Selenskyj in der Türkei:Erdogan: Ukraine verdient Nato-Mitgliedschaft
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Der ukrainische Präsident Selenskyj ist in der Türkei zu einem Gespräch mit Erdogan eingetroffen. Unter anderem geht es um die Nato, das Getreideabkommen und den Wiederaufbau.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat nach einem Treffen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj Istanbul seine Unterstützung für eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine zum Ausdruck gebracht.
Der türkische Staatschef sagte aber auch, dass im Krieg zwischen Russland und der Ukraine "beide Seiten" zu "Friedensgesprächen zurückkehren" sollten.
Selenskyj war in die Türkei gereist, um sich mit dem türkischen Präsidenten zum Nato-Gipfel kommende Woche abzustimmen und über den Wiederaufbau der Ukraine sowie das Verteidigungsabkommen zu sprechen, schrieb er am Freitag auf Twitter. Zuvor hatte Selenskyj Gespräche in Tschechien und der Slowakei geführt.
Er habe mit Selenskyj über das Getreideabkommen gesprochen und hoffe, dies im kommenden Monat auch mit Putin zu besprechen, sagte Erdogan und ergänzte: "Wir hoffen, dass das Abkommen verlängert wird."
Selenskyj fordert Lösung zu Schwedens Nato-Beitritt
Kurz vor seinem Besuch in der Türkei thematisierte Selenskyj auch den Beitrittsgesuch Schwedens. Der ukrainische Präsident forderte die Nato zur Lösung des Konflikts auf. "Ich denke, dass es diesbezüglich nicht genug Einigkeit gibt", sagte der ukrainische Präsident während einer Pressekonferenz am Freitag.
Wegen der russischen Aggressionen in der Ukraine will Schweden Mitglied in der NATO werden. Doch die Türkei befindet sich in einer Blockadehaltung.24.01.2023 | 5:43 min
Nato-Gipfel in Litauen kommende Woche
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versprach unmittelbar vor dem Empfang, im Hinblick auf den Mitgliedsantrag Schwedens die "bestmögliche Entscheidung" zu treffen.
Er befürworte die "Politik der offenen Tür", sagte Erdogan weiter. "Aber wie kann ein Staat, der sich nicht von Terrororganisationen distanziert, einen Beitrag zur Nato leisten?"
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat bei einem Treffen mit Tschechiens Staatschef Pavel in Prag einen Nato-Beitritt seines Landes gefordert. Das Bündnis müsse "Mut" beweisen.
Schweden hatte wie Finnland nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 den Nato-Beitritt beantragt, Finnland ist seit April Mitglied. Neben Ungarn ist die Türkei das einzige der 31 Nato-Länder, dessen Parlament das Beitrittgesuch Schwedens in das westliche Militärbündnis noch nicht ratifiziert hat.
Türkei erhebt schwere Vorwürfe gegen Schweden
Die Türkei wirft Schweden vor, Zufluchtsort für "Terroristen" zu sein, womit vor allem Mitglieder der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gemeint sind. Zudem äußerte Erdogan zuletzt scharfe Kritik an einer Koran-Verbrennung in Stockholm.
Unmittelbar vor dem Gipfel in Vilnius soll Erdogan auf Vermittlung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg den schwedischen Regierungschef Ulf Kristersson treffen, um zu versuchen, Differenzen im Beitrittsstreit auszuräumen.
Beitritt bedarf Zustimmung aller Nato-Mitglieder
Die überwiegende Mehrzahl der Nato-Länder hofft darauf, Schweden als nächstes Mitglied in ihrem Kreis willkommen zu heißen. Dafür müssten allerdings die Einwände des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gegen den Beitritt des skandinavischen Landes überwunden werden.
Formell besiegelt würde der Beitritt ohnehin erst in den kommenden Monaten. Auch das ungarische Parlament hat noch nicht zugestimmt. Erweiterungen der Nato bedürfen der Zustimmung aller Mitglieder.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.