Wie der Kreml Wagner-Chef Prigoschin den Kampf ansagt
Wagner-Chef in Bedrängnis:Wie der Kreml Prigoschin den Kampf ansagt
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Nach dem Wagner-Aufstand gibt es zwar keine Anklage gegen Prigoschin - aber der Kreml nimmt nun seine Firmen und Finanzen ins Visier. Und staatliche Medien dreschen auf ihn ein.
Jewgeni Prigoschin in einem Militärfahrzeug in Rostow, Russland - wie geht es weiter mit dem Wagner-Chef?
Quelle: dpa
Auch wenn der Aufstand der Wagner-Söldner für Russland einem Hochverrat gleichkam, so zeichnet sich weiterhin keine Anklage dafür ab. Der rebellische Chef der Gruppe, Jewgeni Prigoschin, ist zwei Wochen nach der Revolte jedenfalls nach wie vor auf freiem Fuß. Am Donnerstag soll er sich sogar in seiner Heimatstadt St. Petersburg aufgehalten haben.
Statt ihn vor Gericht zu bringen, scheint der Kreml dem Söldner-Chef aber an anderer Front zu Leibe zu rücken, bei seinen Finanzen. Könnte es vielleicht Ermittlungen gegen Prigoschin wegen Missbrauchs staatlicher Gelder geben?
Kreml hatte Finanzierung von Wagner zuvor nie zugegeben
Noch bis vergangene Woche hatte die russische Regierung nie zugegeben, das Söldnerunternehmen finanziert zu haben. Nach dem Aufstand räumte Präsident Wladimir Putin aber ein, dass der Staat in nur einem Jahr umgerechnet fast eine Milliarde Euro an Wagner gezahlt habe, neben etwa der gleichen Summe an Regierungsaufträgen für Prigoschins weitere Unternehmungen. Putin fragte sich laut, ob davon Geld abgezweigt worden sei.
Das staatliche Fernsehen griff das Stichwort auf. Kommentator Dmitri Kisseljow sprach von mehr als 1,7 Billionen Rubel (rund 18 Milliarden Euro), die über Regierungsaufträge an Prigoschin-Unternehmen gingen - etwa jeweils zur Hälfte an Wagner und die Catering-Firma Concord.
Wenige Tage nach dem Marsch auf Moskau will der Kreml Stärke demonstrieren und alle Söldner in die Armee eingliedern. Doch es regt sich Widerstand. Wie stark sind Russlands Privatarmeen wirklich?28.06.2023 | 5:12 min
Staatliche Medien dreschen auf Prigoschin ein
Die Wirtschaftszeitung "Wedomosti" berichtete unter Berufung auf eine dem Verteidigungsministerium nahestehende Quelle, die Einnahmen seien zwischen 2014 und 2023 erzielt worden.
Das wäre vor allem in dem Zeitraum, in dem sowohl Prigoschin als auch die russischen Behörden eine solche Verbindung zum Wagner-Unternehmen oder sogar die Existenz der Söldnertruppe bestritten hatten.
Die Erfolge seiner Privatarmee hätten dem Söldnerchef dazu offenbar ein "Gefühl der Straffreiheit" gegeben. Und ein möglicher Grund für den Aufstand könnte eine Weigerung des Verteidigungsministeriums sein, einen milliardenschweren - legalen - Vertrag mit Prigoschins Catering-Firma Concord zur Verpflegung der Streitkräfte zu verlängern.
Einige Firmen des Söldner-Chefs Jewgeni Prigoschins werden von russischen Behörden überprüft. Der Medienkonzern des ehemaligen Putin-Vertrauten in Russland schließt.
Transparency: Kreml will Prigoschin schlechtmachen
Am Mittwoch zeigten russische Medien dann Aufnahmen von Durchsuchungsaktionen in Prigoschins Büros in St. Petersburg und in einer luxuriösen Villa, die dem Söldner-Chef gehören soll - inklusive eigenem Hubschrauber. Zu sehen waren dort auch ein Lieferwagen mit Kisten voller Geld sowie Goldbarren und Waffen.
Komme jetzt heraus, dass Jewgeni Prigoschin einfach nicht genug kriegen konnte?, fragte ein Nachrichtenmoderator im Fernsehen. "Derselbe Prigoschin, der in Videos oft die Bewohner von Bonzenvillen für ihren luxuriösen Lebensstil beschimpfte", merkt die kremltreue Zeitung "Komsomolskaja Prawda" hämisch an.
Die "Komsomolskaja Prawda" mit Bildern, die aus Prigoschins Villa stammen sollen
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Ziel der Enthüllungen sei, die Person Prigoschin schlecht zu machen und als Oligarchen darzustellen, erklärte dazu Ilja Schumanow von der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International.
Die Botschaft des Kremls laute nun: "Wir haben es mit einem Dieb, einer korrupten Person zu tun, einem Dieb und einem Oligarchen, der zu weit gegangen ist und Geld aus der Staatskasse gestohlen hat", sagte Schumanow. Das sei eine klare Erklärung, und niemand müsse geopfert werden - außer Prigoschin.
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