Generationenforscher bei "Lanz": Darum wählt die Jugend AfD
Generationenforscher bei "Lanz":Experte Maas: Darum wählt die Jugend AfD
von Felix Rappsilber
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Warum sind so viele Jungwähler für die AfD? Ein Generationenforscher erklärt das mit der Auflösung des "Rechts-Links-Schemas". Jugendliche sähen die AfD nicht als rechtsextrem an.
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 03. Oktober in voller Länge. 03.10.2024 | 75:15 min
"Je jünger die Wähler, desto extremer wählen sie" - das ist ein zentraler Befund der repräsentativen Jugendwahlstudie 2024, die Generationenforscher Rüdiger Maas bei "Markus Lanz" anführte.
Dort ging es unter anderem um die Frage, warum so viele junge Menschen bei den zurückliegenden Landtagswahlen ihr Kreuz bei der AfD gemacht haben. In Brandenburg konnte erstmalig ab 16 Jahren abgestimmt werden. Gut ein Drittel der 16- bis 24-Jährigen votierte in dem Bundesland für die AfD. Aber woran liegt das?
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Maas: Verantwortung wird an Staat abgegeben
In seiner Erhebung hätten - Maas zufolge - 32 Prozent der zwischen 16- und 25-Jährigen angegeben, "dass die Regierung gegen sie arbeitet". Unter den jungen AfD-Wählern glaubten das sogar 70 Prozent. Junge Menschen hätten das Gefühl, so Maas, dass der Staat mehr machen müsse:
Zur parteiinternen Kritik an der Migrationspolitik von Kanzler Scholz, den Sondierungen in Thüringen zwischen CDU, BSW und SPD und den Ampel-Querelen um das Rentenpaket.03.10.2024 | 75:15 min
Das liegt, laut dem Psychologen, auch daran, dass Kinder heute behüteter aufwachsen würden. Es gebe eine höhere Anzahl "von Intensivelternschaften, Helikopter-Eltern und Co". Weil die Eltern ihren Kindern sehr viel Verantwortung abnehmen würden, werde diese von den Jugendlichen auf den Staat übertragen:
Maas warnte: "Wir unterschätzen, dass ich, wenn ich mein Leben lang in die Schule gefahren werde, wenn mir mein Leben lang alles abgenommen wird, nie gelernt habe, mein Handlungsspielfeld wahrzunehmen."
Junge Menschen würden schon "an Kleinigkeiten zerbrechen", weil sie nie gelernt hätten, selber Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Eine Studie kommt zu dem Ergebnis: Junge Erwachsene sind immer unzufriedener - vor allem wegen den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Ihre beliebteste Partei: die AfD.23.04.2024 | 1:36 min
Maas: AfD für Jugendliche "gar keine extremistische Partei"
Daraus ergebe sich eine ganz andere Wahrnehmung, was der Staat dürfe und nicht dürfe, ein "ganz anderes Politikverständnis". Etwa 35 Prozent der Studienteilnehmer hätten sich auf einer Skala der politischen Orientierung nicht einordnen können:
Die AfD sei für viele junge Menschen "gar keine extremistische Partei", sondern eine "nahbare Partei der konservativen Mitte". Maas gab Beispielaussagen wieder: "'Ich bin selber nicht rechtsextrem. Ich würde mich in der Mitte einordnen. (...) Ich wähle die AfD, deswegen kann die auch nicht extremistisch sein.'"
Die AfD könnte ihre rechtsextreme Jugend enger an sich binden. Die Junge Alternative wäre vor einem Verbot dann besser geschützt. Eine Mäßigung scheint aber unwahrscheinlich.
von Julia Klaus
In Interviews hätten die Jugendlichen angegeben, was die AfD suggeriere: "'Es wird mir sehr stark vermittelt, dass es mir noch besser gehen könnte und dass es mir sehr schlecht geht. (...) Der Staat sollte dafür sorgen, dass es dir besser geht.'"
Für junge AfD-Anhänger seien Parteien, die nicht mit der AfD koalierten, "automatisch links" und "weg von meinem Spektrum". Demnach werde sogar die CDU als links eingeordnet.
Die AfD in Brandenburg versammelt viele junge Menschen hinter sich. Die "Junge Lausitz" in Cottbus möchte dagegen halten und steht für einen "weltoffenen Lokalpatriotismus".17.09.2024 | 3:51 min
Kühnert: AfD bietet Ermächtigungsgefühl für junge Menschen
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert merkte an, dass junge Menschen in Form von Visionen versuchen würden, sich diese Welt zu erschließen und "ganz viel Etabliertes angreifen wollen".
Die AfD sei für sie die einzige Partei, die ein "Programm - auch, wenn ich das ganz fürchterlich finde - anbietet, was ernsthaft den Eindruck vermittelt:
Kühnert fährt fort: Nicht im Mikrobereich, nicht "mit ein bisschen Reform hier oder dort", die AfD wolle "das große Rad drehen".
Mit Blick auf seine Partei räumte Kühnert ein: "Wenn man uns jetzt vorwerfen will, das verkörpern wir nicht, muss ich sagen: Ja, das stimmt." Für einen jungen Menschen, "der vor Kraft kaum laufen kann und alles verändern will", klinge es zunächst nicht lohnenswert, das zu wählen, während die AfD ein Ermächtigungsgefühl für junge Menschen vermittle.