Friedrich Merz: "Deutschland darf nicht Kriegspartei werden"

    Interview

    Friedrich Merz zum Ukraine-Krieg:"Deutschland darf nicht Kriegspartei werden"

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    Wie geht es angesichts des anstehenden Machtwechsels in den USA bei der Ukraine-Hilfe weiter? Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz bekräftigt die deutsche Unterstützung.

    SGS Merz Slomka
    Das Gespräch mit Friedrich Merz hier in voller Länge.09.12.2024 | 7:43 min
    Eine Woche nach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist auch Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) in die Ukraine gereist. Dort mahnte Merz, dass man alles tun müsse, "um die Ukraine in die Lage zu versetzen, ihr Recht auf Selbstverteidigung wahrzunehmen, ohne Einschränkung".
    Im Gespräch mit dem heutejournal äußerte sich Merz außerdem zu der Debatte um Taurus-Lieferungen, den Auswirkungen einer weiteren Amtszeit von Donald Trump auf den Krieg und was die Entwicklungen in Syrien für Russlands Angriff auf die Ukraine bedeuten.
    Sehen Sie das Interview mit Friedrich Merz oben im Video in voller Länge oder lesen Sie hier Auszüge. Das sagt Friedrich Merz zu …

    … der Taurus-Lieferung

    Um den Einsatz von Taurus-Marschflugkörpern im Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland gibt es seit langem eine Debatte in Deutschland. Kanzler Scholz will die Marschflugkörper mit einer Reichweite von 500 Kilometern nicht liefern.
    Unions-Chef Merz in der Ukraine
    Vergangene Woche der Kanzler, heute sein Herausforderer: Friedrich Merz besucht Präsident Selenskyj in Kiew.09.12.2024 | 2:04 min
    Unions-Kanzlerkandidat Merz bekräftigte im heutejournal dagegen seine Absicht, im Falle einer Kanzlerschaft, Taurus bereitstellen zu wollen. Das Taurus-System könne einen Beitrag zur Bekämpfung russischer militärischer Ziele nahe der Grenze leisten, so Merz. Dennoch stellte der CDU-Chef klar:

    Deutschland darf nicht Kriegspartei werden.

    Friedrich Merz, CDU-Chef

    Daher sei "eine Ausbildung von ukrainischen Soldatinnen und Soldaten notwendig", so Merz. Diese Ausbildung dauere "mindestens vier bis fünf Monate".
    Schaltgespräch Diana Zimmermann
    Die Taurus-Debatte "verfolgt den Kanzler auf seiner Reise nach Rio", berichtete Diana Zimmermann im November aus Rio.20.11.2024 | 2:31 min
    Neben der Lieferung von Taurus geht es laut Merz aber auch darum "Waffen zu liefern, die die Ukraine einsetzen darf, auf hinter der Grenze gelegene russische militärische Ziele, von denen aus Russland zivile Ziele in der Ukraine angreift". Dazu sei Deutschland bisher nicht bereit, sagt Merz und erklärt:

    Die Reichweitenbegrenzung gilt aus deutscher Sicht auch für Waffensysteme, wie zum Beispiel Artilleriegeschütze, die die Ukraine bereits hat.

    Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der Union

    … den Auswirkungen in Syrien auf den Ukraine-Krieg

    Russland war jahrelang ein wichtiger Unterstützer von Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Beim Treffen in Kiew sei die allgemeine Einschätzung gewesen, "dass Russland geschwächt ist durch das, was in Syrien jetzt gerade geschehen ist", sagt Merz.
    ZDF-Korrespondent Armin Coerper
    Putin zählte zu den wichtigsten Unterstützern Assads. Auch weil Russland dort zwei Militärbasen unterhält. ZDF-Korrespondent Armin Coerper mit einer Einschätzung aus Moskau.08.12.2024 | 2:10 min
    Dennoch werde auch die Einschätzung geteilt, "dass es keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Kriegsverlauf in der Ukraine hat", so Merz.

    … der Ukraine-Unterstützung nach Amtsübernahme von Trump

    Wie die künftige US-Unterstützung unter Donald Trump aussehen wird, bleibt weiter ungewiss. Trump hatte erst am Sonntag eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine gefordert. Kiew würde gerne eine Vereinbarung treffen, um den seit mehr als 1.000 Tagen andauernden Krieg zu beenden, schrieb Trump in einem Beitrag auf seiner Plattform Truth Social.
    Über Trumps Forderung habe er "sehr ausführlich" mit Selenskyj gesprochen, erklärt Merz. Laut Merz geht es hierbei darum, die Ukraine auf alle Szenarien vorzubereiten, "die wir möglicherweise im nächsten Jahr nach dem Regierungswechsel in Washington erwarten können".

    Jedenfalls scheint der amerikanische Präsident Trump, wenn er denn ins Amt kommt, entschlossen zu sein, eine andere Politik zu machen.

    Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der Union

    Trump trifft Selenskyj und Macron
    Der designierte US-Präsident Trump fordert eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine. Das verkündete er nach einem Treffen mit den Präsidenten Selenskyj und Macron.08.12.2024 | 0:43 min
    Sowohl Präsident Wolodymyr Selenskyj als auch Ministerpräsident Denys Schmyhal hätten hierbei Merz' Vorschlag über eine europäische Kontaktgruppe begrüßt. Die Kontaktgruppe bestehend aus Vertretern Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und Polens soll nach Vorstellung von Merz die Ukraine-Unterstützung koordinieren.
    Das Interview mit Friedrich Merz führte heutejournal-Moderatorin Marietta Slomka. Zusammengefasst hat es ZDFheute-Redakteurin Clara Eberle.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
    Liveblog
    Quelle: mit Material von dpa

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