Parteitag der Linken in Augsburg: Letze Chance Neuaufbruch
Parteitag in Augsburg beginnt:Wie die Linke gegen ihr Ende kämpfen will
von Dorthe Ferber
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Der Star Sahra Wagenknecht ist weg, die Fraktion löst sich auf: Die Linke startet geschwächt in ihren Parteitag in Augsburg. Von dort soll ein Signal des Neuaufbruchs ausgehen.
Die Linke will nach vorne blicken auf ihrem Parteitag in Augsburg, der heute beginnt. Optisches Signal des Neuaufbruchs soll ein neues Logo sein, das die Parteichefs zu Beginn vorstellen wollen.
Der Schriftzug "Die Linke" weist jetzt schräg nach oben, der Keil auf dem i-Punkt nach rechts statt wie bisher nach links. Ein anderes Erscheinungsbild, erstmals seit der Entstehung der Partei im Jahr 2007. Das soll offenbar Dynamik symbolisieren: Mit neuem Logo voran.
Quelle: dpa
Zittern vor anstehenden Wahlen
Personell und programmatisch wird das Voran schwieriger. Personell fehlt der Medienprofi Sahra Wagenknecht. Sie dürfte künftig mit ihrem "Bündnis Sahra Wagenknecht" einen Großteil der öffentlichen Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die dazu gehörende Partei soll Anfang des Jahres gegründet werden.
Man dürfe sich nicht dauerhaft am Wagenknecht-Bündnis abarbeiten. Die Trennung von Wagenknecht und ihren Leuten biete vielmehr eine Chance, diese Botschaft will "Die Linke" jetzt verbreiten.
"Es ist das Ende der Fraktion, aber die Chance für einen Neustart", so Bartsch am Montag.14.11.2023 | 4:33 min
Die Linke will weiter nach links - und polarisiert intern
Programmatisch setzt die Linkspartei auf ihrem Augsburger Europa-Parteitag auf mehr links. Das wird deutlich beim Vorschlag für die Spitzenkandidatur. Auf dem zweiten Platz nach dem Parteivorsitzenden Martin Schirdewan soll die Seenotrettungs-Aktivistin Carola Rackete stehen.
Ihre Kandidatur ist umstritten. "Wählerschreck" raunen die Rackete-Gegner. Sie befürchten, Rackete könne einen Teil der älteren ostdeutschen Stammwählerschaft vergraulen. Die Kontroverse um Rackete zeigt, dass es in der schwer gebeutelten Partei auch nach dem Abgang von Wagenknecht weiter Konflikte gibt.
An wen soll sich das politische Angebot der Linken richten? An Menschen, die Abstiegsängste verspüren, an solche mit niedrigem Bildungsstand, oder lieber an akademische, zukunftsorientierte Milieus?
Lange Debatten in Augsburg erwartet
In Augsburg soll darüber debattiert werden. Vermutlich heftig. Auf jeden Fall lang. Im Sitzungsplan ist erst um Mitternacht Beratungsende angegeben. An Ideen für Erneuerung und Aufbruch dürfte es nicht mangeln, an Geschlossenheit möglicherweise.
Denn der Streit zwischen realpolitisch orientierten Regierungs-Linken in Ländern und Kommunen, wie etwa Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, und denen, die auf einen radikaleren Kurs setzen, ist so alt wie die Partei.
Trotz aller Krisen und Konflikte: Die Linke sei attraktiv, beteuert die Parteiführung - und verweist auf die Zahl der Neumitglieder. Ein paar Hundert Menschen seien seit dem Abgang von Sahra Wagenknecht in die Partei eingetreten, darunter seien auch Wiedereintritte. Die Linke setzt auf den Aufbruch von Augsburg.
Die Linke hat ein neues Strategiepapier vorgestellt. Mit Ideen zur Wirtschafts- und Klimapolitik will die Partei nach dem Austritt Sahra Wagenknechts wieder neues Profil gewinnen.