EM 2024: Härtetest für die Innere Sicherheit

    Stadien und Public Viewing:EM 2024: Härtetest für die Sicherheit

    von Anne Herzlieb
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    Kurz vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft am 14. Juni stehen die Sicherheitsbehörden unter Hochspannung. Mehrere gewaltbereite Gruppen stehen im Fokus.

    Polizisten beim einer Schießübung
    Die EM ist für Behörden eine große Herausforderung, denn Bedrohungen kommen aus verschiedenen Richtungen. Doch wie gut sind wir darauf vorbereitet?12.06.2024 | 11:42 min
    Freitagabend ist es so weit: Anpfiff um 21 Uhr in der Allianz-Arena in München. Deutschland gegen Schottland. Seit Jahren wappnen sich Bundesregierung und Sicherheitsbehörden für alle denkbaren Gefahren während der Fußball-EM in Deutschland, damit rund 2,7 Millionen Fans in den Stadien und bis zu zwölf Millionen Besucher auf den Fanmeilen unbeschwert die Spiele genießen können.
    Das Eskalationspotenzial in diesem Jahr ist höher als noch zur WM 2006: Es drohen Cyberangriffe. Mehrere gewaltbereite Gruppen wie Hooligans, Rechtsextreme und Islamisten sind derzeit im Fokus. Kürzlich wurde ein mutmaßlicher IS-Unterstützer verhaftet, der sich als Sicherheitsmann bei Public Viewing-Events beworben hat.
    German Interior Minister Faeser attends a press conference on the EURO 2024, in Berlin
    Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat die Gewährleistung der Sicherheit während der Fußball-EM als "großen Kraftakt" bezeichnet.04.06.2024 | 2:19 min

    Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen während der EM

    Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD) hat Grenzkontrollen angekündigt, in den Stadien werden Metalldetektoren und Spürhunde eingesetzt. Auf den Fanmeilen wird es Personen- und Taschenkontrollen geben. So soll verhindert werden, dass Waffen und Sprengmaterial in Menschenmengen gelangen.
    Sicherheitsexperte Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project (CEP) sieht Stadien gut geschützt, Anschläge auf sogenannte weiche Ziele im öffentlichen Raum wie Public Viewings seien wahrscheinlicher, da die Absicherung großer Menschenmassen hier schwieriger sei.
    Sicherheit bei der Fußball-EM
    In Neuss wird die Sicherheit während der EM koordiniert: Polizisten aus jedem Teilnehmerland organisieren mit deutschen Beamten die Einsätze bei den Spielen ihrer Teams.14.06.2024 | 2:33 min
    Klar sei, dass eine Großveranstaltung mit Tausenden von Menschen "sicherlich ein attraktives Ziel ist für alle gewaltbereiten, extremistischen Strömungen", so Schindler.

    Polizei koordiniert Einsätze aus Neuss

    Im neu aufgebauten Lagezentrum der Polizei, dem "International Police Cooperation Center" im nordrhein-westfälischen Neuss, koordinieren 600 Beamte aus dem In- und Ausland die Einsätze. Ziel ist ein bestmöglicher Austausch von Informationen.
    Zudem gelten über den Arenen Flugbeschränkungen. Während des Turniers werden rund 350 ausländische Polizeikräfte in Deutschland eingesetzt.
    First insight into IPCC center in Neuss set up ahead UEFA EURO 2024
    500 Quadratmeter groß, 129 Arbeitsplätze und Technik ohne Ende: Rund sieben Wochen vor der Heim-EM ist in Neuss das Polizei-Lagezentrum von Bund und Ländern sowie der internationalen Partner vorgestellt worden.23.04.2024 | 2:03 min
    In der Vergangenheit sind mehrere Anschläge in Deutschland verhindert worden, weil ausländische Nachrichtendienste deutschen Behörden den entscheidenden Hinweis gaben. Christoph de Vries (CDU), Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium, fordert deshalb mehr Befugnisse auch für deutsche Behörden:

    Wir können die Bedrohung des 21. Jahrhunderts nicht mit den Mitteln des 20. bekämpfen. Wir müssen neue Technologien einsetzen wie zum Beispiel die Gesichtserkennung.

    Christoph de Vries (CDU)

    Terrorbekämpfung mithilfe von KI?

    Sein Parteikollege, der sächsische Innenminister Armin Schuster (CDU), würde gerne verstärkt Künstliche Intelligenz (KI) bei der Terrorbekämpfung einsetzen, "um identifizieren zu können, ob bekannte Terrorgefährder sich verdächtig im Umfeld von EM-Spielen oder im Umfeld von Teamunterkünften oder bei großen Menschenmengen bewegen".
    Die Bundespolizei kontrolliert den Einreiseverkehr am deutsch-tschechischen Grenzübergang Furth im Wald
    Die Bundespolizei kann wegen der Fußball-EM bis zum 19. Juli alle deutschen Grenzen kontrollieren. Damit will sich das Innenministerium gegen terroristische Bedrohungen wappnen.07.06.2024 | 0:22 min
    Widerstand dagegen kommt von FDP und Grünen. Misbah Khan, Innenexpertin bei den Grünen, meint, es helfe nicht, immer mehr Daten anzuhäufen:

    Täterinnen und Täter rüsten gegen, rutschen ins Darknet und passen noch mehr auf, nicht gefunden zu werden.

    Misbah Khan (Grüne)

    Wichtiger sei es in Prävention zu investieren: "Oft sind die Täter Inländer, die sich in Deutschland radikalisieren und hier ganz legal einen Aufenthaltsstatus haben."

    Lehren aus dem Anschlag in Moskau

    Sicherheitsexperte Schindler meint mit Blick auf den islamistischen Anschlag in Moskau im März:

    Wenn wir eine Sache aus dem Anschlag aus Moskau gelernt haben, dann, dass es auch in Polizeistaaten Sicherheitslücken gibt. Und wir sind kein Polizeistaat.

    Hans-Jakob Schindler, Sicherheitsexperte

    Die Debatte, wie weit der Staat bei der Terrorabwehr gehen darf, hat mit der EM 2024 neu an Fahrt aufgenommen.
    Anne Herzlieb ist Reporterin in der ZDF- Redaktion "frontal".

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