US-Waffen für Kiew: Warum das "Go" noch kein Wendepunkt ist
Weitreichende Waffen für Ukraine:Warum Bidens "Go" noch kein "Gamechanger" ist
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Die USA gestatten Kiew, mit amerikanischer Artillerie russisches Territorium zu attackieren. Eine Unklarheit sorgt dafür, dass das "Go" für Kiew noch keinen Wendepunkt darstellt.
Sehen Sie hier das Interview mit Militärökonom Keupp in voller Länge.18.11.2024 | 27:16 min
Mit der jüngsten Entscheidung der USA, der Ukraine den Einsatz von Waffen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern zu erlauben, könnte eine neue Etappe im Ukraine-Krieg eingeläutet werden - 1.000 Tage nachdem russische Truppen ihr Nachbarland angegriffen hatten.
Für viele Analysten kommt dieser Schritt zu spät. Militärökonom Marcus Keupp bewertet die Entscheidung dennoch als wichtiges Signal:
Ob die Entscheidung tatsächlich die Dynamik des Konflikts verändern kann, hänge jedoch von verschiedenen Faktoren ab.
Quelle: ZDF
Taurus-Marschflugkörper besitzen ein eigenes Triebwerk und vier unabhängige Navigationssysteme. Beim Aufschlag soll ein 480 Kilogramm schweres Sprengkopfsystem explodieren, wodurch auch Bunkeranlagen durchschlagen werden können.
ATACMS sind Kurzstreckenraketen, die von mobilen Mehrfachraketenwerfern abgefeuert werden. Obwohl sie als schwer abzufangen gelten, sind sie im Vergleich zu Marschflugkörpern nicht annähernd so präzise.
Der Storm Shadow ist ein luftgestützter Langstrecken-Marschflugkörper für Präzisionsangriffe auf Ziele wie Bunker oder kritische Infrastrukturen. Sie sind baugleich mit den französischen Scalp-Raketen.
Das Mars-II-System dient laut Bundeswehr zum "kurzfristigen Bekämpfen weicher und halbharter Punkt- und kleiner Flächenziele sowie zum Sperren von Geländeabschnitten für mechanisierte Kräfte durch das Ausbringen von Panzerabwehrwurfminensperren".
Laut Berichten aus Washington dürfen die Raketen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern nur in der russischen Region Kursk eingesetzt werden. Der Region, wo Russland eine ukrainische Offensive zurückdrängen will und dazu auch nordkoreanische Soldaten einsetzt.
Allerdings, betont Keupp, sei "die Nachrichtenlage ein bisschen widersprüchlich": Ob die Ukraine mit den ATACMS in Kursk operieren dürfe - oder auch darüber hinaus, sei bisher unklar. Diese Unsicherheit beschränke jedoch den möglichen strategischen Vorteil der Entscheidung.
Nach langem Zögern erlaubt die US-Regierung der Ukraine den Einsatz weitreichender amerikanischer Waffen. Die Nachricht löst in Deutschland erneut eine Taurus-Debatte aus.18.11.2024 | 2:33 min
Knotenpunkte der Kriegslogistik
Sollten sich die USA für eine weitere Freigabe entscheiden, könnte dies den ukrainischen Streitkräften ermöglichen, tiefere, im Hinterland gelegene Ziele Russlands, zu treffen, erklärt der Militärexperte im ZDF:
Mit den ATACMS-Waffen könne die Ukraine bis zu 300 Kilometer nach Russland reinwirken, was die russische Kriegsführung erschwere und dennoch kein Gamechanger sei, sagt auch General Egon Ramms.18.11.2024 | 4:14 min
Keupp: Strategische Ziele werden Fokus sein
Fakt ist: Städte wie Moskau oder St. Petersburg können rein technisch mit den Waffen vom Typ ATACMS nicht erreicht werden. Für den Einsatz der mobilen Kurz- und Langstreckenraketen kommen laut Keupp strategische Ziele in Frage, die eine zentrale Rolle in der russischen Kriegslogistik spielen:
Eisenbahnknotenpunkte wie Liski bei Woronesch, die für das russische Transportnetz bedeutend sind. Dieser Knotenpunkt sei wichtig für die Versorgung der russischen Truppen an der Front.
Auch die Stadt Rostow-am-Don könnte ein wichtiges Ziel Kiews darstellen. Der dortige Transportknotenpunkt für militärische Güter spiele ebenfalls eine Schlüsselrolle im Nachschub russischer Waffen und Truppen.
Ebenso könnten Ziele in der Nähe der Krim-Brücke einen erheblichen Schaden anrichten, spekuliert Keupp. Sollte die Brücke selbst nicht zerstört werden, würden Angriffe auf die Auffahrtsrampen der russischen Seite die Versorgung der von Russland besetzten Krim massiv stören.
Die Krim-Brücke ist mit 19 Kilometern die längste Europas. Sie verbindet das russische Festland mit der annektierten Halbinsel Krim. Ein Blick zur russischen Bevölkerung dort.18.10.2023 | 6:11 min
Trotz des strategischen Potenzials dieser Ziele bleibe der Nutzen der Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt jedoch begrenzt. "Ich habe ja immer gesagt, dass über diesen Krieg nicht so sehr irgendeine einzelne Schlacht entscheidet, sondern die Logistik." So bilanziert der Militärökonom die Wirksamkeit der Befugnis von Joe Biden:
Den Haken in der US-Entscheidung sieht auch Militärexperte Gustav Gressel. "Es handelt sich offenbar um keine generelle Freigabe, jegliche Ziele in Russland anzugreifen", erklärte er dem Nachrichtenportal T-Online. Viel hänge nun davon ab, welche Ziele die Ukrainer angreifen dürften - aber auch, wie viel Munition ihnen dabei zur Verfügung stünde.
Militärexperte: Drohungen Russlands sind "Propaganda-Bluff"
Auf die Ankündigung Bidens reagierte der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow prompt und warnte vor einer "grundlegend neuen Situation" in Bezug auf die Beteiligung der USA. Den generellen Einsatz weitreichender Waffen würde der Kreml als Kriegseintritt der USA werten, so ZDF-Korrespondent Armin Coerper.
ATACMS-Waffen für die Ukraine. "Kein Gamechanger", findet auch ZDF-Moskau Korrespondent Armin Coerper.18.11.2024 | 1:49 min
Noch würde Russland hoffen, das ganze mit Drohungen abwenden zu können. So drohe der Sprecher der Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, mit dem Einsatz von Nuklearwaffen, der Kreml mit einer "angemessenen Antwort" im Falle eines Angriffs auf russischem Gebiet.
Sehen Sie hier die ganze ZDFheute-live-Sendung zu dem Thema: ATACMS-Freigabe: Putin unter Druck?18.11.2024 | 36:07 min
Russland habe bereits mehrfach rote Linien gezogen, ohne dass dies zu einer realen Eskalation geführt habe - laut Keupp eine wiederkehrende Taktik, um den Westen einzuschüchtern: Er sei verwundert, dass "dieses Narrativ sich nicht so langsam abnutzt, also dass viele Leute immer noch hereinfallen".
Die Freigabe der ATACMS sei nun ein "klares Zeichen an Russland, dass es eben nicht so einfach die Beute bekommt". Und auch wenn diese Maßnahme zunächst symbolisch wirke, könne sie sich durchaus "in eine militärische Fähigkeit übersetzen". Insbesondere, wenn die USA ihre Entscheidung weitreichender ausgestalten.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.