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Unabhängigkeit der Justiz:AfD gegen besseren Schutz des Verfassungsgerichts
von Alexandra Tadey und Samuel Kirsch
Interview
Expertin über rechte Rhetorik:Kämper: "Die Sprache der AfD ist gewalttätig"
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Erst die Worte, dann die ganze Macht: Die Sprachwissenschaftlerin Heidrun D. Kämper beschreibt, wie Rechte Sprache als Waffe in ihrem ideologischen Kampf einsetzen.
ZDFheute: Sie beschreiben in Ihrem Buch, wie die Rechte Sprache verzerrt und entmenschlicht. Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
Heidrun Deborah Kämper: Das begann schon mit Alexander Gaulands Satz "Wir werden sie jagen" von 2017 in Bezug auf Angela Merkel. Heute ist in der AfD von "Schmarotzern" und "Parasiten" in Bezug auf Migranten und Migrantinnen die Rede.
Die Enthemmung im Netz geht noch viel weiter. Da ist von "Auslöschung" und "Vergasung" die Rede. Wir erleben bei der AfD immer wieder ein absichtliches Spielen und Austesten von Vokabular, um Gewalttaten zunächst in der Sprache und am Ende auch im Handeln durchzusetzen.
Quelle: privat
... ist Professorin an der Uni Mannheim und Mitarbeiterin am Leibniz Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, wo sie über zwei Jahrzehnte den Arbeitsbereich "Sprachliche Umbrüche" leitet. Auf der Buchmesse in Frankfurt stellt sie ihr aktuelles Buch "Die Sprache der Rechten - Wie sie reden und was sie sagen" vor.
ZDFheute: Ist Reden nicht das Eine und Handeln das Andere?
Kämper: Sollte man meinen, ist aber nicht so. Über den Zusammenhang zwischen Sprache und Handeln gibt es ausreichend Forschung. Nehmen wir als Beispiel die Rechtsrock-Szene, die es in Deutschland seit den 1980ern gibt und die sich in der Zwischenzeit weiter radikalisiert hat.
Seine Wurzeln hat der Rechtsrock in der englischen Skinhead-Bewegung. Die Verherrlichung von Gewalt ist von Beginn an das zentrale Kennzeichen rechter Rocktexte. In Einzelfällen konnte ein direkter Zusammenhang zwischen den von Bands vermittelten Feindbildern, der aggressionsfördernden Wirkung der Musik und rechtsextremistischen Gewalttaten zweifelsfrei festgestellt werden.
Bei manchen Taten gab es sogar einen engen zeitlichen Zusammenhang zwischen Musik und Gewalttat.
Heidrun Deborah Kämper, Sprachwissenschaftlerin
ZDFheute: Aus Ihrer Sicht als Sprachwissenschaftlerin: Wie rechts ist Björn Höcke?
Kämper: Höcke hat sich nicht nur die Losung "Alles für Deutschland" von der SA abgeschaut. Dass er dafür vor Gericht stand, später aber wieder rückfällig wurde - auch das gehört zum Kalkül.
Bei seiner Rede 2017 an die Parteijugend der AfD hat Höcke Hitler nachgeeifert. Es gibt in dieser Rede so viele Parallelen bei der Wortwahl, dem Satzbau, beim Gestus und beim idealisierten Bild der Jugend. Höcke tritt wie Hitler als Erzieher einer Jugend auf, die es nach seinen Vorstellungen nicht leicht haben soll, sondern bereitwillig Entbehrungen in Kauf nimmt.
ZDFheute: In Ihrem Buch verwenden Sie den Begriff "Hundepfeifensprache". Was ist darunter zu verstehen?
Kämper: Die Hundepfeife sendet Signale in einer Frequenz, die nur Hunde verstehen. So gibt es auch im rechten Diskurs Worte, die nur Eingeweihte wahrnehmen. "Remigration" ist so ein Wort. Ohne jeden Argwohn könnte man das Wort als "Rückwanderung" oder "Rückkehr" interpretieren. Dass hier aber Deportation gemeint sein könnte, ist womöglich nur den Gleichgesinnten bekannt.
So eine Hundepfeifensprache schafft Identität, sie schweißt die Eingeweihten zusammen.
Heidrun Deborah Kämper, Sprachwissenschaftlerin
ZDFheute: Sie haben für Ihr Buch akribisch politische Debatten, öffentliche Reden und Beiträge in den sozialen Medien analysiert. Was möchten Sie damit bewirken?
Kämper: Das Wählerpotenzial, das sich bewusst für die AfD entscheidet, erreiche ich mit meiner Arbeit nicht. Mir geht es eher um diejenigen, die unentschlossen sind, aber eine Entscheidung für die AfD nicht ausschließen. Diese möchte ich zum Nachdenken bringen.
Die Sprache der AfD ist gewalttätig, und aus Worten werden Taten.
Heidrun Deborah Kämper, Sprachwissenschaftlerin
Zum Glück ist es kein Mainstream in Deutschland, die Sprache der AfD zu kopieren. Die Gesellschaft ist sensibel und aufmerksam gegenüber sprachlicher Verrohung.
Das Interview führte Eva Schmidt.
Quelle: ZDF
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