CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz zu Besuch in Münster

    Landesparteitag der CDU in NRW:Merz im Wüst'schen Wunderland

    Normen Odenthal
    von Normen Odenthal
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    Der Kanzlerkandidat besucht seine CDU in NRW, wo Schwarz mit Grün regiert. Die Konstellation, die Friedrich Merz im Bund unbedingt verhindern soll - wenn es nach Markus Söder geht.

    Nordrhein-Westfalen, Münster: Friedrich Merz (r), CDU-Bundesvorsitzender und Unionsfraktionsvorsitzender und Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, sitzen zusammen auf dem 46. Landesparteitag der CDU Nordrhein-Westfalen.
    Hendrik Wüst und Friedrich Merz strahlten in Müster Zuversicht und Geschlossenheit aus.
    Quelle: dpa

    Münster und München - klingt anfangs ähnlich, ist aber eine andere Welt. 510 Kilometer Luftlinie sorgen für einen ganz anderen Blick auf die politische Landschaft. "Geht gar nicht", sagt der bayerische Ministerpräsident, wenn er über Koalitionsoptionen seiner Union mit den Grünen nachdenkt. "Geht doch", sagt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident, der in seinem Bundesland mit den Grünen regiert.
    Irgendwo dazwischen, im Niemandsland zwischen Söder und Wüst, operiert Friedrich Merz mit der wohldosierten Einschätzung: "Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Es geht nicht." Aber wer weiß, was die "heutige Sicht" noch wert ist, wenn auf den Tag genau in einem Jahr ein neuer Bundestag gewählt wird. "Lassen wir sich die Grünen erstmal sortieren", bietet Merz heute schon eine Hintertür an.
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    Friedrich Merz hat es nach mehreren Rückschlägen geschafft - er ist der Kanzlerkandidat der Union. Und das, obwohl er schon mehrmals politisch angezählt war - unter anderem nach zwei verlorenen Wahlen zum Parteivorsitzenden der CDU.17.09.2024 | 2:08 min

    Merz und Wüst ziehen gemeinsam in die Halle

    Parteitag der NRW-CDU in Münster: Saal voll, Stimmung gut. In Berlin zerlegt sich die Ampel selbst, und Störgeräusche wie die starke AfD im Osten und das schwache Abschneiden der CDU in Brandenburg werden geflissentlich übertönt. Dann dringt die Nachricht aus Thüringen durch, von der Wahl eines Christdemokraten zum dortigen Landtagspräsidenten. Für den Punktsieg gegen die AfD gibt es Applaus in Münster.
    Die Halle hier ist riesig, die Bestuhlung für alle Delegierten wäre mit der Hälfte des Platzes ausgekommen. Diesen Saal mit Stimmung zu füllen, ist nicht leicht. Aber ein Hauch von Vorwahlkampf kommt auf, als Wüst die Ampel attackiert ("schlechteste Regierung") und Merz die AfD ("Wir wollen nichts mit denen zu tun haben. Wir lassen uns unsere Demokratie nicht kaputtmachen".)
    Nicht nur das gesprochene Wort zählt, das gezeigt Bild auch. Merz und Wüst ziehen gemeinsam in die Halle. Auf Augenhöhe - jedenfalls körperlich einigermaßen gleich hoch aufgeschossen. Merz in Grau, Wüst in Blau, der Anzug des Ministerpräsidenten in Form und Schnitt enger, moderner, der des Parteivorsitzenden eher klassisch. So schreiten sie Seite an Seite.
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    Die Fehler von CDU und CSU im Bundestagswahlkampf 2021 dürften sich nicht wiederholen, sagt der Unions-Kanzlerkandidat, Friedrich Merz, im ZDF-Interview. Er könne sich auf CSU-Chef Markus Söder verlassen.17.09.2024 | 1:08 min

    Lob für CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz

    An keiner Stelle schimmert bei Wüst durch, dass auch er als Kanzlerkandidat gehandelt wurde. "Die nächste Bundesregierung soll von Dir, lieber Friedrich, angeführt werden." Der "liebe Friedrich" zahlt es zurück mit Lob für die Wüst'sche Landesregierung: "Hendrik, Du regierst erfolgreich - auch mit den Grünen." Auch oder trotz - da kann jeder selbst interpretieren, was der Kandidat meint. Eindeutiger fällt der Dank Richtung Bayern aus, den Merz und Wüst fast wortgleich formulieren, weil sich Markus Söder an alle Absprachen gehalten habe.
    Den Ansatz, das Wort "Geschlossenheit" mit Inhalt und Verhalten anzufüttern, könnte sich Hendrik Wüst als kleinen Erfolg auf die Fahnen schreiben. Zuletzt hatte er für einen politischen Stil geworben, bei dem man "nicht immer nur draufhauen" solle, "nicht immer nur schwarzmalen". Heute sagt auch Merz, dass "ein vernünftiger Umgang miteinander" die Grundlage für Erfolg sei. Eine Regierung müsse "gut geführt werden und vor allem nicht ständig öffentlich streiten".
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    In der Union hatten viele Sorge, dass das Ringen um die Kanzlerkandidatur wieder zu einem erbitterten öffentlichen Streit wird. Nun ist die Entscheidung für Friedrich Merz gefallen – Markus Söder verzichtet. 17.09.2024 | 1:46 min

    Fein orchestrierter Auftritt

    Harmonie in der Union scheint also gewollt und möglich. Bei den Delegierten kommen diese Töne gut an. Gefragt, ob sie darauf vertrauen, dass auch Markus Söder mitziehe, schwingt zumindest Hoffnung mit. "Wenn aus Bayern keine scharfen Worte kommen, dann wäre es nicht mehr Bayern", sagt einer. Eine andere wirbt für Verständnis, wenn "gerade zur Oktoberfestzeit deftige Sprüche" fielen.
    365 Tage bis zur Wahl sind eine lange Zeit. Heute war alles fein orchestriert zwischen den Granden Merz und Wüst, präsentiert als Aufbruch Richtung Zukunft. Die klopft sogar sinnbildlich an, als ein Roboter über die Bühne fährt, dem Redner frisches Wasser bringt. Der Ministerpräsident wirkt leicht erschrocken, er lacht: "Es ist ja alles so schrecklich modern hier." Muss man offensichtlich erstmal mit klarkommen.
    Normen Odenthal ist Leiter des ZDF-Landesstudios Nordrhein-Westfalen.

    Kanzlerkandidat der Union
    :Merz "ganz sicher": Auf Söder ist Verlass

    Friedrich Merz wird Kanzlerkandidat von CDU und CSU. Im ZDF betont er, dass es im Wahlkampf auf Einigkeit der Union ankommt. Streit wie vor der letzten Wahl soll es nicht geben.
    Friedrich Merz, PK in der in der Bayerischen Vertretung in Berlin
    mit Video

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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