Werbeschild für Wagner-Söldner, auf dem zu lesen ist: "Schließen Sie sich dem Team der Sieger an"
Quelle: dpa
Von den in russischen Gefängnissen angeworbenen Straftätern für den Kriegsdienst in der
Ukraine sind nach Angaben der Privatarmee Wagner 32.000 Männer wieder nach Hause zurückgekehrt. Sie hätten ihren Vertrag und den Einsatz bei den Kämpfen erfüllt, sagte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin am Sonntag.
Frauen und Menschenrechtler hatten sich in der Vergangenheit besorgt gezeigt, dass so viele Straftäter, darunter Mörder und andere Gewalttäter, begnadigt und vorzeitig wieder auf die russische Gesellschaft losgelassen würden.
Im Süden der Ukraine kommt es derzeit zu heftigen Gefechten:
Wagner-Chef: Kriegsdienst ist Resozialisierungsprogramm
Dagegen sieht der Wagner-Chef den Kriegsdienst auch als großes Resozialisierungsprogramm. Prigoschin behauptete in einer auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichten Sprachnachricht, dass die Freigelassenen im Anschluss insgesamt nur 83 Verbrechen begangen hätten. Das seien 80 Mal weniger Straftaten als von jenen, die regulär nach Verbüßung ihrer Strafe auf freien Fuß kamen.
Prigoschin, der ein Vertrauter von Kremlchef
Wladimir Putin ist, hatte die Häftlinge teils selbst in den Straflagern angeworben. Wer dann einen Vertrag für den Kriegseinsatz unterzeichnete, wurde von Putin begnadigt. Bedingung war, mindestens sechs Monate Kampfeinsätze in der Ukraine zu absolvieren.
Jewgeni Prigoschin wurde als Gastronom reich, nun führt er die berüchtigtste Privatarmee der Welt – und ist im russischen Volk beliebt.22.02.2023 | 15:54 min
Menschenrechtler warnen vor Rekrutierung aus Gefängnissen
Im März hatte Prigoschin die Zahl der entlassenen Ex-Häftlinge aus den Wagner-Reihen mit 5.000 angegeben. Nach der Eroberung der ostukrainischen Stadt Bachmut hatte er auch mitgeteilt, dass er bei den
Kämpfen dort 20.000 Männer verloren habe, davon allein 10.000 Ex-Häftlinge. In vielen Fällen hatte er sich dafür eingesetzt, dass die Verbrecher ein Begräbnis mit militärischen Ehren erhielten.
Menschenrechtler beklagen, dass Russland weiter massenhaft Straftäter in Gefängnissen für den Kriegsdienst anwirbt. Demnach nutzt inzwischen vor allem das Verteidigungsministerium den Strafvollzug für die Rekrutierung von Kämpfern.
Ukrainische Gegenoffensive verläuft schleppend
Gleichzeitig kommt die
ukrainische Gegenoffensive nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums nur langsam und unter hohen Verlusten auf beiden Seiten voran. Die heftigsten Kämpfe tobten in der Region Saporischschja, um Bachmut und weiter westlich in der Region Donezk, twitterte das britische Ministerium am Sonntag.
Die ukrainischen Truppen hätten kleinere Fortschritte erzielt, die russische Verteidigung sei im Süden jedoch recht wirkungsvoll. Die russichen Verluste seien wahrscheinlich die schlimmsten seit dem Höhepunkt der Kämpfe um Bachmut im März.
43 russische Luftangriffe in 24 Stunden
Das ukrainische Militär teilte am Morgen mit, russische Truppen hätten in den vergangenen 24 Stunden 43 Luftangriffe geflogen. Hinzu kämen vier Raketenangriffe und 51 Attacken mit Mehrfachraketenwerfern. Russland konzentriere seine Angriffe auf Bachmut, Awdijiwka, Marinka und Lyman.
Es habe 26 Gefechte gegeben. Der von Russland als Verwalter im teilweise besetzten Saporischschja eingesetzte Wladimir Rogow sagte, ukrainische Truppen hätten das Dorf Piatychatky erobert.
Westliche Militärs und Analysten hatten gewarnt, die Ukraine werde bei ihrer Gegenoffensive an der 1.000 Kilometer langen Front wohl einen langen Atem brauchen.
Russische Angriffe in anderen Regionen
Russische Luftangriffe wurden auch aus anderen Regionen gemeldet. In der Region Cherson sei ein Zivilist getötet und vier Menschen seien verletzt worden, teilte Gouverneur Olexandr Prokudin mit. Aus Saporischschja meldete Gouverneur Jurij Malaschko einen Verletzten.
Der Gouverneur von Donezk, Pawlo Kyrylenko, sprach von zwei getöteten Zivilisten und drei weiteren Verwundeten. Der Sprecher der Regionalregierung in Odessa, Serhij Bratschuk, teilte mit, ukrainische Truppen hätten im von Russland besetzten Henitschesk ein wichtiges Munitionsdepot zerstört.
Der Gouverneur der an Russland angrenzenden Region Sumy, Wolodymyr Artjuch, sagte, bei russischem Beschuss des Dorfs Bilopilja seien ein Vater und sein Sohn getötet worden. Der Gouverneur der russischen Region Kursk, Roman Starowoit, meldete ukrainischen Beschuss von drei Dörfern.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Quelle: AP, dpa