AfD-Kanzlerkandidatin:Weidel will mit Trump "ins Gespräch kommen"
von Stefanie Reulmann
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Frieden in der Ukraine sei nur "mit den USA und mit Russland zusammen" zu erreichen, sagt AfD-Chefin Alice Weidel im ZDF. Deshalb suche sie das Gespräch mit Donald Trump.
Am Wochenende hat die AfD mit Alice Weidel erstmal eine eigene Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl am 23. Februar nominiert. Die Parteichefin soll die AfD in den Bundestagswahlkampf führen. Eine reelle Chance, Bundeskanzlerin zu werden, hat sie aber nicht, es fehlt an potenziellen Koalitionspartnern.
Weidel kritisiert "unsägliche Hetze" gegen Trump
Nicht nur innenpolitisch, auch außenpolitisch setzt die AfD andere Prioritäten als die meisten anderen Parteien. Immer wieder sind AfD-Politiker etwa durch ihre Nähe zu Russland aufgefallen. Dazu sagt Weidel am Abend in der ZDF-Sendung "Berlin direkt":
Wir setzen nicht nur auf Moskau allein, allen voran auf Washington, ich suche den Kontakt zu Washington.
Alice Weidel, AfD-Kanzlerkandidatin
Es habe eine "unsägliche Hetze" gegen den designierten US-Präsidenten Donald Trump gegeben, sagt Weidel. Sie aber habe sich immer für Trump eingesetzt und bemühe sich nun darum "mit ihm ins Gespräch zu kommen". Sie halte ihn für einen wichtigen Partner für Deutschland, den "die Vorgängerregierungen absolut verprellt haben".
Weidel: "Auf alle Partner setzen"
Deutschland sei mittlerweile für viele Länder "kein verlässlicher Partner mehr", so Weidel, und sei "weltweit noch nie so unbeliebt" gewesen. Ihrer Auffassung nach gelte das vor allem im Euroraum. Bei dem Treffen von Trump, Selenskyj und Macron in Paris hätten die Deutschen nicht einmal mit am Tisch gesessen, sagt sie. Man brauche aber Partner, deshalb müsse man auch "auf alle Partner setzen". Dazu gehörten auch Russland und China.
Die AfD hat sich in erster Linie den Einsatz für Frieden in der Ukraine auf die Fahnen geschrieben, geht mit dieser Kernforderung auch in den Wahlkampf. Man müsse "diesen schrecklichen Krieg endlich beenden", so ihr Mantra. Doch es ist nicht klar, welchen Preis die Ukraine letztendlich dafür zahlen muss.
AfD-Chefin wirft Merz "unseriöse Außenpolitik" vor
Weitere Waffenlieferungen hält die Kanzlerkandidatin der AfD daher für den falschen Weg. Sie verurteilt die Forderung von CDU-Chef Friedrich Merz, der der Ukraine Taurus-Marschflugkörper liefern will. Taurus seien von der Reichweite geeignet, Moskau zu erreichen, und das "wäre die rote Linie für Putin" sagt sie.
Das ist eine unseriöse Außenpolitik von Seiten der CDU, die die Kriegsgefahr für Deutschland absolut drastisch erhöhen würde.
Alice Weidel, AfD-Kanzlerkandidatin
In ihrer Kritik geht Weidel davon aus, dass die Taurus-Marschflugkörper nicht von Ukrainern bedient werden könnten, was ihrer Auffassung nach eine Entsendung deutscher Soldaten in die Ukraine notwendig machen würde.
Recherchen von ZDFheute aus dem Februar diesen Jahres haben jedoch ergeben, dass die Steuerung des Marschflugkörpers Taurus zwar "äußerst ausgefeilt ist", aber "nicht zwingend deutsche Soldaten oder Techniker der Bundeswehr vor Ort sein müssen", wie Frank Sauer von der Universität der Bundeswehr damals erklärte.
- Debatte um Marschflugkörper: Was steckt hinter Scholz' Taurus-Skepsis?
Frieden nur mit USA und Russland möglich
Was den Frieden und die Zukunft des Landes anbelangt, habe die Ukraine nach Ansicht Weidels "weitestgehend die Entscheidung aus der Hand gelegt". Tatsächlich werde über die Zukunft der Ukraine in Washington und Moskau entschieden. Dort müsse man sich einigen und dabei auch die Interessen der Ukraine und Russlands einbeziehen, sagt sie.
Im Gegensatz zu ihrem Parteikollegen Björn Höcke, der von sich sagte, dass er als Kanzler zuerst nach Moskau reisen würde, sagt Weidel, ihre beiden ersten Reisen würden sie nach Washington und Moskau führen.
Wir brauchen Frieden in der Ukraine, und das kann man nur erreichen mit den USA und mit Russland zusammen.
Alice Weidel, AfD-Kanzlerkandidatin
Quelle: dpa
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