Offenbar viele Tote: Explosion an einer Klinik in Gaza
Krankenhaus in Gaza:Explosion an Klinik: Was darüber bekannt ist
|
Im Gazastreifen hat ein mutmaßlicher Raketeneinschlag an einer Klinik offenbar viele Menschen in den Tod gerissen. Woher die Rakete kam, ist umstritten. Was wir wissen.
Die Explosion an einem Krankenhaus im Gazastreifen mit vielen Toten geht nach israelischen Erkenntnissen klar auf das Konto militanter Palästinenser. Dort sei am Dienstagabend eine fehlgeleitete Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad eingeschlagen. Das gehe aus Luftaufnahmen und einem abgefangenen Telefongespräch hervor, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwoch in Tel Aviv.
Der Dschihad wies die Darstellung zurück und in arabischen Ländern wurde Israel für den Angriff verantwortlich gemacht. Ein geplantes Treffen von US-Präsident Joe Biden in Jordanien mit arabischen Führern wurde kurzfristig abgesagt.
Die israelische Armee wies die Verantwortung für den mutmaßlichen Raketeneinschlag zurück und machte die Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad verantwortlich.
"Das Krankenhaus wurde durch eine fehlgeschlagene Rakete der Terrororganisation Islamischer Dschihad getroffen", teilte die Armee in der Nacht auf Mittwoch mit.
Israel: Haben Beweise geliefert
Mittlerweile wurden Aufnahmen veröffentlicht, die beweisen sollen, dass eine fehlgeleitete palästinensische Rakete für den tödlichen Einschlag in einem Krankenhaus im Gazastreifen verantwortlich sei. In dem am Mittwoch veröffentlichten Videozusammenschnitt sind Luftaufnahmen der Al-Ahli-Klinik und eines Parkplatzes zu sehen, auf dem ein Brand ausgebrochen war. Es sei kein typischer Krater zu sehen, wie er sonst bei israelischen Luftangriffen entstehe. "Der Parkplatz wurde nicht von Munition der Luftwaffe getroffen."
Das Raketenabwehrsystem Iron Dome werde auch nicht über dem Gazastreifen, sondern nur über Israel eingesetzt. Es gebe häufiger Vorfälle fehlgeleiteter Raketen militanter Palästinenser, die im Gazastreifen selbst einschlugen, sagte er.
Am Dienstagabend gab es im Gazastreifen einen Raketenangriff auf ein Krankenhaus. Von wem der Angriff ausging, ist bislang unklar. In Deutschland zogen danach Pro-Palästina-Demonstranten auf die Straßen.18.10.2023 | 6:10 min
Hagari sagte weiter, es gebe auch Radaraufzeichnungen von einer Salve von Raketen, die kurz vor der Explosion vom Gazastreifen aus auf Israel abgefeuert worden sei. Die Armee habe auch Luftaufnahmen ausgewertet. Es gebe zwei unabhängige Videos, die als Beweis für eine fehlgeleitete Rakete dienten. Man werde diese Informationen sowie weitere Beweise an Israels Verbündete weitergeben, allen voran die USA.
USA: Israel Stand jetzt nicht verantwortlich
Die US-Regierung stellte sich am Mittwoch hinter die Darstellung Israels. Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrat der US-Regierung teilte beim Kurznachrichtendienst X mit: "Wir sammeln weiterhin Informationen, doch nach unserer derzeitigen Einschätzung, die auf der Analyse von Luftbildern, abgefangenen und offen verfügbaren Daten beruht, ist Israel nicht für die gestrige Explosion im Krankenhaus in Gaza verantwortlich."
Zuvor hatte sich US-Präsident Joe Biden bei seinem Besuch in Tel Aviv ähnlich geäußert. Zunächst hatte er davon gesprochen, dass für den Raketeneinschlag offenbar "ein anderes Team" verantwortlich gewesen sei. Später konkretisierte er, dass die ihm vorliegenden Informationen darauf hindeuteten, dass die Explosion Ergebnis eines irrtümlichen Raketenbeschusses durch eine Terrorgruppe in Gaza gewesen sei.
Jedoch sei die "arabische Welt für solche Informationen nicht mehr wirklich erreichbar", so ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf.
Hass und Gewalt zwischen Hamas und Israel eskalieren. Die langjährige Nahost-Korrespondentin Nicola Albrecht erklärt die Hintergründe des aktuellen Konflikts. 16.10.2023 | 12:59 min
Klinik wohl einziges christliches Krankenhaus im Gazastreifen
Bei der Klinik handelt es sich offenbar um das einzige christliche Krankenhaus im Gazastreifen, das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus. Die Klinik wird von der anglikanischen Diözese Jerusalem getragen.
Der Generalsekretär des Jerusalem Inter-Church Center, Yousef Daher, sprach auf Facebook von 200 bis 300 Todesopfern. "Das ist ungeheuerlich", so Daher.
Er warf dem Westen vor, in Gaza "Kriegsverbrechen" zu unterstützen. "Auf dem ein oder anderen Wege, werden alle den Preis dafür zahlen", sagte Daher.
"Nach so einem schrecklichen Massaker gestern sprechen sie noch über Terror, ohne Israel zu nennen?", fragt Salah Abdel-Shafi, palästinensischer Botschafter in Österreich.18.10.2023 | 10:17 min
WHO-Chef fordert Schutz von Zivilisten
Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, mahnte:
"Wir fordern den sofortigen Schutz von Zivilisten und Gesundheitsversorgung sowie eine Rücknahme der Evakuierungsverordnung", teilte Ghebreyesus auf der Plattform X, ehemals Twitter, mit.
Angriff auf Israel (Karte Israel, Gazastreifen etc.)
ZDFheute Infografik
Ein Klick für den Datenschutz
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Nach dem Willen mehrerer Länder soll sich nun der Weltsicherheitsrat mit dem Raketeneinschlag in ein Krankenhaus im Gazastreifen beschäftigten.
Die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland beantragten am Dienstag eine Dringlichkeitssitzung des mächtigsten UN-Gremiums für Mittwochvormittag New Yorker Zeit, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen erfuhr.
Brasilien, das dem Gremium momentan vorsitzt, bestätigte das Treffen zunächst nicht. Es gebe Konsultationen, hieß es.
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Palästinensische Flaggen sollten auf halbmast gesetzt werden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am Dienstag.
Jordanien sagte derweil ein für Mittwoch geplantes Treffen zwischen König Abdullah II. und US-Präsident Joe Biden ab. Das Treffen, an dem auch Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi teilnehmen sollte, werde erst stattfinden, wenn es eine Einigung gebe, den Krieg zu beenden und "diese Massaker" zu stoppen, sagte Außenminister Aiman al-Safadi dem jordanischen TV-Sender Al-Mamlaka.
Im Gazastreifen wird ein Krankenhaus von einer Rakete getroffen. Woher diese kam, ist unklar. Zahlreiche Staaten verurteilen den Beschuss. In einigen Ländern kommt es zu Protesten.