-Test.
Der IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes Bund bewertet den M2-PK-Test zur Früherkennung von Darmkrebs wegen unzureichender Studienlage mit "unklar". Auch Ebert findet die Einordnung schwierig. Anders als bei den immunologischen Stuhltests seien hier in den Studien nicht die strengen Testkriterien erfüllt worden, so der Experte.
Wenn ich jemanden habe, der Symptome hat oder bei dem ich schon weiß, dass er Krebs hat, wird das Testergebnis immer besser sein, als wenn ich eine Bevölkerung untersuche, die gar keine Beschwerden hat und die nur aufgrund der Vorsorge sich einem solchen Test unterzieht.
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Prof. Dr. Matthias Ebert, Gastroenterologe von der Universitätsmedizin Mannheim
Prof. Dr. Achim Heintz und Priv. Doz. Dr. Dirk Hartmann im Gespräch02.03.2020 | 4:49 min
Darmkrebs hat ganz unterschiedliche Mutationen
Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums verweist darauf, dass Tests, die mit molekularbiologischen Methoden arbeiten, noch nicht ausreichend erforscht sind. Hinzu kommt: Tumorspezifische Veränderungen im Darm sind sehr unterschiedlich.
Leider hat der Darmkrebs nicht ein, zwei oder drei Mutationen, die immer auftreten, sondern je nach Form von Darmkrebs habe ich ganz unterschiedliche Mutationen.
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Prof. Dr. Matthias Ebert, Gastroenterologe von der Universitätsmedizin Mannheim
Die alle nachzuweisen sei sehr aufwendig und deswegen habe sich das bisher nicht durchgesetzt, berichtet Ebert.
Sowohl der M2-PK-Stuhltest als auch der Tumor-DNA-Test werden häufig als Kombipaket mit einem immunologischen Stuhltest angeboten. Das Ziel: die Trefferquote zu erhöhen.
Früherkennung von Krebs rettet Leben
Wer regelmäßig einen Stuhltest durchführt, kann sein Risiko an Darmkrebs zu sterben senken. Bei positivem Testergebnis sollte zeitnah eine Koloskopie erfolgen, um die Ursache abzuklären.
Wir als Gastroenterologen sind davon überzeugt, dass die Darmspiegelung der beste Test ist, weil wir dort den Blick vor Ort haben und Polypen auch gleich abtragen können
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Prof. Dr. Matthias Ebert, Gastroenterologe von der Universitätsmedizin Mannheim
Es handele sich dabei aber um ein invasives Verfahren. Da sei der Stuhltest eine Möglichkeit, vorab nicht-invasiv auf Veränderungen zu testen.
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