Ukraine-Krieg: US-Institut: Russlands Befehlskette "fragil"

    Ukraine-Krieg:US-Institut: Russlands Befehlskette "fragil"

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    Wie steht es um Russlands Kommandostrukturen in der Ukraine? Die Entlassung eines weiteren Generals weist nach Ansicht von US-Experten auf eklatante Probleme hin.

    Sergej Schoigu (l), Verteidigungsminister von Russland, und Waleri Gerassimow, Chef des russischen Generalstabs
    "Immer fragilere russische Befehlskette"? Verteidigungsminister Sergej Schoigu (links) mit dem Chef des russischen Generalstabs, Waleri Gerassimow.
    Quelle: dpa

    Für seine Kritik an der Militärführung ist der russische General Iwan Popow entlassen worden. Die Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) sehen darin nun einen weiteren Beleg für schwere Probleme in Moskaus Kommandostrukturen.
    Popows Absetzung bestätige, dass Moskaus Verteidigungsstellungen in der Ukraine "wahrscheinlich brüchig" seien, hieß es in einer Analyse des Instituts. Die Experten verwiesen darin auch auf ihre früheren Einschätzungen, wonach die russischen Streitkräfte keine Reserven etwa für Rotationen hätten.

    Institut: Russische Stellungen bleiben oft ohne Unterstützung

    Im Falle eines Durchbruchs ukrainischer Kräfte bei deren Gegenoffensive blieben die russischen Stellungen ohne Unterstützung, meinten die ISW-Experten.
    Sie erwarteten zwar, dass Popows Abgang unmittelbar allenfalls "marginale" Auswirkungen habe. Sie betonen aber: "Die immer fragilere russische Befehlskette könnte in Zukunft zu einer kritischen Kommando- und Kontrollkrise führen, in der die Unterstützung der Feldkommandeure für das russische Militärkommando immer schwächer werden könnte."

    Geschasster General hatte Oberbefehlshaber "verräterischen Schlag" vorgeworfen

    Popow hatte zuletzt die 58. Armee in der besetzten ukrainischen Region Saporischschja befehligt. Er hatte Oberbefehlshaber Waleri Gerassimow vorgeworfen, seinen Streitkräften "einen verräterischen Schlag versetzt" zu haben, "indem er die Armee im schwersten Moment der höchsten Anspannung enthauptet hat".
    Popows Ziel könne es gewesen sein, Gerassimow als Oberbefehlshaber für den Krieg gegen die Ukraine zu beseitigen - wie zuvor Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Der Generalstabschef versuche, Kritik zu unterbinden und sie nicht zu Kremlchef Wladimir Putin durchdringen zu lassen.

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    Ukraine will alle Gebiete von russischer Besatzung befreien

    Nach Einschätzung der ISW-Experten sind die russischen Streitkräfte in der Defensive und setzen alles daran, ihre Stellungen zu halten. Derweil führe die ukrainische Armee ihre Gegenoffensive an mindestens drei Abschnitten der Front fort und verzeichne in einigen Regionen Gebietsgewinne.
    Die Offensive Kiews hat das Ziel, alle Gebiete von der russischen Besatzung zu befreien - einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Russland hatte seinen Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen.
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    Quelle: dpa

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